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Mister Medusa

Mister Medusa

Titel: Mister Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meinem Leben hatte ich so viele Boote der unterschiedlichsten Größen gesehen. Allerdings verschwanden die größeren je tiefer wir in die Einsamkeit hineinfuhren. Da wurden die Boote mehr familiengerechter. Ausreichend für vier Personen.
    Das Klischee des kalten Nordlands stimmte in diesem Jahr nicht. Die Sonne wollte einfach nicht weichen, und das war auch gut, denn Schnee und Regen hätten mir nicht gepasst. Ich hatte die Brille mit den dunklen Gläsern aufgesetzt und erfreute mich trotzdem an den herrlichen Farben, die der Herbst brachte und womit er das Laub der unzähligen Bäume anstrich. Ob Birken, Eichen, Buchen oder der Ahornbaum, hier war alles vertreten und machte die Natur zu einem Gemälde.
    Wir saßen in Karlsson’s dunklem Saab. Der Kollege hatte meine Blicke gesehen.
    Er lächelte, als er fragte: »Dir gefällt Stockholm,; nicht wahr?«
    »Ja, die Stadt ist wunderschön.«
    »Danke, ich bin hier geboren. Ach ja, wir bleiben beim Du. Hier in Schweden nehmen wir das locker.«
    »Einverstanden.«
    »Super.«
    Es hatte schon in der City nicht besonders starker Verkehr geherrscht, außerhalb aber dünnte er so stark aus, dass das Autofahren richtig Spaß machte. Besonders bei dieser herrlichen Landschaft, deren Bewuchs es nicht ganz schaffte, die Strahlen der Sonne zu filtern. So malte sich dann auf dem Boden und auch auf der Frontscheibe des Saabs oft genug ein Muster aus hellen und dunklen Flecken ab, das auf mich wie ein Teppich der Natur wirkte.
    Natürlich trudelten immer wieder Blätter zu Boden. Nach den ersten Stürmen, die bestimmt schon auf der Lauer lagen, würde das Geäst dann kahl sein und auf den Schnee warten, aber noch konnte ich mich an diesem Anblick erfreuen, wie auch manche Menschen in ihren Booten, die die letzten angenehmen Tage des Jahres so richtig genossen! und auf den Wasserstraßen unterwegs waren.
    Nachdem wir etwa eine halbe Stunde gefahren waren und die hohen Häuser längst hinter uns lagen, ging der Kommissar mit dem Tempo herunter. Er kannte sich zwar aus, aber nicht so perfekt. Einmal hielten wir sogar an. Da musste er auf der Karte nachschauen.
    Fast entschuldigend meinte er: »Ich bin kein Dauergast in einem Bordell. Zwar war ich einmal dienstlich dort, aber hier sieht vieles gleich aus. Mal sehen, welchen der Wege wir nehmen müssen.«
    Da gab es einige, die von der normalen Straße noch tiefer in die Stille der Wälder führten. Selbst als Einheimischer hatte man hier seine Probleme.
    Der Kommissar fuhr mit dem Zeigefinger über die Karte, brummelte etwas vor sich hin und nickte. »Ja, John, wir sind richtig. Keine Panik, bitte.«
    »Ich hatte von dir auch nichts anderes erwartet.«
    Lachend faltete Karlsson die Karte zusammen und warf sie auf den Rücksitz. »Nett, dass du so etwas sagst. Hätte ich übrigens bei dir auch getan. Aber es ist nicht mehr weit. In einigen Minuten sind wir am Ziel. Versprochen.«
    Nichts wies auf das Bordell im Wald hin. Zumindest kein Schild, aber an der linken Straßenseite sah ich einen weiß angestrichenen Grenzstein. Er stand genau dort, wo ein recht schmaler Weg in den lichten Wald hineinführte.
    »Hier ist es«, sagte Björn Karlsson und bog ab. »Wusste ich doch, dass wir es finden würden.«
    Der Weg war kaum zu erkennen. Alle bereits abgefallenen Blätter schienen sich abgesprochen zu haben, dort einen farbigen Teppich aus Laub zu bilden, denn über ihn glitten wir hinweg.
    Zwar schloss uns der Wald ein, aber er war nicht unbedingt düster und abweisend. Das lag auch an den hellen Stämmen der Birken, die für mich manchmal wie die Stäbe eines Zauns wirkten, der uns den Weg zum Ziel weisen sollte.
    Und genau das tauchte nach einer Linkskurve vor uns auf. Recht bald sogar. Irgendwie fand ich es schade, dass die schöne Fahrt beendet war, aber ich musste mich gedanklich von dieser Urlaubsidylle lösen, denn jetzt hatte mich der Job wieder.
    Der Kollege ließ den Saab ausrollen. »Fällt dir was auf, John?«
    »Wenn du den gelben Anstrich des Hauses meinst und die Veranda hinzuzählst, dann...«
    »Nein, nein, das meine ich nicht. Es ist nichts los. Es parkt kein Wagen vor dem Haus.«
    »Um diese Zeit müssen die Kunden oder Gäste noch ihren Jobs nachgehen, denke ich.«
    »Möglich. Aber mir kommt es vor, als wäre es verlassen worden. Auch von den Mädchen.«
    »Ist das ein Wunder?«
    Karlsson schlug mit den Händen gegen den Lenkradring. »Nein, eigentlich nicht, wenn man bedenkt, was passiert ist.«
    »Genau das meine ich

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