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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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nächtlichen Straße war die Luft kühl, und er zitterte vor Kälte. Es war sehr still, durch die Entfernung zur Hauptstraße, und der Mond war fast voll. Er wollte wütend auf sie sein, aber er konnte es nicht. Wie auch, er hatte von dem dämlichen Todd ja die ganze Zeit über gewusst. Wenn, dann konnte er nur auf sich selbst wütend sein, weil er ihre Hand nicht einfach nur unter den Wasserhahn gehalten hatte, wie es jeder vernünftig denkende Mann getan hätte. Es war eben eine von diesen spontanen Aktionen gewesen, die aus dem Augenblick heraus entstanden. Und es war ja nicht so, als hätte es irgendetwas zu bedeuten. Nein, das hatte es ganz bestimmt nicht.

Kapitel 36
    Alex verbrachte das Wochenende in einem völlig entrückten Zustand. In einer Minute war sie entsetzt über das, was sie und Frankie getan hatten, in der nächsten betrachtete sie ihren Körper, während sie in der Wanne lag, und erinnerte sich daran, wie seine Hände ihre Haut gestreichelt hatten und wie sich sein Körper an ihrem angefühlt hatte. Nicht so massig und hart wie Todds, auch straff, aber doch weicher unter ihrer Berührung. Sie konnte sich kaum erinnern, ob sie miteinander gesprochen hatten, außer an den Moment, als er flüsternd gefragt hatte, ob es sicher war, und sie im gleichen Moment vor Lust aufgeschrien hatten.
    Sie wollte mit jemandem reden und hatte schon einen Augenblick lang die Hand auf den Hörer gelegt, um Saff anzurufen, sie dann aber weggezogen. Nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, wäre dies eine seltsame Methode, die Scherben zu kitten. Zuzugeben, dass sie mit Frankie geschlafen hatte, wenn es doch seine Anwesenheit gewesen war, die für das Zerwürfnis gesorgt hatte. Sie wusste, dass sie Saff früher oder später ohnehin anrufen und auf ihre Nachrichten reagieren musste, aber ein kleiner Teil von ihr war noch immer verärgert wie ein trotziges Kind. Und dann war da noch Todd. Sie verscheuchte jeglichen Gedanken an ihn aus ihrem Kopf. Ihr war klar, dass das, was sie tat, grundlegend falsch, aber trotzdem genau das war, was sie wollte. Sie hätte das Telefon klingeln lassen sollen, denn von den Schuldgefühlen, die der Klang seinerStimme in ihr auslöste, wurde ihr übel. Was für ein Durcheinander.
    Egal, sagte sie sich, während sie nun das Bad mit einem Bleichmittel bearbeitete und sich anschließend am Tisch niederließ, um ihre Notizen über die Speiselieferungen für den Launch durchzugehen, sie sollte sich schämen, dass sie sich wie eine billige Hure aufgeführt und mit einem Mann geschlafen hatte, den sie kaum kannte.
    Frankie hielt sie bestimmt für eine vernachlässigte Frau, die mit jedem Mann ins Bett sprang, der ihr ein wenig Aufmerksamkeit zukommen ließ. Und weil es letztlich genau darauf hinausgelaufen war, hatte sie wohl kaum etwas Besseres verdient.
    Sie erwachte am Sonntagmorgen mit einem Gefühl der Entschlossenheit. Sie hatte eine große Dummheit begangen, und nach dieser vorübergehenden Entgleisung würde sie nun wieder über einige Dinge ihres Lebens die Kontrolle übernehmen. Sie holte ihr Rad aus dem Fahrradständer, der allen Bewohnern zur Verfügung stand, und fuhr los zu ihrer Mutter. Es war schon heiß, und die Leute lagen zeitunglesend im Park oder führten ihre kleinen Hunde spazieren. Viele Fenster waren weit geöffnet, und sie hörte, wie Geschirr zerbrach und die Leute mit ihren Kindern schimpften. Um sie herum summte das Leben der Stadt, und schon in wenigen Stunden würde es unerträglich heiß sein. Der Wind kühlte ihr Gesicht, als sie schnell Richtung Fluss radelte.
    Sie schloss das Rad vor dem Haus ihrer Mutter ab und klopfte an die Tür. Sie hatte noch nie einen Schlüssel besessen und auch nie danach gefragt. Das hier war das Reich ihrer Mutter, erworben durch das, was nach dem Verkauf des Cottages an der King’s Road, wo Alex aufgewachsenwar, noch übrig war. Der Rest hatte die Schulden tilgen müssen, die ihr Vater ihnen hinterlassen hatte.
    «Welchem Anlass verdanke ich die Ehre?», fragte die Ranke hochmütig, während sie durch das Haus ins Wohnzimmer gingen. Alex ließ ihren Blick über die Unordnung schweifen – überall lagen Zeitungen herum, die Reste des Abendessens standen in der Durchreiche zur Küche, und dann war da noch der unvermeidliche Stapel Post. Alex ignorierte den bissigen Kommentar, der nur dem Zweck diente, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, und fragte ihre Mutter nach deren Wohlergehen. Die grantige Antwort lautete, dass sie sich

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