Mister Cool und Lady Crazy - Andersen, S: Mister Cool und Lady Crazy
nicht das Gefühl hatte, mit dir dieses Spiel spielen zu müssen – weil ich dachte, dass ich bei dir ganz normal sein kann, die kleine normale Macy. Weil ich nämlich, stell dir nur vor, dieses Gefühl nicht bei jedem habe – schon gar nicht in dieser Stadt. Deswegen trage ich meine Perücken, die Tätowierungen und die Kostüme. Damit zeige ich, dass es mir scheißegal ist, was du oder du oder du ...“, sie stieß mit dem Finger in die Luft, als ob sie auf ihre verschiedenen Gegner deutete, „von mir hältst.“
„Ach ja? Weißt du was?“ Mit den Händen durch sein Haar fahrend starrte er sie an. „Alles, was du erreicht hast, seit du aus dieser Stadt abgehauen bist, beweist das doch sowieso. Du bist hier mit – was? – einem Highschoolabschluss und vielleicht ein paar hundert Piepen in der Tasche gegangen? Süße, du bist als Star zurückgekommen. Du brauchst keine verrückten Klamotten, um ...“
Sie schlug ihm gegen die Brust, und dass er keinen Millimeter zurückwich, machte sie nur noch wütender. „Und ob ich die brauche! Ich brauche diese Klamotten, damit diese Kleingeister in der Stadt es nicht wagen, mich wie Dreck zu behandeln. Die stört es doch schon, dass ich überhaupt atme.“
Zu ihrem eigenen Entsetzen brach ihre Stimme beim letzten Wort, doch sie hob entschlossen das Kinn. „Ich dachte, dass du mich magst, wie ich bin. Ich dachte, dass dir das mit uns vielleicht etwas mehr bedeutet als nur miteinander in die Kiste zu hüpfen. Mir war nicht klar, dass meine Kleiderwahl – und somit ich selbst – dich dermaßen abstößt.“ Sie spürte, wie neue Tränen in ihr aufstiegen, und drehte sich hastig um. „Dir gefällt die Wahl meiner Garderobe nicht?“ Sie ging zur Tür. „Problem gelöst. Du musst sie dir nicht ansehen und dich schon gar nicht schämen, mit mir gesehen zu werden oder was immer dich daran so nervt. Ich werde einfach gehen.“ Mit einer Hand wischte sie die Tränen weg und fuhr fort: „Oh, und noch was, Donovan. Du kannst dich entspannen. Janna und ich werden allein zum Klassentreffen gehen.“ Es sei denn natürlich, dass du versuchen solltest, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
„Du packst also einfach deine Klamotten und gehst nach Hause? Oh, das ist toll. Hätte dich wirklich nicht für jemanden gehalten, der einfach abhaut.“
Falsche Antwort. Den Blick geradeaus gerichtet und mit steifem Rücken langte sie nach dem Türknauf.
„Macy!“ Seine Stimme klang verzweifelt. „Könntest du bitte eine verdammte Sekunde warten?“
Aber das konnte sie nicht. Sie wollte nicht auf Entschuldigungen warten, auf Erklärungen, auf weitere Kritik. Sie wollte nicht darauf warten, dass ihr das verdammte Herz gebrochen wurde. Er hatte es geschafft, dass sie sich eine Zeit lang gut gefühlt hatte, doch offenbar war sie für ihn nicht gut genug – und war das nicht immer so gewesen in dieser verdammten Stadt?
Zu seinem Fluchen knallte sie die Tür hinter sich zu.
„Verdammt, Mace“, hörte sie ihn auf der anderen Seite der Tür brüllen. „Gib mir doch wenigstens die Chance, meine Hose anzuziehen. Lass uns darüber reden.“
„Danke nein“, schrie sie zurück, und nun wurde aus dem Rinnsal ihrer Tränen ein Sturzbach. Sie stürmte die Treppe hinauf durch das große Zimmer und zur Eingangstür.
Als Gabe auf die Veranda stürzte, war sie gerade dabei, rückwärts mit ihrer Corvette auszuparken. Mit dem offenen Reißverschluss und der Hose, die bis auf seine Hüften gerutscht war, sah er in gewisser Weise sogar noch nackter aus als zuvor. Sein Haar stand ihm zu allen Seiten ab, was ihm ein verschlafenes Aussehen verlieh, doch seine dunklen Brauen waren gerunzelt, die Lippen fest zusammengepresst.
Nicht bereit, sich mit seiner Stimmung auseinanderzusetzen, legte sie den ersten Gang ein und drückte aufs Gas. Das Auto schlingerte einen Moment, bevor die Reifen auf dem staubigen Boden griffen. Sie brauste von seinem Grundstück.
„Verflucht. So ein verdammter ... Mist!“ Gabe stieß wütend die Faust in die Luft. Dann verschränkte er die Finger hinter seinem Nacken und starrte auf die Staubwolke, die über seiner Zufahrt schwebte. Was zum Henker war da gerade passiert?
Ja, Macys Kostümierungen ging ihm gewaltig auf den Wecker. Sie waren nichts als Mauern, die sie zwischen der echten Macy und dem Rest der Welt auftürmte. Zwar hatte er sich einzureden versucht, dass es ihn nicht störte, aber das stimmte nicht. Doch das war nicht alles ...
Die echte Macy war nett und
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