Mister Mädchen für alles
hin und her. Wohin war das Ding verschwunden? Sie schob ihre Notizen, die sie sich gestern zu dem Meeting mit Donatella und den Choreographen gemacht hatte, beiseite, aber auch darunter lag es nicht. Dann fing sie an, ihre Schubladen aufzuziehen und nach dem Ladegerät zu kramen. Ja, das Meeting war gut gelaufen. Donatella war in einem Body und einem kurzen, schwarzen Ballonrock aufgetaucht und hatte sich hüftenschwingend Alex’ Schreibtisch genähert.Frankie wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Waren Männer nicht unglaublich leicht zu durchschauen? Nun, wenn er solch eine sklavische Abhängigkeit von Modetrends attraktiv fand, dann war er ja fündig geworden. Aber viel wichtiger war nun die Frage, wo, zur Hölle, ihr Ladegerät abgeblieben war?
Kapitel 35
Um elf Uhr saßen alle bis auf Alex im Konferenzraum. Nach einer kurzen Weile entschuldigte sich Frankie und schlüpfte hinaus. Er traf sie auf allen vieren unter ihrem Schreibtisch an.
«Ich kann das Ladegerät für mein Handy nicht finden», murmelte sie. «Und ich erwarte einen Anruf von Donatella, die mich wegen einiger Punkte, die wir gestern besprochen haben, auf den neuesten Stand bringen wollte. Oh, verdammt!»
«Alex, alle warten auf dich. Kannst du nicht später danach suchen? Vielleicht hat jemand anderes das gleiche Ladegerät.»
«Was?» Alex kam unter ihrem Schreibtisch hervorgekrochen. Ihr stand das Haar nach allen Seiten ab, und ihre Augen hatten einen verzweifelten Ausdruck angenommen. «Ich dachte, das sollte erst um elf stattfinden.»
«Ja, und jetzt ist es fünf nach. Komm schon, beeil dich. Ich folge dir in ein paar Minuten.»
Alex warf einen verständnislosen Blick auf die Wanduhr. «Aber meine Uhr zeigt an, dass es erst zehn vor ist. Sie geht plötzlich nach. Jemand muss sie heute Morgen verstellt haben. Ganz bestimmt.»
Frankie schob ihr den Stapel sorgfältig aufgetürmter Papiere, die an der Schreibtischkante lagen, in die Arme. «Das ist jetzt egal, verschwinde!»
Das Meeting verlief gut – alles in allem. Aber es herrschte eine deutlich unterkühlte Atmosphäre, als Frankie denRaum wieder betrat und auf den Platz hinter Alex schlüpfte. Sie wirkte nervös, aber er fragte sich, ob die anderen etwas davon mitbekamen. Sie bemühte sich angestrengt, dies zu verbergen, aber er saß dicht genug an ihr dran, um zu bemerken, dass sie die linke Hand zur Faust geballt hatte, und genau das hatte sie auch an jenem Tag im Park getan, als er ihr die schlechten Neuigkeiten von dem Konsumrausch der Ranke überbracht hatte.
Er bemerkte, wie sie einige Male schluckte, und schob ihr unauffällig ein Glas Wasser hin. Sie blickte ihn kaum an, griff aber sofort nach dem Wasser und benetzte sich die Lippen.
Frankie hatte die Aufgabe, die Reaktionen der anderen Personen am Tisch genau unter die Lupe zu nehmen. Er war überzeugt davon, dass derjenige, der Alex ständig in die Parade fuhr, sich bei diesem Meeting durch seine Körpersprache verraten würde, und sei es nur durch eine sachte Bewegung. Er sah sich um, während Alex sprach, und hoffte, denjenigen zu entlarven, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Nacheinander betrachtete er alle Gesichter. Sie alle waren Alex zugewandt und hörten ihr aufmerksam zu. Doch als Alex anfing zu erläutern, was sie für den Launch in petto hatte, wurde er so von ihren Worten in den Bann gezogen, dass er sich deutlich in Erinnerung rufen musste, sie nicht unentwegt anzustarren. Obwohl er vieles von dem, was sie sagte, nicht verstand, spürte er doch, wie sein Blick zu ihrem Gesicht zurückkehrte – und dort haften blieb. Frankie runzelte die Stirn. Er konzentrierte sich nicht einmal mehr auf das, was sie sagte. Stattdessen beobachtete er ihren Körper und wie er sich bewegte, wenn sie sprach oder sich eine Haarsträhne hinters Ohr zurückstrich, die ihre Wange gestreift hatte.
Er rückte auf seinem Stuhl in eine aufrechte Position, schockiert, welche Richtung seine Gedanken eingeschlagen hatten. Das war keineswegs Teil des Plans gewesen. Sie war nicht einmal sein Typ. Er stand eigentlich mehr auf zierliche, quirlige Frauen, die anstrengend und wankelmütig waren. Frauen, die emotionale Forderungen stellten. Davon gab es reichlich in der Theaterwelt. Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf das zu lenken, was sie sagte.
Er merkte, wie er innerlich anfing, ihren Sieg zu wollen, wie er sich wünschte, dass sie die Leute von den Stühlen riss, und er musste feststellen, dass ihre
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