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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauen konnte. Stockholm ist zwar eine Großstadt, aber hier herrschte längst nicht so ein Verkehrsgewühl wie in London oder Paris. Das hatte ich schon im Taxi auf dem Weg vom Flughafen Arlando in die City festgestellt.
    Ein Mann betrat die Bar, blieb für einen Moment stehen, schaute sich kurz um und steuerte zielsicher meinen Platz an.
    Das also war der Kollege Karlsson. Ein Mann, älter als ich mit einem runden Gesicht, auf dessen Haut sich zahlreiche kleine Falten abzeichneten. Als er stehen blieb, fielen mir sofort seine hellen Augen auf. Sie hatten ungefähr die Farbe des Himmels.
    Karlsson trug eine lockere Cordhose, einen braunen Pullover und darüber eine mit Fell gefütterte Stoffjacke, die er nach der Begrüßung auszog und über einen freien Sessel hängte.
    Ich war zur Begrüßung aufgestanden und hatte mich schnell wieder hingesetzt. So stach der Größenunterschied zwischen uns nicht ganz so ins Auge.
    »Kollege John Sinclair aus London?«, sagte er in einem fast akzentfreien Englisch.
    Von der Seite her schaute er mich an. Für das Bild draußen hatte er keinen Blick. Wahrscheinlich war es ihm schon zu geläufig. »Kümmert sich Scotland Yard eigentlich immer um Landsleute, wenn sie in einem fremden Land auf tragische Art und Weise ums Leben kommen?«
    »Nicht immer«, erwiderte ich. »Es sei denn, sie werden dabei zu Stein. Da muss man eingreifen.«
    »Ja, ja«, erklärte der Kollege seufzend, »das genau ist unser großes Problem.«
    Karlsson hatte sich im vorderen Raum der Bar bereits einen Kaffee bestellt, der jetzt serviert wurde. Während er trank, sagte er nichts. Auf mich sah er aus wie jemand, der schwer unter seinen Problemen zu leiden hat, aber das konnte auch täuschen. Nicht immer sahen die Polizisten aus wie ihre Kollegen in den TV-Serien.
    Schließlich bemerkte er: »Sie ist tatsächlich zu Stein geworden.«
    »Wer die Medusa ansieht, versteinert. Das heißt, wer in ihr Gesicht mit dem Schlangenhaupt schaut.«
    »So die Sage.«
    »Genau.«
    »Glauben Sie das, John? Ich darf Sie doch so nennen. Wir hier in Schweden sind da lockerer.«
    »Ich schließe es nicht aus. Und das mit dem John geht schon in Ordnung. Um auf die Medusa zurückzukommen, ich habe es schon selbst erlebt, das mal vorweg gesagt.«
    Karlsson schaute mich für einige Sekunden lang an. »Ja, ich vergaß, wer Sie sind.«
    Es hatte nicht mal spöttisch geklungen, und ich blieb auch weiterhin ernst. »Egal, wie sich mein Ruf ausgebreitet hat, wir müssen davon ausgehen, dass hier in der Nähe von Stockholm etwas vorgefallen ist, das einfach nicht in die Regeln des normalen Lebens hineinpasst. Hier ist etwas aus dem Ruder gelaufen. Hier haben fremde Mächte eingegriffen, die den Menschen normalerweise verborgen bleiben. Ich will ihnen nicht erst groß meine Tätigkeit auseinander legen, aber man sollte auch als normaler Polizeibeamter schon lernen, umzudenken und sich mit Dingen beschäftigen, die überhaupt nicht in das normale Raster hineinpassen. Auch wenn es schwer fällt.«
    »Sehr gut, Kollege, ich habe alles verstanden und werde mich bemühen, mich daran zu halten. Es ja kann sein, dass auch ich irgendwann mal Beweise erhalte.«
    »Den Beweis haben Sie schon in Ellen Ascot.«
    »Ja, John, da sagen Sie was. Wir haben die Leiche untersuchen lassen. Mit ihr haben sich unsere Spezialisten beschäftigt. Ich muss zugeben, dass auch sie vor einem Rätsel stehen. Stein, die Tote ist zu Stein geworden. Um an das Innere heranzukommen, hat man sie aufsägen müssen.«
    Er schluckte leicht bei dem Gedanken. »Leider blieb das Rätsel. Auch das Innere war versteinert. Da floss kein Blut mehr, das war nichts Feuchtes und Flüssiges, einfach nur Stein.« Seine Stimme verlor an Lautstärke. Ein Zeichen, dass auch Karlsson sehr mitgenommen war. »Alle stehen vor einem Rätsel, John.«
    »Medusa«, sagte ich nur.
    Sein Mund bewegte sich zuckend. »Sagen Sie das mal den Medizinern und Pathologen.«
    »Ich weiß, dass sie anders darüber denken und auch müssen. Trotzdem, ich habe das Gegenteil erlebt, und wir müssen davon ausgehen, dass es nicht bei einem Opfer bleibt. Zudem stellt sich die Frage, warum es gerade Ellen Ascot erwischt hat. War es ein Zufall, oder steckte vielleicht ein Plan dahinter?«
    Björn Karlsson strich über sein graues Haar. »Plan, meinen Sie, John? Das wäre ja grauenhaft.«
    »Ich behaupte nicht, dass es stimmt. Aber wir können es auch nicht einfach aus den Augen lassen.«
    »Klar, so sieht man das als

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