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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mal stehen blieb, sich umschaute. Jedes Mal, wenn er den Kopf bewegte, dann sah es aus, als würden die Schlangen einen Tanz aufführen und in die verschiedenen Richtungen wegschwingen.
    Der erste Schock war abgeklungen, und Thore Hamrin stellte sich immer nur eine Frage.
    Was hatte er vor?
    Er wusste es nicht. Dem Verhalten des anderen war nichts anzumerken. Die Gestalt ging, blieb mal stehen, drehte sich, aber sie schaute nie in die Höhe zu dieser kleinen Galerie hoch. Sie blieb im unteren Bereich stehen, und der stumme Beobachter hoffte, dass dies auch so bleiben würde. Wenn er die Treppe sah und hochkam, dann war es für ihn, Thore, vorbei.
    Er musste die Treppe gesehen haben, doch er interessierte sich nicht dafür. Wie ein Gespenst glitt er weiter. Seine Bewegungen waren fließend und geschmeidig, als wollte er durch sie das Fortbewegen einer Schlange imitieren.
    Nie hätte Thore Hamrin gedacht, dass ihm die Zeit einmal so lang werden könnte. Genau das erlebte er hier. Da dehnten sich die Sekunden in die Länge, sogar sein Herzschlag schien sich verändert zu haben. Jedes Klopfen kam ihm länger als gewöhnlich vor, und er empfand es noch immer als viel zu laut.
    Was hatte die Gestalt vor? Thore weigerte sich, den Eindringling als einen normalen Menschen wahrzunehmen. Er besaß zwar den Körper eines Menschen, auch den Kopf, aber auf ihm wuchsen keine Haare, sondern Schlangen. Wie das möglich war, konnte er auch nicht sagen. Zwar kannte er die griechische Mythologie, doch hätte er die Geschichte in diesem Moment nacherzählen müssen, sie wäre ihm nicht eingefallen, weil er einfach zu nervös war.
    Einmal war der Unheimliche mit den Schlangenhaaren durch den unteren Bereich des kleinen Hauses gegangen. Er hatte einen Kreis gezogen, sich dabei auch umgeschaut und ging nun auf die Tür zu. Dabei schaute Thore auf den Rücken, und jetzt erst stellte er fest, dass die Gestalt keinen Fetzen Kleidung am Leib trug. Sie war völlig nackt. Der Körper glänzte, als wäre er mit Öl eingerieben.
    Er konnte fast lautlos gehen, aber er hinterließ einen Laut, als er die Tür öffnete und das Haus tatsächlich verließ.
    Ein Aufschrei der Erleichterung brandete in Thore Hamrin hoch. Es war kein lauter Schrei, er hatte ihn innerlich abgegeben. Es war ein Jubel, aber auch verbunden mit einem Zittern.
    Er schüttelte den Kopf. Er stemmte sich hoch, und als er auf seinen Füßen stand, geduckt, weil die Decke hier oben so niedrig war, da schoss die Erleichterung als Atemstrom aus seinem Mund.
    Geschafft! Ich habe es geschafft! Ich bin dem Grauen entkommen! Noch immer glaubte er an einen Traum. Erst als er sich auf Grund einer ruckartigen Bewegung den Kopf an der Decke stieß, da ging es ihm komischerweise wieder besser, und er wusste, das er im normalen Leben angekommen oder ins normale Leben zurückgekehrt war.
    Mister Medusa war gegangen. Es gab ihn nicht mehr in seinem Haus. Und er hatte sich ihn nicht geholt. Ich bin nicht zu Stein geworden!, dachte er. Nicht wie die kleine Engländerin.
    Thore wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er hätte vor Freude schreien, sich aber auch verkriechen können. In den Wagen setzen und wegfahren, das wäre auch eine Möglichkeit gewesen, doch das traute er sich nicht.
    Der Weg in die Stadt führte durch dichte Wälder, und irgendwo dort konnte Mister Medusa lauem, und dann hatte er sicherlich nicht mehr das Glück, ihm zu entgehen. Nicht zum zweiten Mal.
    Auf dem Handlauf hinterließen seine Hände Schweißspuren, als er mit zittrigen Knien und tappenden Schritten Stufe für Stufe hinter sich ließ. Nachdem Thore den unteren Teil des Hauses erreicht hatte, war es auch mit der ersten Erleichterung vorbei. Die normale Wirklichkeit holte ihn wieder ein, und er fing an, sich Gedanken zu machen, denn jetzt ging es weiter.
    Er würde die Nacht über im Haus bleiben müssen. Kein Problem normalerweise, aber an diesem frühen Abend sah alles anders aus. Da lag eine Nacht vor ihm, deren dunkle Stunden ihm schon Angst einjagen konnten.
    Hamrin ging zur Tür. Diesmal war er es, der öffnete und einen Blick nach draußen warf. Natürlich war von seinem unheimlichen Besucher nichts zu sehen, denn der hatte sich längst davongemacht, doch für Thore stellte sich immer mehr die Frage, warum er nicht den Weg nach oben gefunden hatte. Er konnte doch nicht so dumm sein. Mister Medusa war gefährlich, dass hatte schon die Großmutter berichtet, aber er war auch schlau und hätte eigentlich auf

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