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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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beiseite. «Aber sicher! Ich war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr in Brighton. Allerdings muss ich mich erst um die Wäsche kümmern. Sobald sie im Trockner ist, können wir los. In Ordnung? Soll ich uns ein paar Sandwiches für unterwegs machen?»
    Die Ranke schlang sich die Arme um den Oberkörper. «Oh, lecker. Für mich bitte mit Eiermayonnaise. Und mit viel schwarzem Pfeffer, wenn es keine Mühe macht.»
    «Für Sie, verehrte Ranke, ist keine Mühe zu groß!»
    Frankie ließ sie frühstücken und öffnete die Tür zu Alex’ Schlafzimmer. Nach dem Zustand des Zimmers zu urteilen, war sie heute Morgen in Hektik aufgebrochen, und ihr Koffer lag ungeöffnet auf dem Boden. Die Bettdecke war zurückgeschlagen. Er zögerte einen Moment und griff dann nach dem Kopfkissen, um es aufzuschütteln. Etwas Graues aus Baumwolle fiel zu Boden, und er bückte sich, um es aufzuheben. Es war ein T-Shirt in Übergröße mit dem Logo ihrer Firma. Trug sie das etwa zum Schlafen? Frankie schüttelte den Kopf. Sie wirkte zwar nicht wie der Typ Frau, der nachts ein Seidenhemdchen trägt, aber trotzdem! Er schob das Shirt schnell unter ihr Kopfkissen, zog das Laken glatt und schüttelte schwungvoll die Bettdecke aus. Dann drehte er sich um und begutachtete den Rest des Zimmers. Es war aufgeräumt, aber nicht im Geringsten behaglich, wenn man von dem riesigen Bett und den scheinbar neuen Bettbezügen einmal absah. Achselzuckend hob er ihren Koffer auf und trug ihn in die Küche.
    Später, als er mit der Ranke, die sanft neben ihm döste, von Brighton nach Hause fuhr, hatte er ein Gefühl, das er fast nicht kannte und das er schwer festmachen konnte. War es Glück? Oder Zufriedenheit? Auf jeden Fall ging es in diese Richtung. Nachdem er die Hausarbeit erledigt hatte – bei der er in einem fort von der Ranke unterbrochen worden war, weil sie immer wieder hatte wissen wollen, ob es endlich an der Zeit war, aufzubrechen   –, hatten sie sich in Alex’ kleines Auto gesetzt und waren losgefahren. Die unglaublichen Anekdoten, die ihm die Ranke während derFahrt erzählte, hatten ihn ständig zum Lachen gebracht. Und er hatte sich zwingen müssen, sich auf die Straße zu konzentrieren und die Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuhalten, obwohl die Ranke ihn ständig drängte, schneller zu fahren. Kaum waren sie angekommen, hatte sie das Ruder übernommen, die Sandwiches Sandwiches sein lassen und darauf bestanden, zum Mittagessen ins Fischrestaurant English’s zu gehen, wohin sie ihn nach einem kurzen Hin und Her einlud. Bei ihrem Spaziergang durch die Lanes machte die Ranke immer wieder Abstecher in Antiquitätenläden und Schmuckgeschäfte. Jedes Mal, wenn sie herauskam, verstaute sie ein weiteres sorgfältig eingewickeltes Päckchen in ihrer großen Lederhandtasche und hakte sich wieder bei ihm unter.
    «Dieser Ort ist vor die Hunde gegangen! In den Sechzigern war das hier noch etwas Besonderes. Ich erinnere mich, wie mich ein Freund zu einem Konzert von
The Who
in die Starlight Rooms schleppte. Welche Energie. Und Daltry, dieser süße Kerl. Und erst seine Hosen! Ich glaubte wirklich, sie würden jeden Augenblick aufreißen. Heute ist er natürlich ein feiner Landgentleman geworden. Tja, das sind sie irgendwie alle, oder? Es ist schon eine Schande, früher außerkörperliche Erfahrungen und heute Landbesitz.» Sie erschauerte. «Natürlich habe ich das alles aufgegeben, als Alex auf die Welt kam, anderenfalls wäre ich jetzt vielleicht eine Lady, wer weiß!» Sie lachte schrill auf. «Zum Glück war ich nie so wohlhabend, dass ich ins spießige Mittelmaß abrutschen konnte, Schätzchen. Vornehme Armut ist mehr nach meiner Fasson, das ist viel aufrichtiger, finden Sie nicht auch?»
    Frankie lachte, doch er war nachdenklich, als sie zur Promenade hinunterspazierten, und hörte ihren Erzählungenvon Mods, Rockern und Nacktbädern in den Stunden zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen nur mit einem Ohr zu. Wem wollte sie etwas vormachen? Nach all den Filmen, die sie gedreht hatte, musste sie in Geld schwimmen. Und in den Geschäften, in denen sie vorhin gewesen war, hatte sie sicher nicht mit ihrem Geld gegeizt – und beim Buchmacher sicher auch nicht. Er lächelte schwach. Wahrscheinlich war das nur wieder eine jener inszenierten Posen, in denen sich die Ranke so gut gefiel.
    Am äußersten Ende des Palace Piers blieben sie stehen, lehnten sich gegen das Geländer und blickten auf die Stadt. Vielmehr war es die Ranke, die auf die

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