Mistelzweig und Weihnachtskuesse
HINEINZIEHEN LIESS, WÜRDEN HOLLY UND ER SICH BÖSE VERBRENNEN.
10. KAPITEL
Am frühen Sonntagnachmittag zogen Louise und Holly das letzte Keksblech aus dem Ofen. Die Zuckerplätzchen hatten sie bereits verziert, während die Schokoladenkekse noch fertig backten. Köstliche Gerüche erfüllten das Haus: Vanille, Schokolade, Zuckerguss und Zimt und dazu das würzige Aroma von frisch gebrühtem Kaffee für die Gäste.
Louise legte die abgekühlten Kekse auf einen großen Teller und reichte ihn Holly. „Bring das ins Wohnzimmer“, sagte sie.
„Aber da sind schon drei Tabletts.“
Doch Louise zwinkerte nur. „Ich weiß, was diese Mädchen verdrücken. Glaub mir, die Kekse gehen alle weg.“
Also tat Holly wie gebeten. Im Wohnzimmer ordnete sie die Teller mit den Leckereien neu an und blickte sich dann im Raum um. Die Größe des Zimmers war beeindruckend. Jordan hatte bisher nur ein einziges Sofa und einen eher abgenutzten Lehnstuhl hier stehen. Zu dem feierlichen Anlass hatte Holly ihm ein paar antike Sofas, mehrere Tische und Stehlampen geliehen. Zwar passte nichts zusammen, aber wenigstens hatten so alle einen Sitzplatz.
Sie betrachtete die blanken weißen Wände und dachte daran, wie schön das Haus sein könnte. Gestern waren sie mit dem Esszimmer fertig geworden, und Kyle und Travis waren vorbeigekommen, um die Möbel hereinzutragen, die Jordan bestellt hatte. Mit etwas Zeit und Mühe würde der Rest des Hauses genauso prächtig, und dazu wollte sie maßgeblich beitragen.
Während ihre Finger über die steife Rückenlehne eines viktorianisch anmutenden blauen Kanapees glitten, stellte sie sich das Haus voller Gelächter vor. Sie war hier glücklich. Auch andere konnten es sein. Sie fragte sich, wie es wäre, für immer hier zu leben und zu wissen, dass sie in diesen Räumen eine Familie großziehen würde. Natürlich hatte sie schon oft über eigene Kinder nachgedacht und sie sich gewünscht. Aber sie glaubte nicht daran, jemals welche zu bekommen, denn sie bezweifelte, dass sie zur alleinerziehenden Mutter taugte. Die Vorstellung, ein Kind allein durchzubringen, erfüllte sie mit Angst und Schrecken. Sie bewunderte die Menschen, die es ohne die Hilfe eines anderen schafften.
Und vor der Ehe schreckte sie nach wie vor zurück. Sie wusste, dass sie niemandem genug vertrauen konnte, um sich für immer an ihn zu binden.
Aus der Küche hörte sie Stimmen. Auf Louises höhere Tonlage folgte Jordans tiefes Brummen. Sofort schlug Hollys Herz höher. Seltsam – nach allem, was sie gemeinsam erlebt hatten. Jeden Tag hatten sie zusammen am Haus gearbeitet und fast über jedes Detail ihres Lebens gesprochen. Trotzdem bekam sie beim Klang seiner Stimme und seinem Anblick noch immer weiche Knie.
Von Rastlosigkeit ergriffen, eilte sie schneller durch den Raum. Sie verstand nicht, was das für eine Energie war, die da aus ihr heraussprudelte. Sie war erfüllt von einem Verlangen nach etwas – könnte sie doch bloß herausfinden, wonach.
Jordan?
Der Gedanke kam ungebeten, aber als er erst einmal da war, wurde sie ihn nicht mehr los.
Tief in ihrem Bauch flatterten unzählige Schmetterlinge, als sie sich erinnerte, wie er sie angefasst und welche wunderbaren Genüsse er ihr geschenkt hatte. Obwohl es keine Wiederholung gegeben hatte, wirke das unfassbare Ereignis immer noch in ihr nach.
Er berührte sie jetzt häufiger, und im Flur stahl er sich manchmal Küsse von ihr. Einmal hatte sogar sie ihn geküsst. Der Gedanke daran trieb ihr die Röte ins Gesicht.Hätte jemand gefragt, sie hätte ihre Beziehung nicht definieren können. Sie hatten keine Dates und waren kein Liebespaar. Irgendwie schienen sie mehr als Freunde zu sein, aber Holly war sich nicht sicher. Das Schlimmste war, dass sie zu spüren begann, dass sie Jordan vielleicht vertrauen könnte. Aber wenn sie sich in ihn verliebte, wäre alles verloren. Egal wie freundlich er sie behandelte – im Herzen wusste sie, dass sie nicht sein Typ war. Sobald er gesund war und sein altes Leben wiederaufnahm, wäre er wieder bei den Frauen, die er gewohnt war.
Motorengeräusche von der Auffahrt unterbrachen ihre Grübelei. Sie ging zum vorderen Fenster und sah hinaus. Als Erstes fuhr ein glänzender Mercedes vor, gefolgt von einem großen Mehrsitzer und zwei Geländewagen, von denen einer einen kleinen Anhänger an der Kupplung hinter sich herzog.
Kinder und Erwachsene stiegen fröhlich aus den Autos. Vor Verwunderung konnte Holly nur noch staunen. Die
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