Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
oder segelten Vögel heran, die auf der Suche nach schwirrender Beute waren.
    Thore schüttelte den Kopf. Wenn er diese friedliche Gegend betrachtete, konnte er sich kaum vorstellen, dass hier ein so grauenhaftes und unerklärliches Verbrechen passiert war. Das passte einfach nicht hierher, aber wo auf der Welt war der Friede schon perfekt? Vielleicht irgendwo auf einer Südseeinsel, auf der eine Hand voll Eingeborener glücklich und zufrieden zusammenlebten und auf die so genannten Segnungen der Zivilisation pfiffen.
    Thore Hamrin betrat sein Haus. Es war von außen nicht groß und von innen ebenfalls nicht. Manche würden es als Hütte bezeichnen, und Thore war auch nicht beleidigt, wenn er das hörte. Aber seine »Hütte« war gemütlich. Es gab nur diesen einen Raum, aber er hatte ihn so aufgeteilt, dass er über seine Treppe das Dach erreichte, unter dem er seinen Schlafplatz eingerichtet hatte.
    Da standen ein breites flaches Bett – auch für zwei Personen geeignet – zwei Lampen und ein schmales Regal mit Büchern. Ohne Strom hätte er das Haus nicht bezogen, es reichte ihm schon, dass das Toilettenhäuschen draußen neben der kleinen Sauna lag. Die allerdings besaß auch eine Dusche, und das war wichtig.
    Unten gab es den Kamin. Er war nicht gemauert oder gekachelt. Thore hatte sich einen Kaminofen aus Metall gekauft. Vorn besaß der Wärmespender ein Fenster, und daneben hatte Thore zurechtgehacktes Holz aufgestapelt. Der größte Teil des Brennstoffs befand sich allerdings außerhalb des Hauses, gestapelt an der Rückseite.
    Das Holz im Kamin hatte er schnell angezündet. Die kleine Stehlampe in der Ecke gab genügend Licht, das soeben ausreichte, um zu lesen, wenn er sich in den Sessel daneben gesetzt hatte. Möbel aus hellem Kiefernholz mit bunten Bezügen gaben dem Raum eine freundliche Note, denn Thore liebte alles, was hell war.
    Einen alten Fernseher hatte er sich auch mitgebracht, doch darauf wollte er vorläufig verzichten. Es war besser, wenn er sich einen kleinen Schluck gönnte. Im Kühlschrank standen nicht nur die Dosen mit Bier, sondern auch ein paar Flaschen Aquavit, die ihm ein Berufskollege aus Deutschland mitgebracht hatte, denn dort waren alkoholische Getränke um einiges preiswerter.
    Eine Flasche lag immer im Eisfach. Sie war beschlagen wie eine neblige Scheibe im Spätherbst. Thore holte sie hervor und musste fest zugreifen, damit sie ihm nicht aus der Hand rutschte und zu Boden fiel. Wenn er einen Aquavit trank, dann immer direkt einen Doppelten, und daran hielt er sich auch jetzt.
    Wie helles Öl rann die Flüssigkeit in das Glas, und er leckte sich schon jetzt die Lippen. Das war es genau, was er jetzt brauchte, um auch die innerliche Wärme zu bekommen.
    Er genoss den Drink, saß im Sessel, legte die Beine hoch und schaute aus dieser Position schräg durch den Raum, bis hin zu einem der Fenster, deren Vorhänge nicht zugezogen waren.
    Die Entfernung bis zum Seeufer war nicht besonders weit. Bei Tageslicht konnte er das Wasser sehen, aber jetzt, wo es dunkel wurde, gingen die Umrisse ineinander über.
    Es kam ihm vor, als wäre die Landschaft einfach weggeschwommen, hinausgetragen in die Welt, die von einem Nichts umgeben war und möglicherweise sogar bis ins All hinein.
    Thore Hamrin liebte die Ruhe, doch jetzt ging ihm die Stille auf die Nerven. Er konnte den Grund nicht genau erklären, es hatte auch nichts mehr mit dem zu tun, was er hier sah. Es lag an den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit. Damit war er innerlich noch nicht fertig geworden, und das würde auch noch eine Weile dauern.
    Obwohl die Kamintür geschlossen war, hörte er das Knistern des Holzes. Er schaute dem Spiel der Flammen zu, wie sie sich hinter dem Fenster bewegten. Irgendwie nahmen sie nie den gleichen Weg zweimal, denn sie schufen immer wieder neue Figuren und schnappten wie gierige Tiere nach Beute.
    Es war ein Tag zum Träumen, zum Ab- und Entspannen, aber Thore schaffte es einfach nicht. Er war innerlich zu kribbelig. Seine Gedanken wanderten. Ihm kam auch plötzlich in den Sinn, dass er verdammt allein war. Darüber hatte er sich bis zum Auffinden der versteinerten Leiche keine Gedanken gemacht.
    Allein und wehrlos...
    Über seinen Rücken rann ein Schauer, als er sich mit diesem Gedanken beschäftigte. Er überlegte, welche Waffen sich im Haus befanden, und gelangte zu dem Schluss, dass es keine gab. Zumindest keine Schusswaffen. Ein Beil konnte er sich nehmen. Dazu musste er nach draußen,

Weitere Kostenlose Bücher