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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Jaguar und drückte die Fahrertür nach dem Aussteigen behutsam zu. Sie ließ die Lebensmittel im Auto liegen, nahm Chip an die Hand und näherte sich dem Haus so zögerlich, als vermute sie einen Einbrecher darin. Sie ging durch die Küchentür. »Sam?«, rief sie. Niemand antwortete. Sie schickte Chip zum Spielen ins Kinderzimmer und öffnete die Kellertür, von wo aus sie noch einmal Sams Namen rief. Sie schloss die Kellertür wieder und ging ins Schlafzimmer hinauf. Sam war nicht da, aber sein Bett war gemacht. Der Anblick ließ ihr Herz kurz aussetzen.
    Durchs Fenster konnte sie Sam unten am Bootshaus hantieren hören.
    Sie hielt auf dem Treppenabsatz inne, um Sam durch das Holzgeländer zu beobachten. Der Wind hatte sich gelegt, aber die Brise war immer noch stark genug, um das Geräusch ihrer Schritte zu verschlucken. Er war leger gekleidet, trug eine Cordhose und ein T-Shirt und war in die Arbeit vertieft. Er hatte die Skier nach Paaren geordnet in einer Reihe aufgestellt, die Rettungswesten zum Trocknen aufgehängt, die Zugleinen zu säuberlichen Rollen zusammengelegt. Er hatte die Handtücher eingesammelt und sogar einen Mülleimer für Essensreste und Bierdosen aus dem Haus mitgebracht. Er hatte das Boot fest vertäut und war gerade dabei, den Bug mit dem Gartenschlauch abzuspritzen.
    Er hörte sie, als sie den Bootssteg betrat, drehte sich um und legte ihr, als sie dicht genug herangekommen war, den freien Arm um die Taille. Er küsste sie auf den Hals, während er mit der anderen Hand den Wasserstrahl aufs Boot gerichtet hielt. »Du hast meine Überraschung verdorben«, sagte er.
    »Welche Überraschung?«
    »Ich wollte alles fertig haben, bevor du nach Hause kommst. Auch das Schlafzimmer und sogar das Bad. Aber wahrscheinlich bist du einfach besser in diesen Dingen.«
    »Nein, nicht in allen.«
    »Tut mir leid, dass ich den Schuppen in so einem Zustand hinterlassen habe. Ich hoffe, es hat dich nicht gestört.«
    »Ich war seit Tagen nicht hier unten.«
    »Nun gut.« Sam schüttelte den Kopf und schloss dann die Augen, so als könnte er im Stehen einschlafen.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Ist etwas passiert?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Sag es mir, Liebling.« Sie schlang ihre Arme um seine Hüfte.
    »Ein kleiner Junge … ist von einem Laster überfahren worden. Er war erst acht. Der Fahrer hat ihn rückwärts überrollt. Der Junge hatte schwere innere Blutungen. Er kam bei vollem Bewusstsein in die Klinik, ist aber gestorben, sobald wir ihn auf dem OP-Tisch hatten. Der Vater … er ist danach auf mich losgegangen.« Sam ließ den Gartenschlauch fallen, beugte sich vor und fing zu schluchzen an, wobei er sich die Hände vors Gesicht schlug. »Ich weiß auch nicht, warum es mich so mitnimmt.«
    Er zitterte so heftig, dass Marilyn sich zu ihm hinunterbeugte und ihm half, sich zu setzen. Sie kauerte sich neben ihn und hielt ihn fest umschlungen. Erst zweimal hatte sie ihn wegen eines Patienten weinen sehen, und nun unterdrückte er sein Schluchzen mit solcher Kraft, dass er nur noch keuchend atmen konnte.
    »Tut mir leid«, sagte er schließlich. »Ich habe alles versucht, um sein Herz wieder zum Schlagen zu bringen, aber es war vergeblich. Und sein Vater … er hat mich einen Mörder genannt. Er hat gesagt, ich hätte seinen Sohn ermordet. Es tut mir leid, Marilyn, es tut mir so leid. Ich wollte früher nach Hause kommen und aufräumen. Aber ich war zu spät.«
    Sie sprach zu ihm, ganz sanft, sie sagte, er solle sich beruhigen, er solle schweigen, und legte die Arme um seine immer noch zitternden Schultern. Sein Körper glühte vor Anstrengung, vor Zerknirschung. Der Wind hob wieder an, und plötzlich fror auch sie, fing ebenfalls zu zittern an. Sie fühlte nicht nur eine große Liebe zu Sam, sie wurde sich darüber hinaus bewusst, wie gefährlich nahe sie einem Fehltritt gekommen war. Aber nun waren sie in Sicherheit. Niemandem war etwas geschehen. Sie war vom Einkaufen zurück, Sam war nirgendwo anders als hier, und sie war dankbar – dankbar dafür, dass sie nun sicher wusste, wo er war, dankbar für das Baby und für viele andere Dinge, und am dankbarsten war sie dafür, ganz allgemein vom Glück so gesegnet zu sein.
     
    »Vielleicht wird tatsächlich niemand außer Ihnen jemals die Wahrheit erfahren«, sagte Möbius. »Die Indizien in Ihrem Fall sind so zweideutig und widersprüchlich, dass ich mich manchmal frage, ob der Teufel selbst beschlossen hat, aus Ihrem Leben ein Spiel zu machen, ein

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