Mister Aufziehvogel
lange Geschichte werden.«
»Eine, die mit dem Dessert zu Ende wäre?«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Muskat Akasaka.
7
D AS GEHEIMNIS DES SELBSTMÖRDERHAUSES
Setagaya, Tokio
Das Geheimnis des Selbstmörderhauses
Wer hat nach Familien-Selbstmord verhextes Grundstück gekauft? Was spielt sich in Nobelviertel ab?
[Aus The Weekly, 7. Oktober]
Die Anwohner nennen dieses Anwesen in Setagaya, - 2-chome, das »Selbstmörderhaus«.
Das in einem ruhigen Villenviertel gelegene 3250 Quadratmeter große Areal wäre mit seiner sonnigen Hanglage ein Baugrundstück, wie man es sich nicht schöner wünschen könnte, nur sind sich die Insider alle einig: Sie würden es nicht geschenkt haben wollen, und zwar aus einem schlichten Grund: jeder Eigentümer dieses Anwesens hat einen schrecklichen Tod gefunden. Wie unsere Recherchen ergaben, haben sich seit dem Beginn der Showa-Ära im Jahre 1926 nicht weniger als sieben Bewohner dieses Anwesens das Leben genommen, die meisten von ihnen durch Erhängen oder Ersticken. [Einzelheiten zu den Selbstmorden ausgelassen]
Scheinfirma kauft verhextes Bauland
Das jüngste einer Kette von tragischen Ereignissen, die man kaum noch als zufällig bezeichnen kann, ist das grausige Ende der Familie von Kojiro Miyawaki [Foto], des Besitzers der bekannten Kette von Dachterrassen-Grills mit Hauptniederlassung auf der Ginza. Wegen einer erdrückenden Schuldenlast verkaufte Miyawaki vor zwei Jahren alle seine Restaurants und meldete Konkurs an, wurde aber anschließend von mehreren Gläubigern mit Beziehungen zum organisierten Verbrechen unter Druck gesetzt. Im Januar dieses Jahres schließlich erdrosselte Miyawaki in einem Gasthaus in Takamatsu seine vierzehnjährige Tochter Yukie im Schlaf, worauf er und seine Frau Natsuko sich mit Stricken erhängten, die sie zu diesem Zweck mitgebracht hatten. Von der älteren Miyawaki-Tochter, zum damaligen Zeitpunkt College-Studentin, fehlt seither jede Spur.
Als Miyawaki das Anwesen im April 1972 erwarb, wußte er von den ominösen Gerüchten, die sich darum rankten, tat sie jedoch mit einem Lachen ab und erklärte: »Das waren alles nur Zufälle.« Nachdem er das Grundstück erworben hatte, ließ er das seit langem leerstehende Haus abreißen und das Gelände planieren. Um auf Nummer Sicher zu gehen, rief er einen Shinto-Priester hinzu, damit dieser dort etwa noch umgehende böse Geister exorzisierte, und gab erst danach grünes Licht für den Bau seines neuen, zweigeschossigen Hauses.
Danach ging zunächst alles gut. Die Familie führte ein harmonisches Leben. Nachbarn bestätigen, daß die Miyawakis einen zufriedenen Eindruck machten und die Töchter immer fröhlich und vergnügt wirkten. Nach zehn Jahren aber nahm das Schicksal der Familie plötzlich diese katastrophale Wendung.
Miyawaki büßte das Haus, das er als Sicherheit verpfändet hatte, bereits im Herbst 1983 ein, aber Streitigkeiten unter den Gläubigern um den Vorrang ihrer Ansprüche verhinderten längere Zeit dessen Veräußerung. Erst im Sommer letzten Jahres kam es zu einem gerichtlichen Vergleich, der den Verkauf des Grundstücks ermöglichte. Zunächst wurde das Land von einer großen Tokioter Immobilienfirma, - Grund und Bau, weit unter Marktwert gekauft. Die Firma ließ das Haus der Miyawakis abreißen und versuchte, das Grundstück als Bauland zu verkaufen. Die erstklassige Lage lockte viele Interessenten an, aber jeder zog sich wieder zurück, sobald er von dem Fluch erfuhr, der auf dem Grundstück lastet. Dazu Herr M., Leiter der Verkaufsabteilung von - Grund und Bau:
»Ja, natürlich hatten wir von den schlimmen Geschichten um das Anwesen gehört, aber schließlich ist es ein einmaliges Objekt, und heutzutage herrscht eine so starke Nachfrage nach erstklassigen Immobilien, daß wir annahmen, wenn wir den Preis nur niedrig genug ansetzten, würde sich schon ein Käufer finden. Wir waren zu optimistisch. Es hat sich nichts gerührt, seit wir es zum ersten Mal angeboten haben. Der Preis interessiert die Leute nicht - sobald sie die Geschichten hören, springen sie ab. Und wenn das kein schlechtes Timing ist: Im Januar haben auch die armen Miyawakis Selbstmord begangen, und in allen Zeitungs- und Fernsehberichten war natürlich vom Grundstück die Rede. Offen gesagt, wir wußten nicht mehr, was wir damit machen sollten.«
Im April dieses Jahres fand das Grundstück endlich einen Abnehmer. »Fragen Sie mich bitte nicht nach dem Namen des Käufers oder nach dem
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