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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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dass er hier war, genau wie er es ihr versprochen hatte. Er wollte sie in dem Glauben lassen, er würde demnächst schlafen gehen, um sich auf die Anstrengungen des kommenden Tages vorzubereiten – wo er doch in Wahrheit auf dem Weg zu Susan sein würde. Er ließ es mehrmals klingeln. Beim zehnten Ton befahl er sich aufzulegen, was ihm aber nicht gelang, sodass er sich, als Jo an den Apparat kam, sofort entschuldigte.
    »Nein«, sagte sie, »mach dir keine Gedanken. Ich muss eingedöst sein.«
    »Könnte ich kurz mit Marilyn sprechen?« Er hörte ein Klappern, als der Hörer hingelegt wurde, dann Stille, Gemurmel, schließlich Schritte.
    »Sam?«, sagte sie.
    »Hallo.«
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Nein.«
    »Du hast uns geweckt.«
    »Ich weiß. Geh wieder ins Bett.«
    »Was ist denn bei dir los?«
    »Eine Party. Eine kleine Privatveranstaltung.«
    »Wo bist du?«
    »Bei Michael. Die Party findet bei ihm zu Hause statt.«
    Sie wartete.
    »Ich wollte nur deine Stimme hören«, sagte er.
    »Hier bin ich«, sagte sie. »Nun hast du meine Stimme gehört.«
    »Ja, gut. Sag Jo bitte noch einmal, dass es mir leidtut.«
    Sie legte vor ihm auf.
    Er starrte kopfschüttelnd das Telefon an.
    Er rief Susan an und sagte ihr, sie solle sofort herüberkommen. Als sie fragte, ob er sicher sei, sagte er Ja. Als sie ihn fragte, ob es eine schicke Party sei, konnte er die Aufregung in ihrer Stimme hören. In seiner Nähe standen Frauen in einem kleinen Grüppchen beisammen, er beschrieb ihre Kleidung und ermahnte Susan, sich zu beeilen. Er ging an die Bar, mixte sich einen weiteren Martini – genau den Drink, dachte er, den er am nächsten Morgen bereuen würde – und gesellte sich dann zu den Männern, die in Michaels Arbeitszimmer Poker spielten. Zu acht saßen sie um den Spieltisch herum, und in der Luft hing so viel Zigaretten- und Zigarrenqualm, dass es aussah, als hätte der Filz Feuer gefangen. Zwei der Spieler, Joseph Newton und Herbie Hawkins, kannte er noch aus dem Medizinstudium, ihre Frauen waren mit Marilyn befreundet, und plötzlich hatte Sheppard vor Susans Ankunft schreckliche Angst.
    Aber später, als Emma sie durchs Haus geführt hatte und sie in den Lichtkegel trat, in dem die Männer saßen, zerstreute ihr Anblick sämtliche seiner Zweifel. Sie trug ein grünes Kleid; einen passenden grünen Gürtel und eine Perlenkette um den Hals. An ihrem Finger steckte der Hämatit, den Sheppard ihr geschenkt hatte. Ihr Hochmut war zurückgekehrt, ein Verteidigungsmechanismus in dieser Situation vielleicht, und sie hatte sich wieder in das Mädchen von vor drei Jahren zurückverwandelt, hatte zu ihrem ursprünglichen Selbstvertrauen und ihrer direkten Art zurückgefunden. Sie schien lichterloh zu brennen, als sie sich herunterbeugte, Sheppard einen Arm um die Schulter legte – er schob seine Hand an ihre Hüfte – und ihn küsste; und während sie sich den Anwesenden vorstellte, blieben ihre Hände, wo sie waren. Ihre Schönheit schien die allgemeine Aufmerksamkeit vom Spiel abzuziehen und sie noch kühner werden zu lassen; während der nächsten Runde ließ sie ihre Fingernägel sanft über Sheppards Nacken wandern. Als er ausstieg, entschuldigte sie sich, um sich einen Drink zu holen. Alle Männer schauten ihr nach, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fiel; fragend sahen sie erst einander und dann Sheppard an, einige schnalzten sogar mit der Zunge oder stießen einen leisen Pfiff aus, während ein Mann, den Sheppard nicht kannte, leise lachte – ob verächtlich oder bewundernd, war Sheppard zu betrunken zu beurteilen.
    »Du liebe Güte, Sam«, sagte Michael schließlich.
    Sheppard starrte auf die Karten, die vor ihm auf dem Tisch lagen, bevor er sich zurücklehnte, die Hände über dem Bauch faltete und ein Lächeln über sein Gesicht zucken spürte.
    »Ich weiß nicht«, sagte Michael, »das ist ja wirklich … allerhand.«
    Weder Newton noch Hawkins wagten, von ihren Karten aufzublicken, obwohl Herbie nach einer langen Schweigepause sagte: »›Allerhand‹ trifft es ganz gut.«
    Sheppard verließ das Arbeitszimmer und durchquerte das Wohnzimmer, in dem die Frauen saßen, eine Schneise des Verstummens hinter sich herziehend. Er entdeckte Susan draußen am Pool, wo sie rauchend herumstand und die Schwimmkerzen beobachtete, die an der Wasseroberfläche trieben. Er schlang seine Arme um ihre Taille, küsste sie auf den Hals und atmete ihr Parfum ein, in das sich das Geißblatt und der Jasmin der nächtlichen Brise

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