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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen. Das lag auch nicht am Dunst, der ihm eine Gestalt vorspielte. Es gab ihn. Es gab den verdammten Fremden, der sich an sein kleines Gebiet herangeschlichen hatte und ihm jetzt an den Kragen wollte.
    Obwohl der Fluchtgedanke in ihm aufgepeitscht war, blieb er noch für einen Moment stehen, um sich auf die Gestalt zu konzentrieren, die das Ufer bereits erreicht hatte und nun mit regelmäßigen Schritten näher kam. Thore hatte nicht gesehen, dass sie aus einem Boot gestiegen wäre. Sie war einfach da, und sie hätte auch über das Wasser gegangen sein können. Als ihm dies bewusst wurde, zog er sich wieder langsam zurück. Meter für Meter näherte er sich dem Haus.
    Er lief zurück. Jetzt schneller. Die Peitsche der Furcht saß ihm im Nacken. Die einzige Sicherheit sah er hinter den Holzwänden seines Hauses. Der Gedanke, in die Wälder zu flüchten, kam ihm erst gar nicht. Er musste in seiner vertrauten Umgebung bleiben, nur dort fühlte er sich einigermaßen wohl.
    Thore Hamrin huschte durch die offene Tür und zerrte sie hinter sich zu. Er stolperte über die Holzbohlen des Fußbodens hinweg auf die Lampe am Sessel zu, die er ausknipste.
    Eine Lichtquelle war weg. Es gab nur das Feuer im Ofen, das seinen rötlichen Schein durch das Kaminfenster warf und auf den Boden huschende Gebilde malte.
    Plötzlich kam ihm die Idee, nach oben zu gehen. Sich dort ganz ruhig zu verhalten. Einfach nur abzuwarten. Wenn jemand das Haus betrat, kam er als Fremder vielleicht nicht auf die Idee, auch nach oben zu gehen. Um die Holztreppe zu erkennen, hätte er zudem das Licht einschalten müssen.
    So schnell war Thore Hamrin noch nie hoch zu seinem Bett gelaufen. Er legte sich auch nicht hin, sondern blieb am Geländer hocken und blickte von dort aus nach unten.
    Hamrin sorgte dafür, dass sich sein Atem beruhigte. Das gelang ihm bei dem Herzschlag nicht. Es klopfte härter in der Brust, und das Echo eines jeden Schlags spürte er bis oben in seinen Kopf hinein.
    Sehen konnte er nichts, denn hier oben gab es keine Fenster. Aber er hörte auch nichts, bis er plötzlich zusammenschrak, denn das neue und für ihn bekannte Geräusch kannte er wohl.
    Da war jemand an der Tür!
    Diesmal hielt er den Atem an und presste seine Hand vor die Lippen. Was noch nie zuvor passiert war, das traf jetzt ein. Es war ein Fremder gekommen, ein Dieb, ein Mörder, was auch immer, und der hatte die Tür des Hauses geöffnet.
    Dann kam er hinein.
    Thore Hamrin lag flach auf dem Boden. Aber er hatte den Kopf so weit vorgedrückt, dass er über den Rand hinweg bis nach unten schauen konnte. Zudem waren seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und das Licht aus dem Kaminfenster gab ihm eine relativ gute Sicht. Zumindest was den Bereich der Tür anging.
    Genau dort bewegte sich der Eindringling auf leisen Sohlen durch das Haus. Der von oben zuschauende Thore sah nur einen Schatten, der jetzt in den rötlichen Schein geriet. Sein Herz schlug noch mal schneller, als ihm bewusst wurde, wie groß dieser Schatten war. Ein Riesenkerl, viel größer als ein normal ausgewachsener Mensch.
    Er sah plötzlich wieder das Gesicht seiner Großmutter vor sich und deren große Augen, wenn sie ihm von Mister Medusa erzählte und ihn dabei auch beschrieb.
    Groß, übergroß sollte er sein, und wer ihn anschaute, der wurde schlagartig zu Stein.
    Thore Hamrin schaute ihn an, aber er schaute ihm nicht ins Gesicht, sondern von oben auf ihn nieder. Es hätte auch jetzt keinen Sinn mehr gehabt, den Blick abzuwenden, weil er den Bewegungen des Eindringlings bereits seit einigen Sekunden folgte.
    Thore blickte auf den Kopf.
    Den Kopf?
    Fast hätte er laut den Atem eingesaugt. Im letzten Augenblick riss er sich zusammen, denn was er sah und nicht unbedingt genau erkannte, sorgte wieder dafür, dass die Erzählungen der Großmutter so verdammt lebendig wurden.
    Auf dem Kopf des Eindringlings bewegte sich etwas. Nicht so wie Haare, wenn sie vom Wind erwischt wurden, es war hier ganz anders. Jede »Strähne« bewegte sich für sich, sie war autark und alle zusammen schwangen in verschiedene Richtungen.
    Ja, das waren keine Haare, sondern verdammte Schlangen, und Thore Hamrin wusste jetzt, wer in sein Haus eingedrungen war, obwohl er es noch immer nicht fassen konnte.
    Mister Medusa war da!
    »Wenn du ihn ansiehst, dann wirst du zu Stein! Die Worte seiner Großmutter klangen in seinen Ohren in diesem Fall besonders nach. Er sah ihn, wie er sich schattenhaft durch den Wohnraum bewegte,

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