Mister Mädchen für alles
Tochter, verbrachte den Tag mit hirnloser Fernsehunterhaltung und vernachlässigte sich selbst. Was hatte er sichnur dabei gedacht? Plötzlich erschienen ihm das Vorsprechen und seine bemitleidenswerte Karriere völlig unwichtig. Es war nicht nur so, dass er die Ranke brauchte. Die Ranke brauchte auch ihn. Da sie jedoch freiheitsliebend wie eine Katze war, würde sie lieber leiden, als zuzugeben, dass sie irgendetwas oder irgendjemanden brauchte. Die Erinnerung an Alex, die wutentbrannt, aschfahl und zitternd vor ihm stand, tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. «Raus. Alle.» Er fragte sich, ob sie ihre Worte wohl bedauerte. Wahrscheinlich nicht. Aber konnte man ihr das verdenken?
Frankie schüttelte sich. Alex war jetzt nicht mehr sein Problem, aber die Ranke … genau! Es war an der Zeit, zu handeln. Er nahm ihr die Fernbedienung aus der Hand und kniete sich vor sie hin, um ihr mit ernstem Blick in das noch immer schöne Gesicht zu sehen. «Liebe Ranke, lassen Sie mich ganz frank und frei sprechen, wie es mir von Namens wegen zusteht.» Traurig lächelte sie ihn an und blickte ihm in die Augen. «Ich finde das alles nicht gut. Ich weiß, dass es jetzt, wo Sie wieder zu Hause sind, schwieriger wird, uns zu treffen. Aber ich brauche immer noch Ihre Hilfe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das Vorsprechen mächtig vermasselt habe. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mich zu sehr geschämt, es Ihnen zu beichten. Meinen Sie, wir könnten die Szene noch einmal miteinander durchgehen? Vielleicht könnten Sie mir helfen, herauszufinden, was ich falsch gemacht habe und wie ich es beim nächsten Mal besser hinbekomme?»
Die Ranke neigte sich in ihrem Sessel nach vorn. «Vermasselt? Das kann nicht sein. Bei Ihrem Talent? Jetzt will ich es aber genau wissen.»
Frankie unterdrückte ein Lächeln. Sicher würde esschmerzhaft werden, sein desaströses Vorsprechen noch einmal zu durchleben, aber wenigstens hatte er die Ranke geködert. «Also gut, aber könnten wir das bei einem Spaziergang tun? So fällt es mir leichter, darüber zu reden, und vielleicht können wir irgendwo einen Happen essen gehen? Im St. James’s Park gibt es ein nettes Café. Oder vielleicht sollten wir in die Royal Academy gehen? Die Ausstellung, die Sie sich ansehen wollten, ist jetzt eröffnet.»
Die Ranke erhob sich aus ihrem Sessel und streckte sich. «Ja», gurrte sie. «Das wäre nett. Ich schlage vor, dass ich jetzt dusche und mich anziehe und Sie in der Zwischenzeit eine Tasse Tee kochen. Was meinen Sie?»
Frankie grinste. «Ihr Wunsch ist mir Befehl!»
Sie verschwand im Badezimmer, und Frankie räumte die kleine, altmodisch eingerichtete Küche auf, die genauso unbewirtschaftet wirkte wie an jenem Abend, an dem Alex sie überrascht und er die Ranke zu Hause abgesetzt hatte. Obwohl die kleine Wohnung voller Dinge war – jeder Zentimeter Wand war mit Fotos aus dem
Spotlight
und gerahmten Besetzungslisten behängt, auf jedem Tisch häuften sich hübsche Dekogegenstände, und überall lehnten Ölgemälde in verzierten Rahmen gegen die Wand –, wirkte nichts von alledem, als sei es in Gebrauch. Es war ein Museum, das von einer besseren Vergangenheit erzählte. Und jetzt wurde ihm klar, dass die Ranke Menschen um sich brauchte. Als sie bei Alex eingezogen war, hatte ihr lediglich Gesellschaft gefehlt, und zwar am besten Gesellschaft von Menschen, die sie bewunderten. Mit ein wenig Aufmerksamkeit war sie regelrecht aufgeblüht. Wenn sie hier ohne Make-up saß und sich von grässlicher Fernsehunterhaltung berieseln ließ, verkümmerte sie wieder. All seine Bemühungen der letzten Wochen wären umsonstgewesen. Er konnte ihr hohes Trällern aus der Dusche hören und sah sich erneut um. Da waren die kleinen, unbenutzten Pfannen, die Teekanne für eine Person und der Kaffeebecher, der umgedreht im Abtropfgestell stand. Das war schlichtweg zu traurig, und selbst wenn er der letzte Mensch war, dem Alex begegnen wollte, musste er trotzdem mit ihr sprechen. Wenn diese von ihrer Arbeit und ihrer Karriere besessene Frau nicht von selbst erkannte, wie einsam ihre Mutter war, dann sollte er ihr vielleicht die Augen öffnen.
Kapitel 25
Alex löschte die Entschuldigungs-SMS von Saff, ohne sie gelesen zu haben. Das war schon die fünfte, die sie von ihr erhalten hatte. Sie hatte die ersten beiden überflogen und es dann nicht mehr ausgehalten. Sie feuerte das Handy zurück in ihre Tasche.
An diesem Abend hatte sie endlich ihre lang ersehnte
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