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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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auch. Aber momentan denke ich, dass es besser ist, das Spiel mitzumachen, was meinen Sie?»
    «Darum brauchen Sie sich nicht zu scheren», erwiderte die Ranke gereizt und wies auf den Stuhl vor sich. «Fahren Sie fort. Was haben die Ihnen gesagt? Durften Sie sofort vortragen, oder wurden Ihnen irgendwelche Fragen gestellt?»
    Frankie nahm einen Stapel ungeöffneter Umschläge von dem Stuhl und legte sie auf den Tisch neben sich. «Liebe Ranke
,
öffnen Sie etwa nie Ihre Post? Ich verstehe nicht, wie Sie es aushalten, sie einfach so liegen zu lassen.»
    «Ach, das Zeug ist doch öde. Ich öffne nur, was mir interessant erscheint. Also, erzählen Sie jetzt endlich weiter, sonst platze ich noch vor Neugier.»
    «Natürlich, wo war ich stehengeblieben? Ach, ja. Die Besetzungschefin hat das Reden übernommen. Herschmann hat ihr seine Anweisungen zugeflüstert und einfach nur den Kopf seitwärts gedreht. Es war sehr seltsam.»
    «Und wer war noch da? Hat noch jemand zugeschaut?» Die Ranke bediente sich an einem Stück Früchtebrot, das Frankie in einer mehlbestäubten Dose in ihrer Küche aufgetrieben hatte. «Hier», befahl sie. «Sie probieren gefälligst auch etwas davon. Saffron hat es gemacht. Ich finde, es schmeckt köstlich.»
    Frankie brach sich ein Stückchen ab und nickte anerkennend. Also hatte der Trick mit der Prise Salz funktioniert! Die Ranke war schon fast bis an die Stuhlkante vorgerückt, also erzählte er lieber weiter. «Ja, der Produzent, und dann war da noch jemand mit einer Digitalkamera, der alles aufgezeichnet hat. Sie haben mich gefragt, ob ich etwas dagegen hätte, aber ich dachte mir, dass ich eigentlich nichts sagen dürfte.»
    «Und? Und?»
    «Nun, ich habe es so gemacht, wie wir es zusammen geprobt haben. Und es war dem, wie ich es beim letzten Vorsprechen gespielt habe, sehr ähnlich, denn ich dachte mir, wenn sie es damals mochten, dann würde es ihnen diesmal auch wieder gefallen.»
    «Ja, ja. Und hat Herschmann irgendetwas gesagt?»
    «Nein, zuerst nicht. Ich dachte anfänglich, dass er eingeschlafen sei, denn es war plötzlich sehr ruhig in seiner Ecke. Sie hatten noch ein paar Vorhänge zugezogen. Er rollte bloß immer mit dem Kopf auf der Rückenlehne des Sessels hin und her. Und plötzlich hat er sich aufrecht hingesetzt und mich intensiv angestarrt. Das hat mich so überrascht, dass ich fast losgelacht hätte. Und dann sagte er: ‹Hören Sie zu, Sie geben mir zu viel. Sie haben soeben erfahren, dass Sie von den Menschen betrogen wurden, denen Sie von allen auf der Welt am meisten vertrauen. Ihr Leben hat keine Bedeutung mehr. Es ist, als hätten sie in Ihr Innerstes hineingelangt und Ihr Herz in Stücke zerrissen. Ich will das Geräusch der Leere hören, die in Ihrem Inneren herrscht.› Also habe ich einen Moment lang innegehalten   …» Frankie sank in sich zusammen. Wie konnte er der Ranke erzählen, dass er in diesem Moment Alex’ verzweifeltes Gesicht vor sich gesehen hatte? Er hatte mitbekommen, wie sie in dem Moment, als sie begriff, was sich in ihrer Wohnung abspielte, mit sich gekämpft hatte, wie sie ihren Augen nicht hatte trauen wollen – diese großen, verletzten Augen – wegen dem, was sie vorfand.
    Die Ranke gab ihm einen groben Knuff ans Bein. «Frankie, wenn Sie mir nicht auf der Stelle verraten, wie es weiterging, werde ich keine Verantwortung für meine Taten übernehmen!»
    «Oh, natürlich. Ich   … ich habe es mit mehr Zurückhaltung gespielt, so als könnte ich es ungeschehen machen, wenn ich mich nur weigerte, die Wahrheit zu akzeptieren. Es war recht anders als die Day-Lewis-Nummer, aber wissen Sie was? Ich glaube, es hat funktioniert.»
    Einen Moment lang herrschte Stille. Die Ranke sah skeptisch drein. «Sie haben es also nicht so gespielt, wie wir es geübt haben?» Sie wirkte ein wenig beleidigt, und daher wählte Frankie seine nächsten Worte vorsichtig.
    «Das habe ich – zuerst wenigstens. Aber als er mir sagte, dass ich etwas anderes probieren soll, habe ich mich seinen Wünschen angepasst. Das war doch richtig, oder?» Plötzlich fühlte sich Frankie sehr verunsichert.
    Die Ranke wischte sich ein imaginäres Stäubchen vom Ärmel. «Nun, ich denke, es war gut, dass Herschmann Sie um eine andere Interpretation gebeten hat. Wenigstens hat er so etwas von Ihrer schauspielerischen Bandbreite mitbekommen. Wollen wir hoffen, dass ihm Ihr Aussehen gefällt. Selbst wenn sie Sie für diesen Part nicht gebrauchen können, so werden sie sich doch an

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