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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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willige ich ein – wir reden hier von einer beträchtlichen Summe –, aber wenn ich ihn frage, warum er es nicht durchziehen will, bekommen ich immer dieselbe Antwort zu hören: ›Es läuft schon wieder viel besser. Alles hat sich zum Besseren gewendet.‹ Und tatsächlich klingt der Ehemann optimistisch , fast wie frisch verliebt. Manchmal sagt er sogar: ›Danke, Mr. Möbius. Ohne Sie wären meine Frau und ich nie an diesen Punkt in unserer Beziehung gekommen. Wir sind so glücklich wie nie. Ich schulde Ihnen mehr, als Sie ahnen.‹ Wir legen auf, und ich schmunzele ein wenig, denn in spätestens einer Woche wird derselbe Kerl wieder anrufen und den Auftrag wiederholen.«
    »Was wird er sagen?«
    »›Bringen Sie die Hexe um.‹«
    »Sie sind ja verrückt.«
    »Und Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Sie haben mich noch gar nichts gefragt.«
    »Können Sie die Geschichte Ihrer Ehe erzählen?«
     
    Weil Sheppard ein Detective war, unterzog er seine Beziehungsgeschichte mit Marilyn immer wieder einer gründlichen Prüfung; er hielt seine Gedanken schriftlich fest, wobei er mehrere gelbe Schreibblöcke gefüllt hatte, ganz besonders während jener Monate, die er vor der Gerichtsverhandlung in Untersuchungshaft verbrachte, und auch während der zehn Jahre danach, bis das Urteil gekippt wurde. Er ging chronologisch vor, ließ keine Details aus und stieß bis in die dunkelsten Abgründe; er versuchte, sich selbst seine Schuld oder Unschuld zu beweisen beziehungsweise seine Mitschuld; und manchmal schien es ihm, als sei ihr Tod untrennbar mit ihrer beider Liebesgeschichte verknüpft, als sei ihr Tod eine schreckliche, aber logische Folge ihres Zusammenseins. Er überlegte, ob seine eigenen Verhaltensmuster zu der Tragödie geführt haben könnten, Verhaltensmuster, die er zwar durchschaut hatte, die zu ändern ihm aber nicht rechtzeitig gelungen war. In dieser Version seiner Ehe hielt Sheppard sich für ebenso schuldig wie den Mann, der sie zu Tode geprügelt hatte.
    Wir umkreisen, dachte Sheppard, wir wiederholen.
    Das tödliche Muster war von Anfang an da gewesen.
     
    Eigentlich hieß der Junge Sam, aber sein Vater hatte schon bald nach seiner Geburt begonnen, ihn Chip zu nennen. Chip natürlich im Sinne von »kleines Stückchen von einem größeren Ganzen«. Wie sein Vater ließ sich der Junge, war er einmal eingeschlafen, selbst von einem Tornado nicht stören. Und Marilyn erkannte noch mehr Gemeinsamkeiten. Morgens, wenn sie ihn weckte, war er gereizt. Und tagsüber war sie damit beschäftigt, so viele seiner kleinen Befehle wie unbedingt nötig zu befolgen und alle restlichen mit ihm auszudiskutieren.
    »Chip?«, rief sie vom Fuß der Treppe. »Bist du schon wach?«
    »Nein«, rief Hoversten, »ist er nicht.« Er – oder vielmehr seine Silhouette – war am oberen Treppenabsatz aufgetaucht. In der Hand hielt er eine Art Knüppel, und der Anblick erschreckte sie. »Ich habe eben nach ihm gesehen«, sagte Hoversten. Er setzte sich in Bewegung und kam in weißen Schuhen, einer weißen Hose und einer roten Strickjacke über dem weißen Hemd die Treppe herunter. Der Knüppel entpuppte sich als Putter, auf dem Rücken trug Hoversten eine Golftasche mit Schlägern. »Was zum Teufel ist das für eine Apparatur, die er da im Gesicht trägt?« Hoversten blieb auf dem kleinen Treppenabsatz über Marilyn stehen.
    Marilyn verschränkte die Arme. »Eine Kinnschiene«, sagte sie.
    »Was ist mit seinem Kinn nicht in Ordnung?«
    »Nichts«, sagte Marilyn. »Es steht nur leicht vor. Sam meint, er könnte einen Überbiss bekommen, wenn wir nichts dagegen unternehmen.«
    Hoversten zuckte mit den Achseln. »Sag Sam, dass der Junge meiner werten Ansicht nach gehörige Probleme mit seinem Selbstbild bekommen wird, wenn er jede Nacht dieses Ding tragen muss. Er sieht aus wie Frankenstein.«
    »Ich werde deine Prognose an Sam weiterleiten.«
    Hoversten schnaufte. Seine Augen waren vom Schlafmangel schwarz gerändert. Am Vorabend hatte Sam Marilyn gebeichtet, es gebe Gerüchte, man werde Hoversten aufgrund »psychischer Probleme« die Zulassung entziehen. Eine der Krankenschwestern aus der Klinik habe erzählt, Hoversten habe eine Patientin bei einer Brustuntersuchung gebeten, sich auszuziehen, und dann ihre Brüste an den Brustwarzen wie ein Rollo auf und ab gezogen und gesagt: »Die sind doch völlig in Ordnung!«
    Hoversten lächelte sie mit leerem Blick an.
    »Tut mir leid, dass ich nicht noch länger bleiben und

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