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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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auf die Veranda ging, fragte sie: »Kann ich Ihnen einen Brownie anbieten?«
    Eberling zog die Augenbrauen hoch und zeigte auf sich.
    »Ich habe sie heute Morgen selbst gebacken«, sagte sie.
    »Das ist nett von Ihnen«, sagte er; dann wartete er.
    »Kommen Sie«, sagte Marilyn, »setzen Sie sich zu uns.«
    »Also gut.«
    Er wusch sich sorgfältig die Hände und wischte sich, weil er die ordentlich gefalteten Geschirrtücher neben der Spüle nicht anrühren wollte, die Handflächen an der Hose ab. Als er auf die Veranda trat, erwartete ihn dort ein großes Glas Milch neben einem Teller mit fünf Brownies; das Porzellan war so weiß wie die Milch und wie Marilyns Shorts und ihre Bluse; ihre sonnengebräunte Haut war so dunkel wie der Kuchen und ebenso verlockend und weich. Wer bekäme eine solche Frau jemals über?
    Marilyn hatte die Unterarme auf den Tisch gelegt, einen über den anderen. Sie klopfte auf den freien Platz neben sich. »Kommen Sie«, sagte sie, »Sie müssen am Verhungern sein.«
    »Ja, das glaube ich auch«, sagte Eberling.
    »Bedienen Sie sich.«
    Zunächst war er noch bemüht, langsam zu essen, um nicht wie ein Schwein auszusehen, dennoch starrten Marilyn und der Junge ihn an, als hätten sie etwas Faszinierenderes nie gesehen. Durch ihre Aufmerksamkeit verunsichert, fing er an, größere Stücke abzubeißen, um die Sache schneller hinter sich zu bringen, zum großen Vergnügen des Jungen schlang er die Brownies einen nach dem anderen hinunter und machte beim Kauen nun Tiergeräusche; Marilyn und ihr Sohn fingen zu kichern an, was ihn noch weiter anstachelte. Beim Schlucken drohte die feuchte Kuchenmasse in seinem Hals stecken zu bleiben und ihn zu ersticken, sodass er für einen Moment, der ihm vorkam wie zehn Minuten, sprachlos war.
    Marilyn musste heftig lachen und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Du liebe Güte«, sagte sie, »Sie waren tatsächlich am Verhungern.«
    »Sie haben aber viel gegessen«, sagte der Junge.
    »Ja, das habe ich wohl«, sagte Eberling und wischte sich den Mund ab. Seine Finger waren mit Tortenguss verschmiert, weswegen er sie unter den Tisch hielt und vom Hund sauber lecken ließ.
    »Wir haben noch mehr«, sagte Marilyn.
    »Nicht mehr, bitte. Aber vielen Dank.«
    Der Junge bat darum, aufstehen zu dürfen, was Marilyn ihm erlaubte, nicht ohne ihm, bevor er ging, das Gesicht abzuwischen. Dann tauschten sie und Eberling einen kurzen Blick aus und wandten sich dem See zu. Vom Wasser wehte eine leichte Brise herüber. Sie saßen schweigend da und starrten hinaus. Ein Motorboot jagte vorbei, und für einen Augenblick schien es, als wäre das Tschok , Tschok , Tschok des Bugs, der auf die niedrigen Wellen schlug, das einzige Geräusch in der Welt; es verebbte zu Stille, noch bevor das Boot außer Sichtweite war.
    »Ein hübsches Plätzchen«, sagte Eberling.
    Marilyn hielt den Blick geradeaus gerichtet. »Ja, nicht wahr?«
    Er wusste immer, was eine Frau hören wollte, besonders wenn sie traurig oder einsam war. Er wusste, was Marilyn hören wollte, aber er wagte nicht, es auszusprechen.
    »Wahrscheinlich sollte ich es mehr genießen«, sagte sie.
    »Wäre es dann noch schöner?«
    »Nein«, sagte sie, »aber vielleicht wäre ich dann ein netterer Mensch.«
    Eberling wartete darauf, dass sie ihn ansah, was sie auch tat. Dann drückte er seine Fingerspitzen auf die Krümel, bis der Teller wieder weiß war. Er wurde sich ihrer Hände bewusst, die auf der Tischplatte lagen, und er wollte sie berühren. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn Sie nicht nett sind«, sagte er.
    Marilyn legte sich eine Hand an die Wange und starrte ihn so ungeniert an, dass ihm eigentlich unwohl hätte werden müssen. Einen Moment lang stellte er sich vor, dies wäre sein Haus und Marilyn seine Frau, mit der er den lauen Nachmittag verplauderte, nun, da ihr gemeinsamer Sohn sie für eine Weile ungestört ließ. Seine Furcht verschwand.
    »Wissen Sie was?«, fragte Marilyn.
    »Was?«
    »Sie sehen aus wie mein Mann.«
    »Mrs. Houk sagt das auch immer«, antwortete er.
    »Sie sehen wirklich aus wie er«, sagte sie, »nur ein ganz bisschen anders.«
    »Wie anders?«
    Ihr Blick wanderte über sein Gesicht. »Ihre Augen«, sagte sie, »und Ihre Wimpern. Die sind weicher. Länger.«
    Eberling wartete.
    »Sie haben traurige Augen«, sagte sie.
    »Ich bin nicht traurig«, erwiderte er.
    »Nein?«
    »Ich denke keine traurigen Sachen.« Er lächelte breit, wie um es ihr zu beweisen.
    »Ich

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