Mister Mädchen für alles
sich von ihm in die Arme schließen. Sie spürte seinen straffen Körper unter dem Hemd und roch sein markantes After-Shave. Er hatte eventuell einen Hauch zu viel davon aufgelegt, doch es war teuer, und deswegen war es vielleicht auch okay so. Er sah sie mit seinen braunen Augen durchdringend an, und sie betrachtete sein ebenmäßiges Gesicht. Er war in jeder Hinsicht perfekt. «Nun denn», sagte er gedehnt und nahm sie bei der Hand. «Möge die Schlacht beginnen.»
«Mutter, das ist Todd, erinnerst du dich?» Was für eine dämliche Frage. Als sie in die Küche stürzte und das Wasser für die Nudeln aufsetzte, konnte sie hören, wie sich die beiden in gestelztem Ton unterhielten – und wie dasGespräch immer wieder von langen Pausen unterbrochen wurde.
«Einfach grässlich, Liebes.» Wenig später legte die Ranke die Gabel nieder und schob die Fusilli nicht länger alibimäßig über den Teller hin und her. «Und das ist wirklich eines deiner besten Gerichte?» Alex warf Todd einen schnellen Blick zu, der sich etwas besser schlug, wenn auch nur unwesentlich. Musste ihre Mutter sie wirklich so bloßstellen?
«Tut mir wirklich leid, ich hatte eben nicht viel Zeit.»
«Offensichtlich nicht.» Ihre Mutter schob den Teller von sich. «Ich hoffe inständig, dass sich das bessert, solange ich hier bin. Selbstverständlich werde ich nicht in der Lage sein, selbst etwas zu tun.» Sie nickte in Richtung ihres Gipsarms, der von einem zur Schlaufe gebundenen alten Hermès-Schal gehalten wurde. «Vielleicht könnte die zauberhafte Saffron ein wenig aushelfen? Sie ist so eine hervorragende Köchin. Sie macht das mit Abstand beste Schollenfilet
Bonne Femme
, das ich jemals gegessen habe. Wie heißt noch gleich ihr Ehemann?»
«Max, Mutter. Wie konntest du das vergessen? Du kennst ihn schon seit Jahren.»
«Aber ja, natürlich. Er kann sich glücklich schätzen, eine Frau wie sie zu haben. Dein Vater hat meine Küche immer sehr geschätzt …» Und dann legte sie los und riss die Unterhaltung für den Rest des Abends an sich. Zum Glück nahm sie keine Notiz von dem recht mittelmäßig schmeckenden Apfelkuchen, den Alex gekauft hatte.
«Großer Gott, Alex, du brauchst unbedingt jemanden, der dir hilft», stellte Todd später stöhnend fest, als er versuchte, es sich auf dem Boden ihres Schlafzimmers bequem zu machen. Das Federbett und das Laken reichtenals provisorische Matratze eindeutig nicht aus. Sosehr sie es sich eigentlich gewünscht hätte, dass er über Nacht blieb, sie hatte es nicht eingeplant, schon allein wegen der mangelnden Schlafmöglichkeiten. Ganz zu schweigen davon, dass die Anwesenheit ihrer Mutter im Gästezimmer nebenan sie stark verunsicherte. Aber sie hatte ihre Meinung geändert, als sie Seite an Seite auf dem Sofa gesessen und die Spätnachrichten verfolgt hatten und Todd ihr mit der Hand über den Oberschenkel gefahren war.
«Du hast ja recht», stöhnte sie. «Der Himmel allein weiß, wie ich das schaffen soll. Ich finde einfach niemanden, der sich eignen würde. Saff hat sogar einen Mann zum Vorstellungsgespräch gebeten!»
«Tja, mein Schatz.» Er wandte sich ihr mit nacktem Oberkörper zu, und sie konnte seine kantigen Gesichtszüge im orangefarbenen Licht der Straßenlampe erkennen. «So hinreißend ich dich finde, so wenig kann ich das von deiner Mutter behaupten. Wir können also nur hoffen, dass sie möglichst schnell wieder gesund wird.» Alex kicherte, als er nach unten und zwischen ihre Schenkel glitt.
Der nächste Tag war hektisch, mit Besprechungsterminen und Telefonkonferenzen angefüllt. Zwischendurch versuchte Alex, ihre Mutter zu erreichen – wenn diese nicht gerade wieder mit ihrer alten Schauspielfreundin Beryl sprach. Alex hatte sogar erwogen, Beryl zu bitten, sich um die Ranke zu kümmern, aber sie musste mittlerweile selbst über siebzig sein, und es wäre bestimmt viel zu viel für sie. Als Alex endlich ihre Mutter an die Strippe bekam, beschwerte sich die Ranke darüber, dass sie sich selbst in der Küche bedienen musste, und wollte sich ausführlich über die Telefonate unterhalten, die sie mit dem Nachbarn von unten wegen des Wasserschadens und mitder Frau aus dem Gardinenstudio wegen des Rollos für das Badezimmer geführt hatte. Und dann war da noch die Spedition, die offenbar ein Riesenaufhebens wegen der Treppenstufen gemacht hatte. Alex konnte sie gerade noch rechtzeitig abwürgen, um einen weitaus wichtigeren Anruf entgegenzunehmen.
«O Gott, du hattest
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