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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber wer dort wohnte, das wusste der Grafiker nicht. Er kannte nur seinen nächsten Nachbarn, obwohl dessen Haus auch wieder einige hundert Meter von seinem entfernt stand. Da der Wald zwischen den beiden Bauten wuchs, konnte der eine Nachbar den anderen nicht sehen.
    Stockholm war eigentlich nie hektisch, und trotzdem atmete Thore Hamrin auf, als er die Stadt hinter sich gelassen hatte.
    Je mehr er sich seinem Haus näherte, um so besser wurde seine Laune. Aber das schreckliche Ereignis wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden. Er dachte immer daran, und tief in seinem Innern hatte sich ein Plan geformt, der sogar recht gefährlich war.
    Der Kommissar war Thore Hamrin zwar nicht unsympathisch gewesen, aber er traute dem Mann einfach nicht zu, den Fall zu lösen, weil Karlsson ein Mann der Fakten war und nicht über den Tellerrand hinausdachte. Wobei man ihm nicht mal einen Vorwurf machen konnte. Beamte mussten sich eben an die Regeln halten und natürlich an die Fakten.
    Fakt war, dass am Bootssteg eine zu Stein gewordene Frau im seichten Wasser gelegen hatte. Aber durch welches Ereignis sie zu Stein geworden war, das konnte kein Polizist der Welt wohl als Fakt ansehen, da mussten eben andere Vorgänge mit einbezogen werden – wie die alte Medusa-Sage. Aber wer glaubte schon daran?
    Thore Hamrin tat es. Eben weil er in der Kindheit die Geschichte von dem unheimlichen Mister Medusa gehört hatte, der in den Wäldern sein Unwesen trieb.
    Niemand hatte ihn gesehen, aber jeder konnte ihn beschreiben. Man sprach von einem indianerhaften Aussehen. Auf dem Kopf des Mannes wuchsen allerdings keine Haare, sondern Schlangen. Auch wenn sie aussahen wie geflochtene Zöpfe.
    Auch er hatte diese Gestalt nicht zu Gesicht bekommen, das wollte er auch nicht, aber trotzdem war er schon seit Jahren ihrer Faszination erlegen und der damit verbundenen Frage: Gibt es ihn, oder gibt es ihn nicht?
    Sein kleines Haus am Wasser erreichte er in Rekordzeit. Das Holz war mit dem hier so typischen Rot angestrichen, und er dachte daran, dass im nächsten Jahr wieder ein Anstrich fällig war. Die salzige Luft nagte doch sehr an der Farbe.
    Noch schien die Sonne recht warm, auch wenn der November schon erreicht war. Die Bank vor seinem Haus diente ihm wieder als Sitzplatz. Er hatte sich etwas geräucherten Fisch mitgenommen und aß ihn, während er über das gekräuselte Wasser hinwegschaute, auf dessen Mitte sich Sonnenflecken verteilten.
    Auf Grund des guten Wetters fuhren sogar noch die Ausflugsboote in die nähere und weitere Umgebung von Stockholm hinein, und er sah auch das alte Dampfboot, das die Touristen zum Schloss Gripsholm hinbrachte.
    Es war alles so friedlich, so wunderbar. Thore konnte sich kaum vorstellen, dass hier noch vor einigen Tagen eine versteinerte Leiche gelegen hatte.
    Manche Bäume zeigten ein herrliches Gelb. Immer wieder, wenn der Wind aufkam, lösten sich Blätter und trudelten mit langsamen und traurig anmutenden Bewegungen zu Boden, als wollten sie dem Betrachter zeigen, dass die Zeit des Sterbens nahe war.
    Für Ellen Ascot war sie da gewesen. Keine Schwedin, eine junge Engländerin, wie die Polizei herausgefunden hatte. Mehr aber auch nicht. Der Verdacht, dass sie als Hure gearbeitet hatte, war zwar aufgekommen, aber der Kommissar hatte sich Thore gegenüber ziemlich bedeckt gehalten und davon gesprochen, dass die Ermittlungen noch im Gange seien und man nicht viel sagen konnte.
    Er musste es hinnehmen, und er nahm es auch hin. Aber über Mister Medusa hatte Karlsson nichts mehr verlauten lassen, und das ärgerte Thore irgendwie, weil er eigentlich davon ausging, dass die Polizei jede Spur verfolgte.
    Je länger er vor dem Haus saß, umso mehr stellte er fest, dass die Sonne die Kraft des Sommers und auch des Herbstes verloren hatte. Sie wirkte schon winterlich. Ihm wurde allmählich kalt, und er knüllte das Fettpapier zusammen, in dem er den Fisch transportiert hatte. Dann stand er auf.
    Ein letzter Blick über das Wasser. Die Dämmerung würde bald einfallen und dem Land den großen Schlaf bringen. Dann war das Wasser nur wie ein dunkler Spiegel zu sehen, über den der Rauch hinwegtrieb, als hätte er einen Ofen verlassen.
    Es war kein Rauch, sondern Dunst und Nebel, der sich um diese Jahreszeit immer bildete und über dem Wasser ebenso hängen blieb wie zwischen den Bäumen.
    Das Wasser sah so still und friedlich aus. Hier und da war Plätschern oder auch ein Gluckern zu hören. Mal sprang ein Fisch hervor

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