Mister Peanut
plaudern kann, aber ich bin mit Dr. Stevenson zum Golf verabredet.«
»Ich dachte, du würdest Sam heute in der Klinik helfen?«
Hoverstens Blick wanderte zur Zimmerdecke. »Ich denke, im Augenblick benötige ich eher eine kleine Auszeit. Richte Sam bitte aus, dass ich den Rest des Wochenendes bei den Stevensons verbringen werde.« Er lehnte die Golfschläger ans Treppengeländer und schleppte sich wieder die Treppe hoch, wobei er den Putter benutzte wie eine Krücke.
»Würde es dir was ausmachen, das Bett abzuziehen, bevor du gehst?«, rief Marilyn ihm nach. Sie ekelte sich davor, seine Laken anzufassen. Sie hörte, wie im Obergeschoss Schubladen rumsten und zuletzt die Schlafzimmertür leise zugezogen wurde. Hoversten kam im Schneckentempo und mit müden Schritten wieder herunter, bis sie auf Augenhöhe standen. Er hatte seine Tasche dabei, schulterte die Golfschläger und sah Marilyn an.
»Das überlasse ich der Putzfrau«, sagte er und drehte sich um.
»Du Arschloch«, sagte sie.
»Vorsicht mit der Flucherei, Marilyn. Wenn du tot bist, landest du vielleicht in der Hölle.«
»Du bist ein Versager, weißt du das?«
Hoversten blieb in der Tür stehen. »Ach ja?«
»Ein mieser, kleiner Versager.«
Er setzte die Golfschläger ab.
»Sieh dich nur an«, sagte sie. »Von der Klinik gefeuert. Von deiner Frau verlassen. Fett wie ein Schwein. Und dann stehst du vor unserer Tür und bittest um Hilfe. Um Hilfe und ein Dach über dem Kopf. Und wir helfen dir. Wir füttern dich durch und trösten dich, Sam bietet dir sogar einen Job an, und dann redest du so mit mir?«
»Mehr hast du nicht auf Lager?«
»Du vereinbarst Dates für meinen Mann. Diese Krankenschwestern damals in Kalifornien. Und dann hast du die Frechheit, mir an die Wäsche zu gehen. Du bist ein Totalversager und versuchst, die anderen mit ins Verderben zu ziehen.«
Hoversten blieb ruhig stehen, das Gewicht auf den Putter gestützt. Er schüttelte langsam den Kopf und beulte mit seiner Zunge seine Wange aus. »Fertig?«
»Ja.«
»Schön«, sagte er und zeigte mit dem Griff des Golfschlägers auf sie. » DU bist hier die Versagerin. Du hast als Ehefrau versagt. Willst du wissen, warum Sam sich mit diesen Frauen getroffen hat? Deinetwegen, Marilyn. Weil du immer nur nimmst, ohne zu geben. Weil du ständig irgendetwas Neues brauchst. Mein Gott, was bist du für eine gierige Schlampe. Sam baut dir ein wunderschönes Haus, er kauft dir Kleider und macht dir Geschenke, und du brauchst nicht mehr zu tun, als für ihn zu kochen, den Haushalt zu führen, dich um das Kind zu kümmern und bloß einmal am Tag die liebende Ehefrau zu spielen. Aber das ist zu viel verlangt, was? Oh, du glaubst, er hätte mit mir nicht darüber gesprochen? Du glaubst, er hätte sich nicht beschwert? Und dann gibst du mir die Schuld an seinen Verabredungen? Er wollte sich mit diesen Frauen treffen, Marilyn. Er hat sich nach einer Auszeit gesehnt. Und woher willst du wissen, dass er sich nicht in diesem Moment wieder mit einer trifft?«
»Sam hat damit aufgehört.«
»Wirklich? Na, dann freue ich mich aber wirklich über Sams Verwandlung. Du auch?«
»Raus.«
Von der Küchentür aus beobachtete sie, wie Hoversten in der Einfahrt zurücksetzte. Er rollte auf die Straße, warf ihr eine Kusshand zu und fuhr davon.
Marilyn setzte sich auf die Küchentreppe und verschlang die Hände im Nacken, sodass ihr das Haar übers Gesicht fiel. Sie schloss die Augen, und obwohl sie versuchte, an etwas anderes zu denken, sah sie Sam beim Sex mit einer anderen Frau vor sich, deren Gesicht zunächst verschwommen und dann immer deutlicher zu erkennen war. Marilyn konnte nichts dagegen tun. Weil Lester Dr. Stevensons Namen erwähnt hatte, sah sie Susan Hayes zuerst, wie sie wartend in Sams Auto saß, dem roten MG, den Marilyn ihn zu verkaufen genötigt hatte, als sie im März aus Kalifornien zurückgekommen waren; und dann stellte sie sich die beiden darin beim Vögeln vor, wobei sie keine Eifersucht verspürte, sondern eine panische Angst, die nichts mit dem Vorgang an sich oder dem Betrug zu tun hatte, sondern nur mit der Tatsache, dass er jetzt in diesem Moment vielleicht nicht da war, wo er ihr zu sein versprochen hatte. Das machte ihr am meisten Angst. Es war irrational zu denken, er könne bei Susan sein – sie war schon lange nicht mehr da, lebte jetzt in Los Angeles –, aber wenn er nicht dort war, wo er offiziell zu sein vorgab, konnte er überall sein. Und wenn er überall sein
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