Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
fühlte sie sich so entsetzlich. Normalerweise war es ihr vollkommen egal, was Männer von ihr dachten. Und ganz sicher war sie niemand, der wegen ein bisschen Kritik vollkommen zusammenbrach. Doch irgendwie war er in den letzten Wochen hinter ihr Schutzschild geschlüpft. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, klug und hübsch und außergewöhnlich zu sein. Und auf diese Weise hatte er Macht über sie gewonnen.
Stöhnend presste sie die Handballen auf ihre brennenden Augen. „Ich bin erledigt.“
„Wieso denn? Es ist doch offensichtlich, dass er auch ganz verrückt nach dir ist.“
Sie lachte bitter auf. „Schön war’s. Doch leider glaubt er nur, dass ich irre bin.“ Ihr kamen alte Schulhof Sticheleien in den Sinn. „Offensichtlich bin ich hässlich und Mama zieht mir komische Klamotten an.“
„Du bist ...?“ Janna runzelte die Stirn. „Was in aller Welt ist heute zwischen euch vorgefallen?“
Macy erzählte ihr die ganze Geschichte.
Danach kochte ihre Cousine vor Wut. „Dieser Mistkerl! Dieser nichtsnutzige, heuchlerische, scheinheilige ... oh Gott, wie ich Männer manchmal hasse! Wieso sind sie erst glücklich, wenn sie einen entweder völlig verändert oder betrogen haben?“
Macy hätte erwartet, sich angesichts Jannas Unterstützung besser zu fühlen, doch aus irgendeinem Grund ärgerte sie sich darüber. Sie durfte sich vielleicht über Gabriels Charakter aufregen, aber niemand sonst! Sie setzte sich auf, zerrte eine Handvoll Kleenex aus der Schachtel auf ihrem Nachttisch und lehnte sich an das Kopfende ihres Bettes. Dort begann sie sich lautstark zu schnauzen.
Als sie sich vorbeugte, um das Tuch in den Papierkorb zu werfen, sagte sie zögernd. „Er ist nicht wie Sean, Janny.“
„Denkst du?“ Ihre Cousine grunzte leise. „Lass mal sehen. Er führt sich wie die Modepolizei auf – hm, das klingt für mich sehr nach meinem Ex. Er prügelt dein Selbstbewusstsein nieder, und das in einer Stadt, die es dir sowieso schon so schwer macht.“
„Eigentlich“, sagte sie langsam, als sie nun mit einer Objektivität über das Gespräch nachdachte, zu der sie vorher nicht fähig gewesen war. „Er sagte, dass ich keine verrückten Klamotten nötig hätte, um mich zu beweisen. Dass alles, was ich erreicht habe, Beweis genug wäre.“
„Oh.“ Jannas Gesicht wurde wieder freundlicher, ihre Schultern wirkten nicht mehr ganz so angespannt. „Das ist etwas anderes. Das ist sogar irgendwie ... cool.“
„Das ist es wirklich. Vorhin habe ich mich einfach nur angegriffen gefühlt und gar nicht gemerkt, dass das sogar richtig cool ist. Vielleicht hat er gar nicht alles niedergemacht, was ich bin. Oh Gott, bin ich verrückt?“, fragte sie ihre Cousine. „Finde ich einfach nur Entschuldigungen für Gabriel, weil ich diese albernen Gefühle für ihn habe? Ich finde nämlich immer noch, dass es nicht in Ordnung war, wie er es gesagt hat. Und trotzdem ... ich kann nicht abstreiten, dass er nicht ganz unrecht hat. Manchmal machte es einfach Spaß, sich so zu verkleiden, aber meistens mache ich das nur, weil es sich anfühlt wie eine Rüstung, die mich vor anderen Leuten schützt. In den letzten Jahren habe ich das ziemlich hilfreich gefunden. Aber weißt du was?“ Mit einem stolzen Gefühl hob sie den Kopf. „Ich habe etwas aus mir gemacht, seit ich nicht mehr in Sugarville bin. Und zwar mit meiner eigenen Hände Arbeit. Nun, gut“, gestand sie. „Dazu kam dann noch dieses Wahnsinnsglück, Jack kennenzulernen.“
„Nachdem du vier Jahre lang als Kellnerin gearbeitet hast und immer wieder losgezogen bist, auch wenn dir alle die Tür vor der Nase zugeschlagen haben.“
„Ja!“ Sie nickte eifrig. „Und die Tatsache, dass ich künftig hinter der Kamera arbeiten werde, habe ich durch meine eigenen Kontakte erreicht. Wenn ich eines weiß, dann dass ich wirklich gut darin bin, einen Song in Bildersprache zu übersetzen.“
„Und auch dieses Können hast du dir selbst beigebracht.“
„Also sollte ich heute Abend die Kostümierungen vielleicht auf den Müll werfen.“ Bei der Vorstellung zog sich ihr Magen zusammen. „Oder auch nicht. Immerhin sprechen wir hier von Sugarville. Mayfield und Ich-bin-mit-dem-Bürgermeister-verheiratet-Liz warten wahrscheinlich nur darauf, mich rauszuwerfen.“ Die Worte, die in ihrem Kopf widerhallten, ließen sie blitzschnell aufspringen. Sie stieß die Luft aus. „Als ob ich mir von diesen Idioten irgendwas vorschreiben ließe. Ich hab keine Lust mehr, auf die Leute
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