Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
Vom Netzwerk:
meinte traurig im Sinne von süß«, sagte sie.
    Seltsam, dachte Eberling, dass Dr. Sam selbst jetzt mit dabei war, indem er sie traurig machte und dazu brachte, solche Sachen zu sagen, und indem er ihn dazu brachte, so lange wie möglich sitzen zu bleiben und ihr vor Augen zu führen, wie sehr er sich von Dr. Sam unterschied. Das war die Lösung, dachte Eberling: so wie ihr Ehemann zu sein und doch anders. Obwohl es nicht ganz das war, wonach er sich sehnte, da sie auf diese Art für immer mit ihrem Mann vereint wäre. »Sie sehen niemandem ähnlich, den ich kenne«, sagte er.
    Marilyn schüttelte den Kopf und stieß ihr kokettes Lachen aus. »Was soll das nun bedeuten?«, fragte sie.
    Eberling wartete darauf, dass sie mit Lachen fertig wäre. Er hatte davon geträumt, es ihr sagen zu können, genau hier, an diesem Ort, und nun war der Moment gekommen. »Es bedeutet, dass ich jedes Mal, wenn ich den Namen Marilyn höre, an Sie denke – an Marilyn Sheppard. Alle anderen haben sich Ihren Namen nur geliehen.«
    Ein Schweigen legte sich über die Veranda und schien Eberlings Glieder festzunageln. Er war überzeugt, dass auch Marilyn überwältigt war.
    »Das«, sagte sie, »war vielleicht das Netteste, was man mir je gesagt hat.«
    Sie sahen einander an, und dann gab es nichts mehr zu tun, dachte er, als sich zu küssen. Aber er hatte zu lange gewartet, denn schon starrte sie wieder auf ihren Teller hinunter.
    »Danke für die Brownies«, sagte er und stand auf.
    »Gern geschehen.«
    Er drehte sich zum Gehen um.
    Sie berührte seinen Arm, um ihn aufzuhalten. »Wissen Sie, Dick, wenn Sie das nächste Mal herkommen, bringen Sie einfach Ihre Badehose mit.«
    »Wie bitte?«
    »Sie können nach der Arbeit gern an unseren Strand, um zu baden und sich ein bisschen zu amüsieren.«
    Eberling schaute auf den Strand hinunter, dann wieder zu Marilyn. »Wirklich?«
    »Ich würde mich freuen.«
    »Ehrlich?«
    »Ist doch schön zu wissen, dass es hier auch anderen gefällt.«
    »Tja«, sagte er, »zum Putzen bin ich nächsten Mittwoch wieder da.«
    »Dann rechne ich mit Ihnen«, sagte sie.
    »Wir sehen uns dann«, sagte er.
    Nach diesem Gespräch, während er im Lieferwagen saß und das Haus der Sheppards beobachtete, stellte Eberling sich den kommenden Mittwoch zum hundertsten Mal vor. Er stellte sich vor, wie er in Dr. Sams Arbeitszimmer in seine Badehose stieg und dann durchs Haus zur Veranda ging, zur Tür hinaus und über die Treppe zum Strand hinunter. Und dann würde er ins Wasser waten in dem Wissen, von Marilyn, die oben am Schlafzimmerfenster stand, beobachtet zu werden. Er würde schwimmen, bis seine Arme zu schmerzen anfingen und alle Arbeitsgerüche von ihm abgewaschen wären. Dann würde er sich am Ufer abrubbeln, sich noch einmal hinsetzen und von Wind und Sonne nachtrocknen lassen, nur um nicht allzu eifrig zu wirken. Dann würde er zum Haus zurückgehen. Beim Hereinkommen würde er das Erdgeschoss leer vorfinden. Marilyn würde ihn aus dem Schlafzimmer im ersten Stock zu sich rufen. Und dann würde er, anders als auf der Veranda, nicht den richtigen Moment verpassen; dann wäre er bereit. Im Haus würde es kühl und dunkel sein und seine Haare und die Badehose noch feucht vom Schwimmen, sein Körper hingegen trocken, und er würde die Treppe hinaufsteigen und zu Marilyn gehen, die ihn erwartete. Sie würde im Bett liegen, in ihrem Bett an der Tür, er wusste, dass es das ihre war, weil er jedes Mal, wenn er es frisch bezog, an den Laken schnüffelte. Sie würde dort liegen und ihn erwarten. Er würde seine Badehose ausziehen, sich neben sie legen, sie umarmen und sich von hinten an sie kuscheln, ganz dicht. Ihr Körper würde warm sein, seiner kühl. Sie würden dem Wind lauschen, der vom See heraufkam, und den Blättern, die an die Fliegengitter schlugen. Und dann würde er sie in sein Geheimnis einweihen.
     
    »Wissen Sie, Dr. Sam«, sagte Möbius, »einigen Männern, deren Frauen ich umbringen soll, passiert eine komische Sache. Sie empfinden plötzlich Kaufreue, wenn Sie so wollen. Manchmal, nachdem das Geld übergeben wurde und ich die Bremsen der Zielperson manipuliert oder ihre Veranda angesägt habe oder die Heizung längst CO 2 in die Wohnung bläst, ruft mich mitten in der Nacht der panische Ehemann an, um die Sache abzublasen. Er sucht nach Entschuldigungen. Er schämt sich ein bisschen. Er behauptet, es mache ihm nichts aus, die Anzahlung zu verlieren. Brechen Sie es einfach ab, sagt er. Dann

Weitere Kostenlose Bücher