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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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genau so werden wir es machen. Sie warf einen Blick auf den Wecker neben dem Bett. Es war schon fast zwanzig vor zehn, und sie hatte noch keine einzige ihrer Aufgaben erledigt; bis Chip gefrühstückt hatte, war es bereits halb elf, und Sam hatte immer noch nicht zurückgerufen. Wahrscheinlich war er sehr beschäftigt. Am Vorabend hatte er ihr erzählt, sein Dienstplan sei vollgepackt und er werde versuchen, alle Termine in den Vormittag zu legen, weshalb es das Beste sei, ihn nicht zu stören. Marilyn ließ Chip im Kinderzimmer spielen, während sie Wohnzimmer und Küche aufräumte, das Gästebad blitzsauber putzte und wieder zum Bootshaus hinunterging, um das Chaos dort unten endlich in Angriff zu nehmen; der Anblick ließ sie jedoch auf dem Absatz kehrtmachen. Sie überlegte, noch einmal in der Klinik anzurufen, verwarf den Gedanken jedoch, als sie den Telefonhörer in der Hand hielt. Sie schlich auf die Veranda, um heimlich eine zweite Zigarette zu rauchen. Und bis sie dann Chip ins Auto gesetzt hatte und auf dem Weg zum Supermarkt war, war es halb zwölf. Noch in der Auffahrt fiel ihr ein, dass sie die Einkaufsliste im Haus vergessen hatte. Sie ging ins Haus zurück, fand den Einkaufszettel in der Küche, sah das Telefon und versuchte es noch einmal.
    »Ich habe ihn gefunden«, sagte Donna. »Ich habe Ihre Nachricht weitergeleitet.«
    »Danke«, sagte Marilyn. Sie hatte die Augen geschlossen und kniff sich in den Nasenrücken. »Ist er jetzt zu sprechen?«
    »Er ist gegangen.«
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Zum Mittagessen?«
    »Er hat nichts gesagt.«
    Beide Frauen schwiegen, und die Erleichterung, die Marilyn verspürt hatte, war augenblicklich ausgelöscht. »Nun ja«, sagte sie, »Hauptsache, er hat meine Nachricht bekommen.«
    »Ich habe es ihm persönlich ausgerichtet.«
    »Hat er gesagt, wann er zurückkommt?«
    »Er sagte, es würde nicht lange dauern.«
    Später, als sie und Chip in die Stadt fuhren, dachte Marilyn darüber nach, wie schlecht sie mit dem Terminplan ihres Mannes vertraut war – und er, im Gegenzug, mit dem ihren. Eigentlich verhielt es sich so, dass er, solange sie tat, was er verlangte, an ihren Alltag keinen Gedanken verschwendete. Sie hätte in diesem Moment sonst wohin unterwegs sein können, ohne dass er darauf aufmerksam geworden wäre. Sie fuhr über die Lake Road und musterte die entgegenkommenden Autos. Wohin fuhren diese Männer und Frauen? Wussten ihre Ehepartner Bescheid? Waren sie da, wo sie sein sollten, oder spielten alle Katz und Maus? Und was, wenn sie nun einmal mitspielte? So gesehen, verfügte sie über einen größeren Handlungsspielraum als Sam und könnte, falls sie sich dafür entschied, ihren Seitensprung auf noch bequemere Art genießen als ihr Mann, der in der Vergangenheit gezwungen gewesen war, sie gezielt und ausschließlich während ihrer Abwesenheit zu betrügen. Als sie noch in Kalifornien gelebt hatten und er Medizin studierte, hatte er seine Liebschaften während ihrer Heimatbesuche in Cleveland ausgelebt; nach der Rückkehr hatte er seine heimlichen Aktivitäten auf die seltenen Gelegenheiten beschränken müssen, die sich ihm bei Notrufen, Mittagspausen und auf dem Weg zur Arbeit boten. Seine Affären hatten sich vermutlich unter großem Zeitdruck und in Eile abgespielt, da er ständig eine glaubwürdige Erklärung für seine Abwesenheit parat haben musste. Sie hingegen würde ihn bequem von zu Hause aus hintergehen können, da er niemals an zu Hause dachte. Kurz musste sie an Mittwoch denken, als sie und der gut aussehende Dick Eberling auf der Veranda gesessen hatten. Sie hätte Chip zu den Aherns rüberschicken können, wo er unter Nancys Aufsicht mit den anderen gespielt hätte; dann hätte Dick sich in aller Ruhe an ihr austoben und später das Haus zu Ende putzen können, und Sam hätte für das Ganze auch noch bezahlt.
    Wenn Sam jetzt nicht im Krankenhaus ist, dachte sie, werde ich bei der nächstbesten Gelegenheit mit Dick Eberling schlafen.
    An dieser Vorstellung berauschte sie sich für eine kurze Weile. Sie stellte sich vor, wie er am nächsten Mittwoch zu ihr käme. Sie hatte ihn aufgefordert, eine Badehose mitzubringen, und sie wusste, er würde gehorchen, sie war sich sicher, er würde jedweder Aufforderung nachkommen. Sie würde ihm anbieten, sich in Sams Arbeitszimmer umzuziehen, zum Strand hinunterzugehen und ein bisschen zu schwimmen. Dann würde sie ins Schlafzimmer hinaufgehen, sich nackt ausziehen, ins Bett legen

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