Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
Vom Netzwerk:
Schreibtisch, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sprach so laut, dass jeder mithören konnte. Im Großraumbüro herrschte totale Stille, und aus den Augenwinkeln bemerkte Alex, dass ihre Kollegen herumschlichen und so taten, als wären sie beschäftigt.
    «Du verpasst Interviewanfragen, Pressebriefings und jetzt auch noch den Termin vor Ort. Es ist wirklich großartig, dass du die Gordino gewinnen konntest. Aber was zum Teufel bringt sie uns, wenn sie auf und ab spaziert, ohne die entsprechende Presse zu bekommen, weil wir in der Öffentlichkeitsarbeit versagt haben? Und die Exklusivanfrage des
Express
für Sanferino zu verpassen   … das ist einfach vollkommen lächerlich!» Woher wusste er davon, fragte sich Alex flüchtig.
    Es war die reinste Qual. Alex sah sich im Büro um underwiderte die Blicke der Kollegen, die zu ihr herüberspähten. Schnell schaute sie wieder weg. Wenn sie jetzt kündigte, weglief und der Fremdenlegion beitrat, müsste sie vielleicht nie wieder einem ihrer Kollegen begegnen   …
    Gavin beugte sich über ihren Schreibtisch und senkte die Stimme: «Wenn du das vermasselst, Alex Hill, werde ich dir nicht einfach die Gurgel umdrehen, nein, ich werde dir bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Bei dieser Angelegenheit geht es um meinen Arsch, und du bist mein erstes Bauernopfer, wenn ich damit meine Stellung retten kann, ist das klar?» Alex brachte es nicht fertig, ihm in die Augen zu sehen. «Und jetzt verschwinde, wir sprechen morgen weiter.»
    Als sie nach Hause kam und die Wohnungstür ins Schloss geworfen hatte, hätte sie am liebsten jemanden verprügelt. Was war bloß passiert? Normalerweise nahm sie alles peinlich genau – sie legte eine fast besessene Sorgfalt an den Tag   –, und wenn es wirklich darauf ankam, lief alles schief? Gavin musste ihr bestimmt nicht erklären, wie wichtig dieser Produkt-Launch war. Sollte sie ihn vielleicht daran erinnern, dass die ganze Sache ihre Idee gewesen war? Schließlich war sie es gewesen, die eine Kollektion vorgeschlagen hatte, die wie Alltagskleidung getragen wurde. Eine klassische Linie, die kulturübergreifend funktionierte, unterschiedliche Freizeitstile ansprach und als Unisexkleidung getragen werden konnte. Und jetzt war es nicht nur so, dass die Sache kurz davor war, den Bach runterzugehen, sondern es war auch nicht mehr ihre Idee. Gavin hatte sie ihr gestohlen und zu seiner eigenen gemacht. Alex begann, sich eine Tasse Tee zuzubereiten, doch als sie den Kühlschrank öffnete, stellte sie fest, dass sie keine Milch mehr hatte. Mist. So ein dämlicher Mist aber auch!
    Sie wählte Todds Nummer. Mittlerweile musste er in seinem Büro sein. «Hi, ich bin’s.»
    «Hi, Baby. Alles okay bei dir?» Obwohl er weit weg in New York war, klang seine Stimme so nah.
    «Nein, gar nichts ist okay.» Alex ließ sich aufs Sofa fallen. Durch die offene Küchentür konnte sie ihre verschwitzten Laufklamotten von gestern erkennen, die noch immer in einem Haufen auf dem Boden vor sich hin darbten.
    «Hmm, ich habe schon davon gehört.»
    Alex setzte sich auf. «Wie meinst du das?»
    «Na ja, deine Assistentin hat mich angerufen. Soweit ich verstanden habe, hat Gavin sie darum gebeten, sämtliche Pressekontakte anzurufen, um die Interviewtermine bestätigen zu lassen. Ich fragte sie, was vorgefallen war – tja, es hat eben seine Vorteile, dich persönlich zu kennen», er lachte herzhaft, «und sie erklärte mir, dass es ein paar Pannen gegeben hat.»
    «Pannen?»
    «Das war das Wort, Baby.» Alex hasste es, wenn er sie so nannte. Sie war keine Frau, die man «Baby» nannte. «Du hast dich doch sicher darum gekümmert, dass alle Interviews mit der U S-Presse auch wirklich stehen, oder? Weißt du, ich habe nämlich ein paar ziemlich große Versprechen gemacht, Alex, und ich kann es mir nicht leisten, dass irgendetwas schiefläuft.»
    Na, herzlichen Dank, dass du dich so reizend nach meinem Wohlbefinden erkundigst, dachte Alex und versicherte ihm so überzeugend wie möglich, dass sie alles im Griff hatte. Dann gab sie vor, noch einen anderen Anruf entgegennehmen zu müssen, und beendete das Gespräch.
    Und tatsächlich war es so. In den folgenden zwei Stunden erreichten sie unzählige Kurznachrichten und Anrufe.Einer war von Maurice, der erklärte, dass es bei der Obstlieferung für die Statue zu Verzögerungen gekommen sei, ein anderer war von der türkischen Fabrik, die Bettina Gordinos Kleidergröße wissen wollte, um ihre Sachen für den Tag

Weitere Kostenlose Bücher