Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Bundesbeamte sich gegenseitig die Augen aushacken und zur Strecke bringen? Minos, Sie sind mir ein Witzbold. Essen Sie Ihr Müsli auf.«
»Immer smart, immer verbindlich. Der PR-Mann wie aus dem Bilderbuch«, sagte er.
An diesem Nachmittag brannte die Sonne aufs Straßenpflaster, als Cecil Aguillard und ich unseren Streifenwagen vor dem Billardsalon an der Main Street in New Iberia parkten. Ein paar Collegeboys aus Lafayette hatten den Gummiautomaten von der Wand der Herrentoilette gerissen und ihn durch die Hintertür weggeschafft.
»Harn die in Lafayette nicht ihre eigenen Gummis? Warum müssen die meine stehlen?« sagte Tee Neg, der Besitzer. Er stand hinter der Bar und deutete mit seiner Hand, an der drei Finger fehlten, auf mich. Die Ventilatoren mit den Rotorblättern aus Holz drehten sich über unseren Köpfen, und von der Küche her wehte der Geruch von boudin und Gumboschoten. Ein paar alte Männer tranken Bier vom Hahn und spielten hinten auf den filzbespannten Tischen Bourrée. »Bringt man denen so was auf dem College bei? Was soll ich machen, wenn ein Mann wegen sein’ Gummi hier reinkommt?«
»Sag ihm, er soll’s mal mit Keuschheit probieren«, riet ich ihm.
Tee Negs Mund wurde rund vor Überraschung und Gekränktheit.
»Ne, über so was red’ ich doch nicht, nein. Was ist los mit dir, daß du so was zu Tee Neg sagst? Ich glaub’, du bist verrückt geworden, Dave.«
Ich trat aus der Kühle des Billardsalons in den heißen Sonnenschein, um Cecil suchen zu gehen, der sich aufgemacht hatte, um sich eine Beschreibung des Autos der Collegeboys geben zu lassen. Genau in diesem Augenblick scherte ein cremefarbenes Oldsmobile mit getönten Fenstern aus dem Verkehrsstrom. Der Fahrer unternahm gar nicht erst den Versuch einzuparken; er hielt mit seinem Wagen einfach im spitzen Winkel zum Bürgersteig, brachte die Schaltung in Parkstellung, stieß die Tür auf und sprang bei laufendem Motor auf die Straße. Seine kurzen Haare waren mit Pomade hochgebürstet, die Haut gebräunt wie die eines Mulatten. Er trug teure lange Cowboyhosen, Halbschuhe mit Schnallen und ein rosa Polohemd, doch seine schmalen Hüften, die breiten Schultern und der wie ein Eisenpanzer flacher Bauch ließen seine Klamotten aussehen, wie überflüssiger Kinderkram. Die weit auseinanderstehenden graublauen Augen waren rund, starr und ohne Regung, doch seine Gesichtshaut war so straff angespannt, daß sich unterhalb der Schläfen Netze aus feinen Fältchen gebildet hatten.
»Was ist denn passiert, Bubba?« fragte ich.
Seine Faust schoß von der Seite hoch, erwischte mich voll am Kinn und ließ mich zurück durch die offene Tür des Billardsalons taumeln. Mein Klemmbrett fiel klappernd zu Boden. Ich versuchte mich an der Wand abzustützen, und dann sah ich ihn aus dem grellen Geviert des Sonnenlichts fäusteschwingend auf mich zukommen. Ich mußte seitlich am Kopf zwei Schläge einstecken, duckte ab, konnte sein Gesichtswasser und den Schweiß riechen und hörte, wie er den Atem zischend zwischen den Zähnen ausstieß, als er mich mit einem Schwinger verfehlte. Ich hatte ganz vergessen, wie hart Bubba zuschlagen konnte. Er hob sich bei jedem Schlag auf die Fußballen, wobei die muskulösen Schenkel und Hinterbacken sich unter der langen Hose wie Stahlbänder abzeichneten. Er ging nie in Verteidigungsstellung; stets griff er an, zielte mit unbändiger Energie auf Augen und Nase, so daß man sofort wußte: Wenn du erst einmal angeschlagen bist, wird er nicht mehr aufhören, bis er dein Gesicht zu Hackfleisch verarbeitet hat.
Doch ich hatte ihm gegenüber noch immer den Vorteil der größeren Reichweite, und ich versetzte ihm mit meiner Linken eine gestochene Gerade aufs Auge, sah, wie sein Kopf von der Wucht des Schlages wie bei einem Peitschenschlag zurückschnellte, und dann erwischte ich ihn mit einem rechten Cross genau am Kiefer. Er torkelte zurück und stieß dabei den Spucknapf aus Messing um, der, eine nasse Spur hinterlassend, über den Boden rollte. Um sein rechtes Auge war ein roter Kreis, und auf seiner Wange konnte ich den Abdruck meiner Knöchel sehen. Er spuckte auf den Fußboden und zog seine Hose mit dem Daumen bis zum Nabel hoch.
»Wenn das dein bester Schuß war, klebst du gleich mit dem Arsch am Boden«, sagte er.
Plötzlich kam Cecil durch die Eingangstür gestürzt, die Backen voller Kautabak, Schlagstock und Handschellen an seinem Pistolengürtel klappernd, hob Bubba von hinten hoch, hielt mit der anderen Hand
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