Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Bubba durch den Maschendraht.
»Wie würdest du das nennen?«
»Laß mal den Scheiß beiseite und antworte mir ganz offen.«
»Sie weiß sehr gut, wie sie einen Kerl zu packen kriegt.«
»Du redest von deiner Frau.«
»Na und? Sie ist auch nur ein Mensch.«
»Merkst du nicht, wenn du geleimt wirst? Man hält dich doch für einen von den ganz Schlauen.«
»Aber gib’s zu, du hast dran gedacht, als sie in deinem Pickup gewesen ist«, sagte er und lächelte. Seine Zähne waren noch rosa vom Blut. Die Handschellen hielten seine Arme auf dem Rücken, und seine gestraffte Brust sah rund und hart aus wie ein kleines Faß. »Manchmal macht’s ihr Spaß, vorzuzeigen, was sie hat. Das machen alle so. Das heißt noch nicht, daß du gleich deinen Schlitz aufreißt. He, und jetzt mal ehrlich. Mit dem ersten Knaller hab’ ich dir die Birne gründlich durchgeschüttelt, wie?«
»Ich will dir mal was sagen, Bubba. Ich möchte nicht, daß du das in den falschen Hals bekommst: Geh mal zu einem Psychiater. Du bist ein reicher Mann, du kannst dir das leisten. Du wirst dann andere Leute besser verstehen, du lernst was über dich.«
»Ich wette, ich bezahl’ meinem Gärtner mehr, als du verdienst. Was schließt du daraus?«
»Du hörst nicht richtig zu. Hast du noch nie gekonnt. Deshalb wirst du eines Tages ganz schwer auf die Nase fallen.«
Ich stieg aus dem Wagen und öffnete seine Tür.
»Was machst du da?« fragte er. »Steig aus.«
Ich schob ihm eine Hand unter den Arm und half ihm vom Sitz. »Dreh dich um«, sagte ich. »Was wird hier gespielt?«
»Kein Spiel. Ich lass’ dich laufen.«
Ich schloß seine Handschellen auf. Er rieb sich die Handgelenke. Im Schatten starrten mich die Pupillen seiner graublauen Augen an wie glühende Scheite.
»Ich gehe davon aus, daß das, was bei Tee Neg passiert ist, eine persönliche Sache zwischen uns gewesen ist. Also lass’ ich dich diesmal gehen. Falls du noch mal über mich herfällst, wanderst du in den Bau.«
»Hört sich an wie ein Dick-Tracy-Spruch.«
»Ich weiß auch nicht, warum, aber ich habe das starke Gefühl, daß du ein Mann ohne Zukunft bist.«
»Ja?«
»Die fressen dich bei lebendigem Leib.«
»Wer sind die denn, diese ›die‹, von denen du sprichst?«
»Die Dagos, solche wie wir, deine eigene Sippschaft. Eines Tages wird es passieren, wenn du es am wenigsten erwartest. Das wird sich ähnlich abspielen wie damals, als Eddie Keats eine deiner Nutten in Brand gesteckt hat. Sie dachte wahrscheinlich gerade an einen Urlaub auf den Inseln, als er mit einem Lächeln im Gesicht an ihre Tür geklopft hat.«
»Mit diesem hirnrissigen Scheiß sind mir die Cops früher auch schon gekommen. So was stammt immer von denselben Typen. Die haben keinen Fall, keine Beweise, keine Zeugen. Sie machen einen Höllentanz, bei dem es jeder mit der Angst zu tun kriegen soll. Aber weißt du, was ihr eigentliches Problem ist? Sie tragen Anzüge von J. C. Higgins. Sie fahren Scheißkarren, sie wohnen in kleinen Flohkisten beim Flughafen. Dann sehen sie einen Kerl, der alles das hat, was sie haben wollen und nicht können, weil die meisten von denen so blöd sind, daß ihnen noch ein nasser Traum danebengeht, also werden sie auf diesen Kerl so richtig scharf und reden einen Haufen Mist, von wegen, daß jemand dem mal das Handwerk legen muß. Also sag’ ich dir dasselbe, was ich diesen anderen Typen auch sage: ›Wenn’s soweit ist, bin ich dabei. Trink mein Bier und piß auf mein Grab.‹«
Erholte einen Kaugummistreifen aus der Tasche, zog die Hülle ab, ließ sie auf den Boden fallen und schob sich den Kaugummi in den Mund, wobei er mir unverwandt in die Augen starrte.
»Bist du jetzt mit mir fertig?« fragte er.
»Ja.«
»Übrigens, ich hab’ mich gestern nacht besoffen. Also, kein Grund für dich, dir gleich ’n Siegerpokal zu kaufen.«
»Ich führe schon seit langem kein Kampfbuch mehr. Das macht das reife Alter.«
»Ja? Das sag dir mal immer wieder, wenn du das nächstemal deinen Bankauszug siehst. Ich bin dir was schuldig, weil du mich hast laufenlassen. Kauf dir was Hübsches und schick mir die Rechnung. Bis bald dann. Wir sehn uns.«
»Du darfst meine kleine Geste nicht mißverstehen: Falls ich herausfinden sollte, daß du mit dem Tod meiner Frau zu tun hast, dann helfe dir Gott, Bubba.«
Er kaute auf seinem Gummi, blickte hinaus auf den Badeteich, als überlege er sich eine Antwort, doch statt dessen schlenderte er unter den Eichen davon, wobei die Sohlen
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