Mister Mädchen für alles
möchten.»
«Oh, woher wusste sie das? Und wer sind Sie überhaupt? Ihr neuer Laufbursche?»
«Nein!» Frankie hoffte, dass er nicht zu rechtfertigend klang. «Ich schreibe meine Doktorarbeit …»
«Ach ja?» Peter hatte die Augenbrauen hochgezogen. «Wieder ein Student fürs Leben. Und wovon handelt Ihre Arbeit?» Er verschränkte die Arme und wartete ab.
«Strategische Planung. Das neue europäische Modell.» Frankie bemühte sich, glaubwürdig zu klingen.
«Hört sich nach ziemlichem Stuss an», schnaubte Peter. «Bei wem schreiben Sie?»
Frankie geriet ins Schwimmen. «Ähm, am Beckett Institute. Ich studiere bei Professor Godot.» Er hielt den Atem an und war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass seine Augenbrauen fast unter seinem Haaransatz festgefroren zu sein schienen. Bitte, lieber Gott, mach, dass dieser Mann keine Ahnung vom Theater hat. Eine lange Pause entstand.
«Na schön.» Peter streckte eine Hand aus. «Dann wollen wir doch mal einen Blick darauf werfen.»
Peter überflog rasch das Papier und ignorierte Frankiedabei. «Mmm.» Er runzelte die Stirn. «Wirkt nicht sehr gründlich auf mich. Vielleicht hängt sich unsere kleine Freundin in letzter Zeit ein wenig zu sehr aus dem Fenster.» Nach weiteren Augenblicken, in denen er lässig die Seiten durchblätterte, sah er auf und wirkte fast überrascht, weil Frankie noch immer dastand. «Kann ich noch etwas für Sie tun?»
Frankie schüttelte den Kopf, grinste vergnügt und ging davon. Was für ein Widerling. Aber vielleicht ein gefährlicher Widerling. Am besten benahm er sich in Peters Gegenwart wie der Dorftrottel, um seinen hochnäsigen Panzer zu durchdringen.
In der Tat – Warten auf Godot!
Kapitel 34
Alles in allem schlägt er sich nicht schlecht, dachte Alex, als sie Frankie dabei beobachtete, wie er im Büro umherging und mit allen plauderte. Er besaß die natürliche Gabe, Leute in ein Gespräch zu verwickeln und sie dazu zu bringen, dass sie von ihrem Lieblingsthema sprachen – von sich selbst.
Einige Male hatte sie von ihrem Schreibtisch aufgeblickt und bemerkt, wie er auf einige Leute zuging, und wenig später hatte er sie zum Lachen und Plaudern gebracht. Das war ein wertvolles Talent.
Doch es war Frankies neuer Look, der sie am meisten aufwühlte. Als er an jenem ersten Morgen in der Tür auftauchte, war ihr fast das Herz stehen geblieben. Er hatte diese Sache mit der Kleidung wirklich ernst genommen und die Rolle so gespielt, wie es vereinbart war. Verschwunden waren die ausgebeulten T-Shirts und Jeans, der lässige Schauspielerlook. Stattdessen war ein hochgewachsener und, sie musste es zugeben, gutaussehender Mann in Todds pinkfarbenem, gestreiftem Hemd auf der Bildfläche erschienen. Jeder Zoll der gewissenhafte Doktorand. An Frankie, der wesentlich schmaler als Todd war, wirkte das Hemd bequem und lässig – ganz anders als an seinem ursprünglichen Besitzer. Am nächsten Morgen war er in einem Polohemd aufgetaucht, und sie hatte sich erbärmlicherweise dabei ertappt, wie sie seine muskulösen, gebräunten Arme betrachtet hatte, bis sie ihn dabei erwischte, wie er sie wiederum mit unergründlichem Blick anstarrte und sie daraufhinrasch wegsah. Auch sonst spielte er seine Rolle mit geradezu alarmierender Überzeugung. Einmal hatte sie ihm «Wie läuft es?» vor dem Fahrstuhl zugeflüstert, woraufhin er ihr in die Augen schaute, als würde er sie kaum kennen, und höflich erwiderte, dass er sich sehr freue, hier in der Firma sein zu dürfen. Sie hatte ihm einen fragenden Blick zugeworfen, und das winzige Anheben seiner Augenbraue war fast nicht wahrzunehmen gewesen.
Es kristallisierte sich allerdings immer deutlicher heraus, dass die Idee mit der Sabotage idiotisch war. Während der letzten Tage waren keine Ausrutscher passiert, so weit Alex feststellen konnte. Sie hatte sich wohl etwas vorgemacht. Alle kürzlich geschehenen Missverständnisse und Fehler mussten offenbar doch auf ihr Konto gegangen sein, denn wenn sie sich auf ihren Job konzentrierte, lief auch nichts falsch. Sie wollte wirklich nicht dem Gedanken nachhängen, warum es ihr so besonders wichtig war, vor Frankie effizient zu wirken, denn, dachte sie gereizt, da das Meeting für die Abfolge der Ereignisse auf dem Produkt-Launch gleich starten sollte, war seine Anwesenheit ohnehin überflüssig.
Ihr Handy piepte, weil der Akku fast leer war, und sie suchte ihren Schreibtisch nach dem Ladegerät ab, hob Papierstapel hoch und schob Schachteln
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