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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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sich auf die Lippen. «Ich meine, wäre es nicht besser, sie noch eine oder zwei Nächte dazubehalten, nur um auf Nummer sicher zu gehen?» Am Ende der Leitung herrschte missbilligendes Schweigen. «Kein Problem. Ich komme dann, so schnell ich kann.» Alex legte auf. «Camilla, ich brauche deine Hilfe!» Der Blondschopf ihrer Assistentin tauchte an der Tür auf. «Meine Mutter muss heute Nachmittag aus dem Krankenhaus abgeholt werden, ich habe kein Bett für sie, und mein Terminkalender ist komplett voll mit Dingen, die ich noch erledigen muss.» Sie durchwühlte einige Unterlagen auf der Suche nach den Notizen, die sie sich für Toronto gemacht hatte. «Ehrlich gesagt, bin ich völlig am Ende.»
    Camilla kam zu ihrem Schreibtisch herüber und legte eine Hand auf Alex’ Schulter. «Jetzt beruhige dich erst einmal.» Unter Alex’ Laptop zog sie ein Blatt mit hingekritzelten Notizen hervor. «Hast du danach gesucht? Lass mir das hier – ich tippe es für dich ab, während du losfährst, um deine Mutter abzuholen.» Alex sah in ihre blauen, gelassen dreinblickenden Augen. «Bis morgen habe ich alles fertig.Denn wie es der Zufall will», Camilla drehte den Laptop zu sich herum und nahm die Maus, um ihn herunterzufahren, «bin ich heute Abend zu Hause. Garth hat mir einen Korb gegeben – er ist bei einem Softball-Spiel   –, und deshalb habe ich die Wohnung ganz für mich. Ein perfekter Abend – ich tippe deine Notizen ab, trinke ein Glas Wein und sehe mir
EastEnders
an!»
    «Ach, komm schon, du willst doch nicht etwa   –»
    Camilla hob die Hand, um ihre Vorgesetzte zum Schweigen zu bringen. «Nein wirklich, ich meine es ernst. Es ist ein Segen, ihm einmal nicht zuhören zu müssen, wie er ständig über seinen Job jammert. Richte deiner Mutter herzliche Grüße aus, und ich hoffe, dass es ihr bald wieder gut geht.»
    So unerwartet ihres Computers beraubt, sah sich Alex nach ihren Sachen um, stopfte dann einen Ordner mit Unterlagen in ihre riesige Tasche und ging zur Tür. «Camilla, wenn du nicht längst schon heiliggesprochen bist, dann wirst du es sicher bald.» Sie warf ihr einen Luftkuss zu. «Wir sehen uns morgen, sofern Mum und ich uns bis dahin nicht gegenseitig umgebracht haben.»
    Drei Stunden später war sich Alex nicht mehr so sicher, wie weit sie von diesem Punkt entfernt waren, als sie ihrer Mutter ein weiteres Glas gekühltes, französisches Mineralwasser einschenkte (nur Evian war standesgemäß). Die Ranke, absolut blendend aussehend in einem helltürkisfarbenen Seidenkimono mit passendem Turban, der ihre sogenannte «Krankenhaus-Frisur» verbarg, lag à la Joan Crawford auf dem Sofa und beschwerte sich. Nichts schien sie zufriedenzustellen, und das ging schon so, seit Alex sie aus dem Krankenhaus abgeholt hatte. Zu allem Überfluss war sie auch noch zu spät gekommen, weil auf dem Wegdorthin die Ampeln ausgefallen waren. Die Ranke hatte mit ordentlich gepackten Taschen, die neben ihrem Stuhl im Empfangsbereich standen, ungeduldig auf sie gewartet.
    «Auf Wiedersehen, meine Lieben, Sie waren absolut großartig! Gott segne Sie alle!» Während sie im Rollstuhl davongeschoben wurde, hatte sie mit ihrer ringgeschmückten Hand gebieterisch in Richtung Schwesternstation gewinkt und eine Paradevorstellung zum Besten gegeben. «Also Alex, hör mal. Ich habe eine halbe Ewigkeit auf dich gewartet, und du weißt, wie sehr ich es
hasse,
tatenlos herumzusitzen.»
    Tja, im Moment scheint ihr das ja nichts auszumachen, dachte Alex, während sie das Glas mit kaltem Wasser auf den Tisch vor ihre Mutter stellte, damit sie sich nicht «zu weit» nach vorn beugen musste. Die Fernbedienung lag auch parat, damit sie keine ihrer Lieblingssendungen verpasste – so verbrachte sie also ihre Zeit. Erfreute sich an einem Nachmittagsprogramm, das aus der Quizshow
Countdown
, Werbung und Immobiliensendungen bestand. Es war eine schockierende Erkenntnis für Alex, wie der übliche Tagesablauf ihrer Mutter aussah, aber es erklärte, weshalb sie sich für eine Kapazität für alles Mögliche hielt.
    «Hast du alles, was du brauchst, Mutter? Ich müsste nämlich noch ein paar Anrufe erledigen   …»
    «Ach, wie schade.» Die Ranke wandte leidend den Kopf vom Fernseher ab und schaute ihre Tochter an, als habe sie ihre Anwesenheit eben erst bemerkt. «Muss das sein? Ich habe mich so über deine Gesellschaft gefreut. Alexandra, Liebes, dieses Oberteil steht dir übrigens überhaupt nicht.» Alex blickte an sich herab auf das

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