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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Labyrinth, durch das man stolpert, wäh rend die Wahrheit immer wieder durch die Löcher fällt.«
    »Ich glaube nicht an den Teufel«, sagte Sheppard.
    »An was glauben Sie dann?«
    »An das Bewusstsein.«
    Möbius verdrehte die Augen. »Sie haben Ihre Nachbarn angerufen – das Ehepaar Houk, Spen und Esther –, gleich als Allererstes an jenem Morgen, gegen fünf vor sechs. Ihre ersten Worte am Telefon waren: ›Mein Gott, Spen, komm schnell rüber, ich glaube, die haben Marilyn ermordet.‹ Wer waren die , Doktor?«
    »Detective.«
    »Ein interessanter Fehler, was das Pronomen betrifft. Waren Sie wirklich der Meinung, mehrere Personen in Ihrem Haus gesehen zu haben, oder handelte es sich um einen Versprecher? Waren Sie aufgrund Ihrer schweren Verletzungen – das Blut in Ihrem Mund, die ausgeschlagenen Zähne, die Blutergüsse an Ihrer rechten Wange, über dem rechten Auge und im Nacken, vom angebrochenen Halswirbel ganz zu schweigen – dermaßen orientierungslos, dass Ihr Gehirn Ihrem Kurzzeitgedächtnis einen Streich gespielt und die Gestalt, die Sie von der Treppe aus gesehen haben wollen, in zwei Gestalten aufgespalten hat? Wurde aus dem ersten Mann, der Sie niederschlug, ein zweiter, den Sie angeblich bis ans Seeufer verfolgten und der Sie schließlich überwältigen und – ein zweites Mal! – niederschlagen konnte? War es dieser Mann, der Sie am Ufer des Eriesees liegen ließ, halb im Wasser und halb auf dem Trockenen? Handelte es sich um ein und denselben Mann oder um zwei völlig verschiedene Männer? Wie rücksichtsvoll vom Mörder Ihrer Frau, Sie in einer Position zurückzulassen, in der Sie unmöglich ertrinken konnten, nachdem er Ihr Gesicht zu Brei geschlagen hatte. ›Mein Gott, Spen … ich glaube, die haben Marilyn ermordet.‹ Ich glaube, er hat Marilyn ermordet. Oder vielmehr: Ich habe Marilyn ermordet. War es nicht das, was Sie sagen wollten?«
    »Nein«, sagte Sheppard.
    »Natürlich nicht«, fuhr Möbius fort. »Aufgrund der Art Ihrer Verletzungen ist es ausgeschlossen, dass Sie sich die Wunden selbst zugefügt haben. Irgendjemand hat Sie gründlich durchgeprügelt, aber wer immer es war, er hat darauf verzichtet, Sie zu töten. Und Marilyn war recht sportlich, nicht wahr? Eine Lady, die Sie regelmäßig beim Tennis schlug, die Mitglied im Footballteam des College und der Star auf der Aschebahn gewesen war. Vielleicht hat sie heftigen Widerstand geleistet, vielleicht hat sie einen saftigen Treffer landen können, der Ihre blinde Wut geweckt hat. Wäre denkbar, nicht wahr?«
    Sheppard hörte mit gleichgültiger Miene zu.
    »Und dann bleibt natürlich die Frage nach der Schwere Ihrer Verletzungen. Ihre Verletzungen waren tatsächlich gravierend, sollte man dem medizinischen Gutachten Ihres Bruders Stephen Glauben schenken, der Sie unverzüglich ins familieneigene Krankenhaus abtransportieren ließ, weniger als eine Stunde nach Ihrem Anruf bei Spen und sogar noch vor dem Eintreffen der Polizei. Der Rechtsmediziner Gerber konnte allerdings auf den von ihm angefertigten Röntgenbildern keinen Wirbelbruch erkennen, oder? Wäre es möglich, dass Ihr Bruder, um die Sheppard-Dynastie zu schützen, den alten Taschenspielertrick mit den vertauschten Röntgenbildern angewendet hat?«
    Sheppard klopfte seine Pfeife aus und starrte auf den Fußboden.
    »Aber ich nehme zu viel vorweg«, sagte Möbius. »Spen und Esther kamen sofort herüber und fanden Sie im Arbeitszimmer vor, klatschnass und unterkühlt, verwirrt und mit entblößtem Oberkörper. ›Irgendjemand muss nach Marilyn sehen‹, haben Sie gesagt. Dabei hatten Sie schon ihren Puls gefühlt. Sie wussten, dass sie tot war.«
    Sheppard nickte, ohne den Kopf zu heben.
    »Was war mit Ihrem T-Shirt passiert, Doktor? Habe ich richtig verstanden, dass der Unbekannte oder die Unbekannten Ihnen während des Faustkampfes das Hemd über den Kopf gezogen und mitgenommen hat, um es als Erinnerungsstück zu behalten? Ebenso praktisch, finden Sie nicht auch, wie Ihre Lage halb im Wasser am Strand, schließlich muss Marilyns Mörder von oben bis unten blutverschmiert gewesen sein. Oder Sie. Und sprechen wir doch bitte von dem T-Shirt, das die Polizei wenige Tage später auf einem Nachbargrundstück fand, jenes T-Shirt, das bis unter den Arm zerrissen und von braunen Flecken bedeckt war und das auf Blutspuren zu untersuchen sich die Ermittler keine Mühe machten.«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Tatsache ist«, sagte Möbius, »dass Sie keine offenen Wunden

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