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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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und warten, bis sie ihn wieder ins Haus kommen hörte, und dann würde sie ihn leise rufen. Er würde heraufkommen und ganz fügsam sein, ganz sanft, falls sie es so wollte, sie würde ihm sagen, was er zu tun und wo er sie anzufassen hatte, und er würde gehorchen. Und ab diesem Moment wäre er immer für sie da …
    Der Supermarkt war vollkommen überlaufen, kein Wunder bei den vielen Partys, die am Wochenende stattfinden würden. Chip wollte im Einkaufswagen sitzen, was Marilyn zunächst ablehnte. Er war längst zu groß dafür und würde es ihr zusätzlich erschweren, den Wagen herumzuschieben. Die Alternative bestand allerdings darin, ihn kreuz und quer durch den Laden hinter sich herzuzerren, sodass sie schließlich nachgab und ihn hineinklettern ließ. Er war zappelig. Er griff in die Regale und zog im Vorbeifahren alle Produkte herunter, weshalb sie zweimal anhalten und ihn ermahnen musste. Später strampelte er mit den Beinen, dass der ganze Wagen klapperte. Sie packte seine Fußgelenke. »Hör bitte auf, mit den Füßen zu strampeln«, sagte sie. Er schlug auf ihre Hände ein. »Chip, willst du draußen im Auto warten?«
    Er sah sie an, lachte laut auf, krümmte sich vornüber und rieb seine Stirn an ihrem Handrücken. »Du wirst mich nicht ins Auto bringen«, sagte er.
    »Oh, woher willst du das wissen?«
    »Weil du das noch nie gemacht hast.«
    »Vielleicht passiert es heute zum ersten Mal.«
    »Nein, passiert es nicht.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil es heiß ist und ich sterben könnte.«
    »Nur wenn ich die Fenster raufkurbele.«
    »Du könntest mich nicht da sitzen lassen, auch nicht wenn die Fenster offen sind.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mich dann vielleicht ein böser Mann klaut.«
    »Ich glaube, du würdest sogar einen bösen Mann in den Wahnsinn treiben. Ein böser Mann würde dich sofort ins Auto zurückstecken und weglaufen.«
    Sie sahen einander an und lachten, und dann nahm Marilyn sein Kinn in die Hand.
    »Chip, du hast natürlich recht, ich würde dich nicht im Auto einsperren, und deswegen musst du jetzt still sitzen.«
    Darüber dachte Chip nach, und Marilyn nutzte die Zeit, um ein paar Minuten lang konzentriert einzukaufen und einen Punkt nach dem anderen auf ihrer Liste abzuhaken. Dann fragte Chip: »Kann ich nicht auch laufen?«
    »Doch, kannst du, aber du läufst neben mir. Du darfst nicht auf Entdeckungstour gehen.«
    Traurig schüttelte er den Kopf, aber schon im selben Moment fiel sein Blick ins nächste Regal. »Können wir Pickles kaufen?«
    »Ja«, sagte sie, »Pickles stehen auf der Liste.« Sie nahm ein großes Glas aus dem Regal.
    »Ich will es festhalten«, sagte Chip.
    »Du darfst es festhalten«, erklärte sie, »aber du darfst es nicht fallen lassen . Wenn du es fallen lässt, müssen wir es bezahlen und haben keine Pickles zu essen.« Sie zuckte zusammen, weil sie wusste, was als Nächstes kam.
    »Darf ich jetzt schon einen essen?«, fragte er.
    »Nein, darfst du nicht«, sagte sie, »wir müssen erst bezahlen.« Sie versuchte, ihm das Glas wegzunehmen, aber er klammerte sich daran fest, bis sie aufgab. »Bis wir sie bezahlt haben, gehören sie uns nicht.«
    »Aber wir werden sie bezahlen.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Aber du bezahlst doch immer«, sagte er. Tränen stiegen ihm in die Augen. »Vertrauen die dir denn nicht?«
    »Chip, das hat mit Vertrauen nichts zu tun.« Sie versuchte noch einmal, ihm das Glas abzunehmen, aber er hielt es umschlungen wie ein Matrose den Mast im Orkan. »Wir sind hier nicht im Restaurant.«
    »Ich habe solchen Hunger, ich brauche einen Pickle!«
    »Nein«, sagte sie und legte drei Tüten mit Hotdog-Brötchen in den Wagen, »du wirst warten müssen.«
    »Ich verhungere!«
    »Du verhungerst nicht, du jammerst.« Marilyn packte fünf Kilo Hackfleisch, fünf Packungen mit Hotdog-Würstchen und drei mit Bratwurst sowie drei verschweißte, zerlegte Hühnchen in den Wagen. Ich spreche hier doch nicht von einem schicken Abendessen.
    Chip fing zu weinen an. »Ich verhungere. Mom, ich darf nicht verhungern!«
    »Hör auf«, sagte sie und drückte seinen Arm, »hör sofort auf damit.«
    »Kann ich nicht mal einen halben haben?«
    »Nein.«
    Dann versuchte er, das Glas zu öffnen, und es hätte sogar komisch ausgesehen, wäre Marilyn nicht so wütend gewesen – Chip versuchte mit beiden Händen und vollem Körpereinsatz, den Deckel abzudrehen, was ungefähr so aussah, als wollte ein Erwachsener ein Weinfass aufschrauben. Sie hatte

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