Mister Mädchen für alles
überhaupt umsehen konnte, geschweige denn Alex Gelegenheit zu einer Begrüßung hatte, umschwirrte Peter ihn bereits wie eine Schmeißfliege, dicht gefolgt von Gavin. Alex beobachtete, wie die beiden um den Sportler herumscharwenzelten und katzbuckelten, den Kopf in den Nacken gelegt, während Malcolm milde lächelte. Während sie noch weiter ein großes Theater um ihn veranstalteten und ihn Richtung Garderobe drängten, stieg Alex ein bekannter Duft in die Nase. Donatella, eine glänzende Erscheinungan diesem Tag in Goldlamé und Burberry, war neben sie getreten.
«Donatella, können Sie mir den genauen Zeitpunkt nennen, wann Bettina läuft?»
Donatella tippte sich mit einem perfekt gespitzten Bleistift gegen die Zähne und studierte ihren Plan. «Ja, aber ich brauche sie erst mal hier. Wann wird sie erwartet?»
«Halb acht. Früher wollte sie nicht kommen. Sie sagte, das sei die früheste Uhrzeit, zu der sie jemals aufgestanden wäre.»
«Und ihre Outfits? Hängen die Sachen schon in ihrer Garderobe?»
Alex blickte sich um und betete, dass Frankie jeden Augenblick durch die Tür kommen möge. «Ähm, nicht ganz.» Sie lehnte sich dichter an Donatella heran. «Ehrlich gesagt, ist noch nichts davon hier.»
Donatella erblasste unter ihrem Make-up. «Sie machen wohl Scherze?»
«Oh, glauben Sie mir, sie sind mit unserem Spezialkurier unterwegs, aber sie wurden so exklusiv für Bettina angepasst, dass es eine Verzögerung gegeben hat.» In diesem Augenblick eilte Camilla wie ein rettender Engel auf sie zu. Ihre Augen strahlten, und sie hielt gutverpackte Outfits der neuen Kollektion für die Tänzer in den Armen. Sie sah frisch und hübsch aus. Wie war ihr das wieder gelungen?
«Morgen!» Camilla lächelte fröhlich. «Ich hake gerade alle Outfits von meiner Liste ab. Donatella, würden Sie bitte mit mir kommen? Damit wir alles gemeinsam durchgehen können? Alex, ich habe Gummibärchen in Bettinas Garderobe bringen lassen und etwas von dem speziellen Mineralwasser, das sie mag. Das sollte sie wenigstens für eine gewisse Zeit glücklich machen!»
Über die wachsende Menge von firmeneigenen Presseleuten hinweg, die allmählich von überall her eingeflogen kamen, konnte Alex endlich Todds Kopf entdecken. Er war größer als die meisten anderen und sah sich suchend in der Halle nach ihr um. Er hatte die Mundwinkel leicht gereizt nach unten verzogen, und ganz plötzlich beschlich sie der Wunsch, ihm den Rücken zuzudrehen. Wie war das gekommen? Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, und verdrängte das unbehagliche Gefühl. Stattdessen hob sie den Arm und winkte ihm zu. Seine Miene wechselte zu einem Ausdruck des Erkennens, als er sie bemerkte, und dann bewegte er sich zielstrebig auf sie zu.
«Na, du», begrüßte er sie, als er ein wenig atemlos bei ihr angekommen war. «Der gottverdammte Taxifahrer hat nicht hergefunden, und davor wurden wir endlos am Flughafen aufgehalten. Ist Sanferino schon hier? Ich habe außerdem die
Vanity Fair
an der Angel, die wollen einen Artikel über britischen Hip-Hop bringen. Du hast mich ihrem Journalisten doch angekündigt, oder?» Er wandte den Kopf hin und her, um sich einen Überblick zu verschaffen.
«Dir auch erst mal ein freundliches Hallo!» Sie merkte, wie erzwungen fröhlich ihre Stimme klang. «Kriege ich etwa keinen Kuss?»
Er sah sie an, als hätte er sich gerade erst daran erinnert, wer sie war.
«Das wäre nicht sonderlich professionell, oder?»
«Oh, natürlich. Nein. Vielleicht nicht.» Sie kam sich albern vor und sah auf ihre Papiere hinab und sagte ihm, um welche Uhrzeit seine Interviews stattfinden sollten. Daraufhin wandte er sich rasch um und ging auf einen der Mitarbeiter zu, der dabei war, Pressemappen an der Tür bereitzulegen.
«Alex?» Eine neue Erscheinung trat in ihr Blickfeld. «Ist die Gordino schon da?» Es war die Visagistin. «Ich brauche sie bald. Wo steckt sie denn?» Alex blickte auf ihre Armbanduhr. Mist. Fast acht Uhr. Weniger als eine Stunde bis zum Einlass. Sie keuchte auf. «Ich habe ja gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.» Sie zog ihr Telefon hervor und drückte auf die Wahlwiederholungstaste für die Nummer des Fahrers. Nicht erreichbar.
«Wo soll ich die Säfte hinstellen?», fragte ein Mann in einem T-Shirt , das mit dem Logo der Organic Smoothie Company bedruckt war. Er stand vor ihr und hielt eine schwere Kiste vor sich.
«Säfte?»
«Klaro. Säfte. Ich habe hier eine Bestellung von …» Er balancierte
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