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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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derart ausgerastet, dass Sie Marilyn mit einem Gegenstand, der nie gefunden wurde, totprügelten. Wer schlägt siebenundzwanzigmal auf den Kopf seiner Frau ein? Wie wütend muss man sein, um so etwas zu tun?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Warum hat der Hund nicht gebellt?«
    »Kokie war lammfromm.«
    »Wie kann es sein, dass ein Mann von Ihrer Stärke, falls Sie der Täter waren, lediglich Marilyns harte Hirnhaut eindellte, anstatt ihr die Schädeldecke zu zertrümmern? Mangelte es dem Täter an Entschlusskraft? War er schwach oder einfach nur so lammfromm wie der Hund?«
    Sheppard schloss die Augen.
    »Und was ist mit dem grünen Seesack, den man nach der Mordnacht fand, im Gebüsch neben der Treppe, auf halbem Weg zum Strand? Darin befanden sich Ihr Siegelring, Ihre Hausschlüssel und Ihre Armbanduhr, Letztere nicht nur blutverschmiert und von innen beschlagen, sondern auch um Viertel nach vier stehen geblieben. Als man Sie nach dem Blut fragte, sagten Sie, es müsse auf die Uhr gekommen sein, als Sie Marilyns Puls überprüft haben. Außerdem erzählten Sie den Detectives ungefragt, die Uhr sei wenige Tage zuvor nass geworden, weil Sie im Regen Golf gespielt hätten. Interessanterweise fühlten Sie sich genötigt, das zu erklären, ebenso wie Eberling, zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal tatverdächtig, bei der Befragung durch die Beamten herausplatzte, sein Blut sei nur deswegen überall im Haus, weil er sich in der Vorwoche bei dem Versuch, ein Fliegengitter zu entfernen, geschnitten habe und dann in den Keller gegangen sei, um die Wunde auszuwaschen. Im Haus ließen sich tatsächlich einzelne Blutstropfen finden, vom Schlafzimmer über die Küche und die Veranda bis in den Keller, eine Blutspur, die den Weg eines kopflos herumtaumelnden Hühnchens beschreibt – darüber hinaus Blut, das die Ermittler weder Ihnen noch Marilyn zuordnen konnten. Dennoch war die Polizei so sehr von Ihrer Schuld überzeugt, dass Eberling weder intensiv befragt noch zu einer Blutabgabe aufgefordert wurde. Interessant. Ebenso interessant wie die roten, nicht identifizierbaren Fasern unter Marilyns Fingernägeln, die zu keinem Ihrer Kleidungsstücke passten. Und nicht weniger interessant ist, mit wem Hoversten sich am Vortag zum Golfen verabredet hatte, mit Dr. Robert Stevenson, meines Wissens der einzige Mann weit und breit, der Ihnen tatsächlich etwas Böses wollte, weil Sie jahrelang seine Verlobte Susan Hayes gevögelt hatten – bis zum März jenes Jahres, um genau zu sein.«
    Sheppard senkte den Kopf.
    »Kommen wir zum Loch in Ihrer Geschichte. Oder vielmehr zu dem Loch, durch das Ihre Geschichte verschwunden sein könnte. Es hat mit Ihrer Armbanduhr zu tun. Hören Sie mir aufmerksam zu?«
    Sheppard zündete seine Pfeife an.
    »Sie haben ausgesagt, Sie hätten, als Sie im Schlafzimmer zu sich kamen, Ihre Brieftasche unter dem Bett entdeckt. Richtig?«
    »Das ist richtig.«
    »Sie sind aufgestanden, haben Marilyn entdeckt und nach ihrem Puls gefühlt – auf diese Weise ist ihr Blut an Ihre Uhr und das Uhrenarmband gelangt, korrekt?«
    »Reden Sie weiter.«
    »Sie hörten ein Geräusch im Wohnzimmer, liefen nach unten, entdeckten eine Gestalt, verfolgten sie bis an den Strand, kämpften mit ihr und wurden abermals niedergeschlagen.«
    Sheppard schwieg.
    »Der Seesack mit Ihrer Uhr wurde genau zwischen Haus und Seeufer gefunden, korrekt?«
    »Ja.«
    »Das bedeutet, der Angreifer hat Ihre Brieftasche unter dem Bett und die Uhr an Ihrem Handgelenk gelassen, als er Sie zum ersten Mal bewusstlos schlug. Dann hat er das Haus auf den Kopf gestellt, ohne einen einzigen Wertgegenstand mitzunehmen – weder die goldene Uhr Ihrer Frau noch die Medikamente in Ihrer Arzttasche oder die Gewehre –, aber nach dem Kampf am Strand, wo er Sie zum zweiten Mal bewusstlos schlug, hat derselbe Einbrecher Ihnen Ring, Uhr und Schlüssel abgenommen – um was zu tun? Um die Beute noch auf der Flucht wegzuwerfen! Warum hat er sie nicht, wo er doch freie Bahn hatte, mitgenommen? Warum ist er denselben Weg zurückgegangen, auf dem er gekommen ist? Macht das die Verschwörung so genial? Hat die Person, die Sie reinlegen wollte, die mangelnde Plausibilität dieses Verhaltens mitbedacht? Oder war es so, dass Ihnen die Zeit davonlief, als Sie durch das stille, dunkle, entsetzlich einsame Haus liefen, als Marilyn schon tot war und Ihr Junge schlafend in seinem Bett lag und Sie mutterseelenallein waren, verletzt und unter dem Druck, sich eine glaubwürdige

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