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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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unddie tiefe Traurigkeit, die aus ihren Augen sprach, schnürte Alex vor Mitgefühl den Atem ab. «Aber Mum, du kannst so nicht weitermachen und das Geld mit vollen Händen ausgeben. Schau dich doch um, was du alles hast. Womit du dich umgibst.» Sie blickten sich beide in dem Zimmer um. «So viele bezaubernde Dinge. Bilder und schöne Kleider. Brauchst du wirklich noch mehr davon?»
    «Aber sie machen mich glücklich, Darling», schniefte die Ranke und wischte sich völlig untypischerweise die Nase am Ärmel ab. «Ich denke, du kannst das einfach nicht verstehen. Du bist anders als ich oder dein Vater, wirklich. Manchmal frage ich mich, wie du zu uns geraten bist mit deiner vernünftigen Einstellung. Nie tust du etwas Unüberlegtes, ohne erst darüber nachzudenken.» Die Ranke lächelte unter Tränen, und Alex zuckte vor Schmerz zusammen. Wenn sie wüsste. «Ich kann mich einfach nicht bremsen», fuhr die Ranke fort. «Wenn ich etwas sehe, dann will es haben. Ich liebe den Geruch in den Geschäften und die Preisschilder. Ich liebe es, einen roten Aufkleber an einem Bild zu sehen und zu wissen, dass es mir gehört.»
    «Und was ist mit den Wetten?», hakte Alex vorsichtig nach.
    «Ach, Alex, das ist die Lust am Glücksspiel. Die Hoffnung. Du weißt doch, wie sehr dein Vater und ich die Rennen und die spannende Atmosphäre dort geliebt haben. Die Garderobe der Frauen. Die Pferde vorher auf der Koppel zu betrachten. Erinnerst du dich noch daran, wie wir früher immer nach Ascot gefahren sind?» In ihre Augen waren wieder Leben und Begeisterung getreten. Wenn das alles bloßes Schauspiel sein sollte, dann war sie wirklich äußerst überzeugend. Doch Alex war schon früher getäuscht worden.
    «Aber du kannst dir keine Ausgaben in dieser Höhe mehr leisten! Ich kann uns nicht beide finanzieren, und deine Rücklagen sind erschöpft, Mum. Und das schon seit Jahren, das habe ich dir doch bereits gesagt. Ich kann einige Rechnungen übernehmen und gelegentliche Reisen, aber das hier nicht.» Wieder zeigte sie auf den Stapel mit den Briefen.
    «Ich vermisse das alles so sehr. Ich vermisse deinen Vater, und ich vermisse die Vergangenheit, ich vermisse es, wichtig zu sein, denn dir bin ich eigentlich nicht wichtig, oder?» Sie blickte ihre Tochter fragend an. «Du brauchst mich nicht. Hast mich nie gebraucht, du komisches, unabhängiges, kleines Ding in deiner hektischen Welt.»
    «Ach, Mum», seufzte Alex und rieb sich die Augen. «Sei doch nicht so. Natürlich brauche ich dich, aber wir müssen das Thema Geld wirklich klären.»
    Die Ranke klopfte sich leicht ans Bein und erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung. Trotzdem durchfuhr Alex die Erkenntnis wie ein Schlag, wie sehr ihre Mutter gealtert war. Es war so langsam geschehen, dass Alex es zunächst nicht bemerkt hatte, aber jetzt stand sie leicht gebeugt vor ihr, und die berühmte Schönheit von einst hatte sich verwandelt in das, was man die faltenreiche Eleganz des Alters nannte. War sie zu streng mit ihrer Mutter umgegangen? Ihre Freunde von früher waren verstorben, und das Leben, das sie einmal ihr eigenes genannt hatte, war für immer verschwunden. Der Gedanke, Saff zu verlieren, schoss Alex durch den Kopf, aber sie verdrängte ihn schnell, um nicht über ihre eigene Einsamkeit nachgrübeln zu müssen. Sie sah sich in dem vollgestopften kleinen Cottage um, das ihre Mutter für «einen Apfel und ein Ei» gekauft hatte, weil es sie an das Haus erinnerte, in dem Stephen Ward gelebthatte, damals, als Christine Keeler noch häufig da gewesen war. Die Ranke hatte mit ihr zusammen gemodelt. «Es ist ein albernes, kleines Cottage, aber es reicht mir völlig!», hatte sie bei seinem Anblick mit unbeschwertem Lachen ausgerufen.
    «Lebst du eigentlich gern in diesem Haus?», fragte Alex plötzlich.
    Die Ranke blickte sich von ihrer Position vor dem großen Fenster aus, das auf die Wiesen hinausging, um. «Was meinst du damit?»
    «Wie ich es gesagt habe. Wohnst du gern hier?»
    Ihre Mutter betrachtete das Zimmer, als hätte sie es noch nie zuvor gesehen. Dann zuckte sie mit den Schultern. «Ich finde es ganz niedlich, und es ist recht praktisch, darin zu leben. Aber es ist nichts Besonderes, würde ich annehmen.»
    «Dann lass es uns verkaufen.» Ihre Mutter starrte sie verblüfft an, doch Alex sprach schon weiter. «Lass es uns verkaufen, und dann kannst du in meine Nähe ziehen, auch näher zu Saff und zum Park. Mit dem Geld – wir können bestimmt ein hübsches

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