Mister Mädchen für alles
die Kiste auf seinem Knie und hielt den Lieferschein schräg vor sich. «Saffron soll das, glaube ich, heißen. Dreihundertfünfzig Flaschen unserer besten Smoothies. Bestellung von gestern Nacht. Wo soll ich sie abstellen, schnell, der Kasten ist nämlich schwer!»
Alex Miene erhellte sich. Möge Gott sie segnen. Wenigstens war etwas pünktlich angekommen. «Gut, dort drüben.»
«Alles klar.»
Alex’ Handy summte. «Alex, ich bin’s.» Saff war so außer Atem, dass Alex sie kaum verstand. War etwas schiefgegangen? «Wir fahren gerade die Acre Lane entlang. Kannst du bitte dafür sorgen, dass jemand am Tor steht und uns beim Ausladen hilft?»
«Verstanden. Geht es dir gut?»
«Ein bisschen müde, aber ansonsten prima. Bis gleich.» Sie hatte aufgelegt.
Alex krallte sich ein paar Leute aus dem Events-Team,die gerade den Sound checkten, und bat sie, am Tor zu warten. Als sie ihnen gerade zeigen wollte, welche Stelle sie meinte, fuhr eine große, glänzende Limousine heran. Erleichterung durchflutete Alex, als sich die hintere Tür öffnete. Doch wer da ausstieg, war nicht das hochgewachsene, schlanke Supermodel, das sie erwartet hatte. Es war ein langes Bein, das in einer weißen Hose steckte, dicht gefolgt von dem pinkfarbenen Kaftan der Ranke.
«Guten Morgen, Daarling», sagte sie gedehnt und breitete die Arme aus, als beträte sie den roten Teppich bei einer Preisverleihung.
«Wohin ist Bettina verschwunden, verdammt nochmal?»
«Ich bin hier, regen Sie sich nicht so auf!» Das Model streckte den Kopf vor, und sein langes, braunes Haar fiel ihm über die Schultern. «Ich habe keine einzige Minute geschlafen, aber …» Ein breites Grinsen lag auf Bettinas Gesicht. «Ich habe mich sehr gut amüsiert.» Bevor sie dies weiter ausführen konnte, kam Donatella herangestöckelt, nahm sie mit weitausholender Geste in den Arm und führte sie in das Gebäude, weg von der Menge Schaulustiger, die sich allmählich hinter dem Sicherheitszaun versammelte.
Alex wandte sich ihrer Mutter zu. «Was, zur Hölle, habt ihr die ganze Nacht getrieben?», fragte sie, unsicher, ob sie wütend oder erleichtert sein sollte.
«Oh, ich kann mich kaum noch erinnern.» Ihre Mutter hatte ein ziemlich selbstzufriedenes Blinzeln in den Augen. «Wir haben einen Cocktail im Ritz getrunken. Wusstest du, dass Alphonso
immer
noch dort arbeitet? Er war begeistert, mich zu sehen. Natürlich ging alles aufs Haus. Ich glaube, ich habe noch nie für einen einzigen Drink im Ritz bezahlen müssen.» Sie schickte sich an, durch die Türen indie Halle zu treten, als gehörte sie zu den geladenen Gästen, und Alex eilte hinter ihr her. «Anschließend waren wir im ‹The French› in Soho – oder war das erst später? Egal, ich habe einen ganz entzückenden Taxifahrer aufgetrieben – genau in meinem Alter, Ende fünfzig und ganz offensichtlich ein großer Fan –, der, gepriesen sei er, eine Tour zu all den Orten mit uns gemacht hat, an denen ich mit Terence und Alan gefilmt habe. Diese Bettina war wie verzaubert. Und völlig verrückt nach dem ganzen Mary-Quant-Zeug. Sie hat vor Lachen geschrien, als ich ihr erzählte, dass wir bisweilen Kleider aus Papier trugen! Nun, anschließend, lass mich nachdenken, waren wir im National Theatre, wo ich ein paar alte Freunde begrüßt habe – sie haben ihr eine ganz tolle Führung backstage gegeben, und wir sind dann noch auf der Aftershow-Party gewesen. Dann im New Covent Garden … wo uns ein reizender Herr mit Lilien förmlich überschüttet hat – sie sind noch im Wagen –, gefolgt von einem wunderbaren Frühstück im Smithfield. Du meine Güte, dafür, dass sie so ein schmales Ding ist, hat sie reichlich Schinken mit Eiern verdrückt. Sind wir eigentlich zu spät dran? Wir hatten es schon befürchtet, aber der Fahrer ist erst um viertel vor acht aufgetaucht. Ich hatte ihn danach gefragt, aber er meinte, er habe einen Anruf bekommen und man habe ihm eine Änderung der Abholzeit mitgeteilt.» Die Ranke musterte Alex. «Das fand ich ein wenig merkwürdig, Liebes. Glaubst du, dass das wieder von diesem Saboteur kam? Wie aufregend!»
Die Ranke schritt in die riesige Halle und betrachtete die Bühne, die nun mit Logos und dem Motto der Firma «Leb dein Leben» in riesigen Lettern geschmückt war. An der Rückwand befand sich ein gigantischer Bildschirm, auf dem eine Montage der größten Momente des Sports ablief,unterbrochen von Hip-Hop- und Rhythm-&-Blues-Videos, in denen die Sänger
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