Mister Mädchen für alles
-Station.
«Und was soll ich anziehen?», fragte er.
«Anziehen?»
«Ja.» Er lächelte, als sei diese Frage selbstverständlich. «Wenn ich eine Rolle spielen soll, dann muss ich dazu auch das passende Kostüm tragen. So kann ich wohl kaum gehen, oder?» Er zeigte auf sein Outfit.
«Nun, wir kleiden uns alle recht lässig, aber vielleicht nicht so nachlässig wie du, nichts für ungut!» Sie lachte, als sie seine empörte Miene bemerkte. «Ich meine, natürlich geht es uns um sportliche Kleidung, keine Krawatten und Jacketts. Sehr amerikanisch, würde ich sagen. Jeans, Baumwollhosen, ein T-Shirt . Du hast gesehen, was ich trug, als ich nach Hause kam. Nun …» Beschämt schaute sie zum Fenster hinaus. «Du weißt ja ohnehin, was ich trage.» Sie spürte, dass Frankie sie mit intensivem Blick betrachtete.
«Ja, das tue ich, und es tut mir leid. Mir ist klar geworden, dass das ziemlich aufdringlich war.»
«Ich gestatte Männern normalerweise nur mit Einladung, meine Unterwäsche zu betrachten.» Stille. Hatte sie sich jetzt irgendwie zickig angehört? Frankie wusste von Todd, also war es nicht so, als – Todd! Sein Hemd würde ihm perfekt passen. Alex sprang auf. «Ich glaube, ich habe da etwas, das passen könnte. Todd hat es hier vergessen,aber er hat bestimmt nichts dagegen.» Sie ging zu ihrem Kleiderschrank und holte das Hemd vom Kleiderbügel. Es war frisch gewaschen, mit scharfen Bügelfalten, die – ironischerweise – von Frankie stammen dürften, bevor er seinen Job aufgeben musste. «Wie wäre es damit?» Sie hielt es in die Höhe, als sie wieder hereinkam, und sein Blick flackerte überrascht auf.
«Ich hatte mir schon gedacht, dass es nicht dir gehört.» Er nahm ihr das Hemd aus der Hand und hielt es sich an. «Mm, könnte passen. Übrigens habe ich mich gefragt, tut mir leid, ich weiß, dass es grob unhöflich von mir ist, aber trotzdem … dieses grüne Organzakleid in deinem Schrank. Ich konnte es einfach nicht übersehen. Hast du es jemals getragen? Es scheint neu zu sein.»
Alex lachte. «Ach, das! Meine Mutter hat mich gezwungen, es für eine Premiere zu kaufen, zu der wir vor
Jahren
eingeladen waren. Nein, ich habe es nur dieses eine Mal getragen. Eigentlich wirklich schade, denn es hat, ganz à la Mum, ein Vermögen gekostet. Ich denke, irgendjemand Stinkvornehmes hat es entworfen.»
«Ungaro, würde ich vermuten», sagte Frankie leise.
Alex zuckte mit den Schultern. «Ich kenne mich mit dieser Art von Marken nicht besonders gut aus. Tatsächlich kann ich mich kaum erinnern, wann ich zuletzt überhaupt ein Kleid getragen habe.»
«Und das ist sehr schade», meinte Frankie noch leiser. «Du würdest wunderschön darin aussehen.»
Eine spannungsgeladene Stille entstand, die Alex kaum aushalten konnte. Sie sprang auf. «Also, wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich muss weitermachen.»
Frankie erhob sich langsam und griff nach seinem Rucksack. «Gut, dann also bis morgen. Soll ich eigentlich einenanderen Namen annehmen? Wie wäre es mit Miles?» Sie lachten beide über diese willkürlich getroffene Wahl.
«Das habe ich bestimmt schon bald wieder vergessen, und dann nenne ich dich versehentlich bei deinem richtigen Namen. Wir haben auch so genug, woran wir uns erinnern müssen.»
Frankie nickte und wandte sich zum Gehen, doch dann hielt er mit der Hand am Türknauf inne. «Alex, ich finde, dass es irgendwie seltsam ist, hier bei dir zu sein.» Er blickte nicht auf. «Zeit mit dir zu verbringen, meine ich.»
Alex spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
«Du warst mir so … vertraut, du und deine Sachen, ohne dass ich etwas von der echten Alex wusste. Aber das war es wert, denn es hat mir sehr viel Spaß gemacht.» Und mit diesen Worten verließ er das Apartment.
Kapitel 32
«Na, dann komm.» Ella hob den Korb vom Küchentisch. «Lass uns losziehen und die Geschmacksknospen sämtlicher Besitzer von Delikatessenläden in South London kitzeln. Zeigen wir ihnen, wie echtes Selbstgebackenes schmecken muss.»
«O mein Gott, ich bin noch nicht bereit!», hörte sich Saff quieken. Ihr war schlecht vor Aufregung.
«Du wirst sie alle begeistern. Diese Bananen-Pistazien-Mischung ist zum Sterben gut. Eine super Idee von der Mutter seiner Ex. Wenigstens hat Frankie seine Zeit nicht völlig an ihr verschwendet. Auch die Müslikekse sind himmlisch, und erst recht die Florentiner. Also, wenn wir jetzt nicht loskommen, esse ich alles auf. Sie werden dir zu Füßen
Weitere Kostenlose Bücher