Mister Mädchen für alles
nicht, was mit mir los ist!»
«Sie meinen die Sache mit der Damenkollektion? Was stimmt damit nicht? Ich dachte, es liefe alles wie am Schnürchen.»
Sie blickte ihn einen Augenblick lang verdutzt an, dann schnalzte sie mit der Zunge und sagte spitz: «Richtig, ich vergaß wieder einmal, dass Sie im Vorteil sind, stimmt’s? Wegen der vielen Nachrichten, die ich Ihnen hinterließ, als ich Sie für eine ganz andere Person hielt. Nun, Sie haben leider die letzte Wendung meines aufregenden Lebens verpasst, fürchte ich. Wegen einer ganzen Serie von unverzeihlichen Fehlern, die allesamt auf das Konto Ihres Gegenübers höchstpersönlich gehen und die immer dann aufzutreten scheinen, wenn ich dem Ganzen meinen Rücken zudrehe, ist mein Job in Gefahr, weil mich mein Chef für inkompetent hält. Und das ausgerechnet jetzt, wo ich eine Beförderung und eine große Gehaltserhöhung dringend bräuchte.» Sie verfiel wieder in brütendes Schweigen und schüttelte nur hin und wieder den Kopf, als suchte sie in Gedanken nach einer Lösung.
Frankie blieb stumm und hoffte, ihr sein Mitgefühl ausdrücken zu können, ohne wirklich etwas zu sagen. Wenn Alex sich ihm anvertrauen wollte, dann sollte es so geschehen, dass sie sich in seiner Gegenwart wohl fühlte. Also wartete er ab. Und wartete.
«Was ich einfach nicht verstehe, ist das Wie.»
«Bitte?»
Alex hatte wie zu sich selbst gesprochen, aber sie fuhr nun trotzdem fort und wandte sich ihm höchst konzentriert zu, während sie etwas an ihren Fingern aufzählte. Sie schien ihre Abneigung gegen ihn vergessen zu haben. «Ich weiß, dass es sich total verrückt anhört, aber es kommt mir vor, als würde jemand absichtlich in meinen Sachen herumpfuschen.Zuerst hatte ich noch gedacht, dass es bloßer Zufall sei oder dass ich zu sehr mit anderem beschäftigt wäre, um Termine und Ähnliches zu überprüfen. Aber das ist nicht typisch für mich. Wenn ich eines bin, dann auf jeden Fall gründlich – eine meiner schlimmsten Eigenschaften, wenn es nach meiner Mutter ginge.» Die unverhohlene Verbitterung in ihrer Stimme überraschte Frankie, und er warf ihr einen Seitenblick zu, um herauszufinden, ob sie wirklich echt war. Ein Ausdruck zutiefst empfundener Verzweiflung sagte ihm alles, was er wissen musste, außerdem entsprach es nicht Alex’ Naturell, etwas vorzutäuschen. Während er sie musterte, fragte sich Frankie, ob sie, wenn es sein musste, überhaupt dazu in der Lage wäre.
«Wie meinen Sie das mit dem Herumpfuschen? Haben Sie den Verdacht, dass jemand versucht, Ihre Arbeit zu sabotieren?»
«Oh, mir ist klar, dass das paranoid klingt, glauben Sie mir. Deswegen habe ich es noch niemandem gegenüber erwähnt. Aber vieles geht momentan so dermaßen den Bach hinunter, dass dies die einzige vernünftige Schlussfolgerung zu sein scheint.» Frankie wusste nicht, was er antworten sollte. Es klang sehr weit hergeholt. Alex warf ihm einen scharfen Seitenblick zu. «Sehen Sie? Auch Sie wollen mir nicht glauben. Aber ich bin nicht leicht misstrauisch zu machen, und ich wittere auch nicht überall Verschwörungen. Vor allem Sie sollten das ganz genau wissen.»
«Autsch! Ich habe Sie verstanden.» Er lächelte reumütig. «Aber könnte es nicht sein, dass die ganze Sache mit Ella und mir Sie vielleicht allen anderen gegenüber misstrauisch gemacht hat? Wenigstens für eine gewisse Zeit? Ich meine, haben Sie irgendwelche Beweise oder eine Vorstellung,wer Ihnen so etwas antun würde? Immerhin nimmt der- oder diejenige ein ganz schön hohes Risiko auf sich, stimmt’s? Schließlich ist man mit solchen Aktionen ganz schnell seinen Job los.»
Alex schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. «Momentan bin ich die Einzige, die in Gefahr ist, ihren Job zu verlieren. Und wenn ich denjenigen, wen auch immer, nicht bald kriege, dann läuft mir der Hintern auf Grundeis, insbesondere, wenn die Produkteinführung schiefläuft. Und zurzeit sieht es leider ganz danach aus, dass es so kommen wird. So viele Faktoren müssen perfekt sein – das Model, das Styling, die Berichterstattung der Presse, der Ort, das Catering, die Sicherheitsbedingungen und der Transport. Die Liste ist endlos. Und das bedeutet, dass er endlos viele Gelegenheiten hat …» Sie verstummte.
«Aha, also haben Sie doch jemanden in Verdacht? Wer ist es?» Frankie spürte, wie sich sein Interesse regte. «Warum erzählen Sie mir nicht einfach alles, was bislang vorgefallen ist, und ich sage Ihnen im Gegenzug, was ich
Weitere Kostenlose Bücher