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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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davontrugen, nicht einmal Kratzer oder Schrammen, Abwehrverletzungen, die man hätte erwarten können, falls Sie derjenige gewesen wären, der Marilyn überfiel. Trotzdem fand man Blut an Ihrer Kleidung – einen großen, runden Kreis unterhalb des Knies, der angeblich entstanden war, als Sie neben Marilyn auf der Matratze knieten, um nach ihrem Puls zu fühlen.«
    »Das stimmt«, sagte Sheppard.
    »Und der Schmodder an Ihrem Knie entsprach Marilyns Blutgruppe, 0 negativ, was Ihre Aussage stützt. Und wie in aller Welt hätten Sie, falls Sie der Mörder waren, verhindern sollen, in einem von Blut besprühten, bespritzten und verschmierten Zimmer selbst etwas davon abzubekommen? Zumal sich die Silhouette des Mörders an der Wand abzeichnete, in Weiß, weil sein Körper die Spritzer aus Marilyns Schädel und Gesicht abgefangen hatte?«
    »Ich hatte kein Blut an mir, weil ich sie nicht umgebracht habe«, sagte Sheppard.
    »Manchmal tendiere ich dazu, Ihnen Glauben zu schenken. Und zwar wegen Marilyns Verletzungen, ganz besonders wegen des fehlenden Schneidezahns, dem oberen, der an der Wurzel brach und den die Ermittler später im Bett fanden, ausgerissen statt eingeschlagen, was darauf hinweist, dass der Mörder ihr mit einer Hand den Mund zuhielt, um sie zum Schweigen zu bringen, und dass sie ihn so kräftig in die Hand biss, dass er, als er die Finger wegriss, den ganzen Zahn mitnahm. Sie muss bis auf den Knochen gebissen haben. Er muss geblutet haben wie ein Schwein, meinen Sie nicht auch, Doktor?«
    Betrübt schüttelte Sheppard den Kopf.
    »Aber dann frage ich mich wiederum«, fuhr Möbius fort, »wie es Stephen möglich war, weniger als eine Viertelstunde nach Ihrem Anruf bei Ihnen zu erscheinen, geduscht und rasiert, in Sakko und Krawatte. Ich glaube, einer der Detectives aus Cleveland legte zur selben Zeit dieselbe Strecke zurück und benötigte zwölf Minuten dafür. War Stephen ein Komplize? Haben Sie ihn in Ihrer Panik mitten in der Nacht angerufen, nachdem Sie Marilyn erschlagen hatten? Haben Sie beide den Raubüberfall inszeniert? Haben Sie die Schubladen im Wohnzimmer rausgerissen und das ganze Haus auf den Kopf gestellt, ohne auch nur einen einzigen Gegenstand mitzunehmen? Haben Sie die Arzttasche umgeworfen, ohne die Rauschmittel einzustecken? Haben Sie Marilyns blutbefleckte goldene Armbanduhr zurückgelassen, ebenso wie die geladenen Flinten im Arbeitszimmer – von denen Sie übrigens ganz einfach eine hätten mitnehmen können, als Sie den Mörder an den Strand verfolgten. Er hat Sie im Schlafzimmer niedergeschlagen und Ihnen danach nicht einmal Ihre Brieftasche abgenommen? Welcher Räuber ist bereit, ein Leben zu nehmen und dann doch nichts zu stehlen? Ein Nullsummenspiel, finden Sie nicht auch? Verstärkt das nicht die Glaubwürdigkeit der Zeugen, die ausgesagt haben, das ganze Haus sei um zwei Uhr morgens hell erleuchtet gewesen? Jenes alte Ehepaar, das zufällig am Haus vorbeifuhr? Oder, um sich noch weiter den Verschwörungstheorien hinzugeben und noch hinterhältiger zu werden, noch kühner, noch metakriminalistischer – hat irgendwer versucht, es so aussehen zu lassen, als wollten Sie es nach einem Verbrechen aussehen lassen? Oh«, sagte Möbius, »das wäre gut!«
    Sheppard starrte auf das vergitterte Fenster der Zelle.
    »Aber warum sollten Sie Ihre Frau ermorden, wo Sie doch die Schwangerschaft erst einen Monat zuvor überglücklich bei einem Abendessen mit der Familie bekannt gegeben hatten? Oder hat Dr. Bailey, der Ehemann von Donna Bailey, gelogen, als er aussagte, Sie hätten am Morgen des dritten Juli, als er Ihnen zur Schwangerschaft Ihrer Frau gratulierte, mit dem Satz geantwortet: ›Das hat man davon, wenn man vergisst zu verhüten.‹ Wäre das eine Erklärung?« Er holte tief Luft.
    »Vielleicht liegt es an der dualen Natur der Ehe, der Nähe von Liebe und Gewalt. Marilyns Kleidung lag auf dem Stuhl im Schlafzimmer, nicht wahr? Was bedeutet, dass sie ihre Sachen ordentlich zusammengelegt hat, bevor sie ihren Pyjama anzog und sich ins Bett legte. Sie schlief so friedlich ein wie immer. Falls die Aherns sie kurz nach Mitternacht, als sie das Haus verließen, tatsächlich schlafend auf dem Bettsofa gesehen haben, müssen Sie später wohl aufgewacht und mit der Absicht, Marilyn zu töten, hinaufgegangen sein. Oder sie wachte zuerst auf und kam herunter, um Sie zu wecken und einen Streit vom Zaun zu brechen. Sie wurden im Laufe der Auseinandersetzung böse und sind schließlich

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