Mister Mädchen für alles
auch ein wenig abgelenkt gewirkt. Das Risiko, gemeinsam gesehen zu werden, war einfach zu hoch, und deshalb kamen und gingen sie getrennt und aßen nie zusammen zu Mittag, es sei denn, es waren noch andere Kollegen dabei. Frankie schenkte gerade Kaffee in der kleinen Küche ein, als Gavin hereinrauschte. Alex’ Beschreibung von Gavin als hyperaktives, verwöhntes Kleinkind traf genau auf den Punkt.
«Ah, gut! Ich sehe, Sie machen es sich bei uns gemütlich. Haben Sie sich schon gut eingelebt? Es ist gerade einwenig hektisch bei uns, also werden Sie hoffentlich nichts dagegen haben, wenn wir Sie einfach Ihr Ding machen lassen. Sie wollen ja auch nur beobachten, nicht wahr? Behandelt Alex Sie auch anständig? Hoffentlich ist sie keine allzu große Sklaventreiberin?» Du lieber Himmel, dieser Mann sprach ja nur in Klischees.
Frankie lächelte freundlich und fing an, in der gleichen Sprache zu kontern. «Ja, danke Gavin. Ich freue mich wirklich sehr, die Herausforderungen in diesem Arbeitsumfeld annehmen zu dürfen. Alle haben mich sehr herzlich empfangen. Ich weiß es sehr zu schätzen, Teil dieses Teams zu sein, besonders zu so entscheidenden, wichtigen Zeiten wie bei einem Produkt-Launch.»
Bemerkenswerterweise verstummte Gavin eine ganze Weile. Wobei eigentlich jegliches Verstummen Gavins bemerkenswert war. «Ja, ja. Wie geht’s Alex heute? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen, aber sie muss mich noch auf den neuesten Stand bringen. Wenn Sie ihr in den nächsten Minuten über den Weg laufen, würden Sie ihr dann bitte ausrichten, dass sie bei mir vorbeischauen soll? Keine große Sache, nichts Wichtiges. Ich will im Grunde nur hören, ob alles klar ist, wissen Sie. Ach, am besten gehe ich gleich selbst los und rede mit ihr.» Und damit war er auch wieder aus der Küche gerannt.
Frankie nahm die beiden Becher und bahnte sich einen Weg zu Camillas Schreibtisch, um ihr einen davon hinzustellen. Sie lächelte ihm freundlich zu und deutete auf einen Stapel Ausdrucke. «Danke, Frankie, Sie sind mein Lebensretter. Das hier ist die genaue Zeiteinteilung, die Alex für das heutige Meeting aufgestellt hat. Ich habe sie für sie in die richtige Reihenfolge gebracht und eine Tabelle angefertigt. Ich nehme an, dass sie sie vorher gern verteilthaben möchte, damit jeder schon einmal einen Blick darauf werfen kann. Möchten Sie auch ein Exemplar haben?»
Frankie sah stirnrunzelnd auf den Stapel. «Ein bisschen kurzfristig, stimmt’s? Mussten Sie heute Morgen deswegen etwa extra früher kommen?»
Camilla schüttelte den Kopf und brachte ihren blonden Pferdeschwanz zum Wippen. Ihr hübsches Gesicht erinnerte ihn an ein Mädchen, in das er in der Grundschule verliebt gewesen war. «Ach, nur ein wenig, aber das stört mich nicht. Ich denke, dass Alex wirklich den allerletzten Stand darin untergebracht sehen wollte, und das ist doch nur gerecht so. Alex bleibt immer so hart am Ball. Sie ist unglaublich gründlich! Hier, könnten Sie bitte ein Exemplar bei Peter vorbeibringen? Er sitzt dort drüben.»
Frankie schenkte ihr sein schönstes Lächeln. «Natürlich, gern. Noch jemand? Ich laufe ohnehin in diese Richtung.» Er deutete auf den Konferenzraum in der Ecke mit der schwarzen Doppeltür.
«O ja, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich habe die Ausdrucke alle beschriftet. Danke, Frankie. Das spart mir einige Minuten Zeit.»
«Nichts zu danken. Hey, was haben Sie heute Mittag vor? Ich dachte, dass ich vielleicht rausgehe und mir einen Kaffee hole, der nicht in einem Schaumstoffbecher serviert wird. Was sagen Sie dazu?»
Camilla legte den Kopf zur Seite und betrachtete Frankie einen Augenblick lang, dann fing sie langsam an zu lächeln. «Klar, warum nicht? Das wäre tatsächlich eine nette Idee. Aber es muss schnell gehen, denn ich sollte meinem Schreibtisch nicht zu lange fernbleiben. Ich denke, ich frage vorsichtshalber rasch bei Alex nach, okay?»
Frankie lächelte und nickte, dann lief er mit energischenSchritten weg, um die Ausdrucke zu verteilen. Peter legte rasch den Hörer auf und erhob sich, als Frankie um die Ecke kam. «Ja, bitte? Suchen Sie jemanden?» Er sah gebräunt und fit aus. Alex hatte gemeint, dass er «hungrig» wirkte, und sie hatte recht. Es umgab ihn etwas unverhohlen Ehrgeiziges. Vielleicht für einen Verdächtigen zu offensichtlich?
Frankie grinste entwaffnend. «Hey! Ich habe hier alle Informationen für das heutige Meeting. Alex dachte, dass Sie vielleicht erst noch einen Blick darauf werfen
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