Mister Mädchen für alles
Kettenschmuck aus dem Stanfield Hotel schlenderte und dabei angeregt mit einem der höchstbezahlten Models der Welt plauderte. Die Miene der jüngeren Frau verriet eine Mischung aus Ehrfurcht und Unglauben. Von dem Augenblick an, als die Ranke angekommen war, vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben pünktlich, war Bettina Wachs in ihren Händen gewesen. In Gegenwart dieser Ikone der Film- und Fashionbranche war das Model, das wahrscheinlich pro Woche mehr verdiente als die Ranke in ihrem ganzen Leben, ausnahmsweise einmal völlig eingeschüchtert vor Bewunderung.
Alex lächelte. Ja, vielleicht war es doch gelegentlich von Vorteil, wenn man eine berühmte Mutter hatte. Rasch winkte sie ein Taxi herbei und fuhr nach Brixton.
Kapitel 43
Der letzte Ort, an dem sich Ella jemanden wie Alex vorgestellt hätte, war ein Hip-Hop-Club in Brixton. Aber Frankie war so nachdrücklich gewesen, als er aus der Türkei angerufen hatte, dass Ella sich umgehend mit Alex in Verbindung gesetzt hatte. Alex hatte mit höchst gestresster Stimme erklärt, dass sie vor Ort sein und so lange bleiben würde, bis die Beleuchtung stimmte und der Soundcheck abgeschlossen war, und Ella gefragt, ob sie dorthin kommen könnte. Zunächst schien Alex ein wenig verwirrt gewesen zu sein, verständlicherweise, weil ihre ehemalige Haushaltshilfe sie anrief, aber als Ella ihr erklärte, dass Frankie sie kontaktiert habe, schien Alex bereitwilliger auf sie einzugehen.
Die Halle war riesig und schwarz gestrichen. Am auffälligsten waren die Beleuchtungsschienen an der Decke, an denen Lichttechniker herumturnten und weitere Scheinwerfer befestigten. Männer mit schwarzen T-Shirts und Kopfhörern liefen überall umher, und Zimmermänner schlugen Nägel in einen Laufsteg ein, der quer durch die Mitte der Halle führte. Zehn Meter hohe Zencorp-Logos in Silber bedeckten die Wände, und die gesamte Halle schien vor Aufregung und Erwartung zu vibrieren.
Ella musste fast rennen, um mit Alex Schritt zu halten, die entweder mit Leuten sprach oder versuchte, jemanden telefonisch zu erreichen. «Ist er schon unterwegs?», fragte sie über die Schulter, während sie hinter die Bühne ging. «Hat er das Zeug dabei?»
«Als ich ihn zuletzt gesprochen habe, hatte er gerade die Fabrik verlassen», schnaufte Ella. «Ich konnte nicht mehr herausfinden, weil der Akku seines Handys aufgegeben hatte.»
«Oh, Mist.» Große Unruhe schwang in Alex’ Stimme mit. «O Gott …»
Ella streckte die Hand aus, um Alex aufzuhalten und ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. «Alex, er ist der zuverlässigste Mann, dem ich je begegnet bin. Vertrau ihm.» Ohne es zu merken, war sie zum Du übergegangen. Alex sah sie eindringlich an. «Einmal ist er den ganzen Weg vom Birmingham Repertory Theatre nach Carlisle gefahren, nur um mir auf der M6 einen Reifen zu wechseln, weil ich mir die Werkstattreparatur nicht leisten konnte. Wenn er sagt, dass er kommen wird, dann kommt er auch.»
Alex seufzte. «Das möchte ich dir gern glauben.»
«Das musst du auch, Alex, und bitte hör mir jetzt genau zu. Wenn Frankie sagt, dass du einen Mikroknopf im Ohr tragen sollst, dann musst du ihn auch wirklich tragen.»
Alex machte ein skeptisches Gesicht. Sie hatte einen Stapel Papiere in der Hand und ging ihn mit einem besorgten Stirnrunzeln durch. «Ella, müssen wir das unbedingt jetzt besprechen? Ich kann die Nummer von Bettinas Fahrer nicht mehr finden. Und ich bin zwischendurch immer wieder nicht erreichbar, und das kann nicht sein. Ich muss alles doppelt prüfen.»
«Okay, ich sehe ja, dass du beschäftigt bist – aber lass mich das erledigen. Ich kann den Mikroknopf von einem … einem Freund von mir bekommen. Er arbeitet beim Radio und hat Zugang zu allem, was du brauchst. Ich bin mir sicher, dass er mir ein Mikro leiht. Ich werde ihnsofort anrufen. Bitte, Alex», flehte Ella. «Frankie hat gesagt, dass es unbedingt notwendig ist.»
Alex schien nachzudenken. Ein seltsamer Ausdruck huschte über ihr Gesicht, und Ella fragte sich schon, ob sie zu weit gegangen war, aber Frankie hatte wirklich sehr eindringlich geklungen. Endlich nickte Alex mit ernster Miene. «Okay, Ella. Mach es. Wenn Frankie meint, dass es unbedingt notwendig ist, dann ist es so. Ich vertraue ihm, und Gott allein weiß, dass ich momentan nicht vielen Leuten vertraue. Leg los.» Sie wandte sich ab und blätterte weiter durch ihre Papiere.
Ella lief triumphierend davon und wählte eine Nummer auf ihrem Handy. «Hi,
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