Mister Peanut
beherbergt.«
»Du wirst nicht … ich dachte, du würdest im Hotel wohnen.«
»Nein.«
»Aber dann können wir nicht …«
»Doch«, sagte er, »das wird schon.« Er legte eine Hand auf die ihre, während seine Gedanken sich überschlugen. »Das verspreche ich.«
»Bitte, geh nicht«, sagte sie und hielt ihn am Handgelenk fest.
»Es ist nur für ein paar Stunden«, sagte er, von ihrer Angst gereizt. Er schaffte es trotzdem, zu lächeln und ihren Arm zu reiben. »Wir sehen uns, sobald ich alles hingebogen habe.«
Er fühlte sich hereingelegt und war verärgert. Nie zuvor hatte er Susan so panisch gesehen, und im Taxi, auf dem Weg zu Michael Miller, überlegte er, was nun zu tun sei. Plötzlich ins Hotel umzuziehen würde Marilyns Misstrauen erregen und möglicherweise zu einer Auseinandersetzung führen, zu der er zumindest jetzt noch nicht bereit war. Gleichzeitig bereitete ihm die räumliche Trennung von Susan jetzt schon Schmerzen, er fühlte sich in die Zeit vor ihrem ersten Sex zurückversetzt, als er von dem überwältigenden Verlangen getrieben worden war, sie irgendwohin zu bringen, ganz gleich wohin. Auch damit hatte er nicht gerechnet. Derartige Komplikationen waren definitiv nicht das, was er sich für sein Wiedersehen mit Susan erhofft hatte.
Er vergaß seine Probleme kurz, als er Dr. Millers Haus erreichte. Michael war in eine wunderschöne Villa in Beverly Hills umgezogen, ein riesiges Gebäude im Kolonialstil am Burton Way, knappe zwei Kilometer vom Coldwater Canyon entfernt. Er war braun gebrannt und trug das weiße Haar aus der Stirn gekämmt; der verbrannte Rücken seiner stolzen, langen Nase leuchtete so dunkelrosa wie sein Golfhemd (soeben kam er von einer Partie in Hillcrest zurück). Seine Frau Emma hatte ein köstliches, spätes Mittagessen am Pool vorbereitet, dessen Wasser so hell glitzerte wie der Tag selbst. Die Kinder waren innerhalb der letzten vier Jahre zu kleinen Persönlichkeiten herangewachsen: Anne, zehn Jahre alt, bebrillt und belesen, trug eine Ausgabe von Ivanhoe unterm Arm; der achtjährige Roger wollte alles über Otto Graham wissen. »Sind Sie wirklich mit ihm befreundet?« Sheppard nickte. »Wir fahren Rennen gegeneinander«, sagte er und zog ein signiertes Poster heraus – Marilyns Idee –, das der Junge vor Freude hüpfend in sein Zimmer trug, um es sofort aufzuhängen. Anne schenkte er Charlie und der große gläserne Fahrstuhl . »Ich werde gleich damit anfangen«, sagte sie und sprang ebenfalls davon.
Woraufhin die Erwachsenen allein zu Mittag essen und sich in aller Ruhe unterhalten konnten – an einem Ort und an einem Tag, der Cleveland wie das Land Nod aussehen ließ.
»Erstens«, sagte Michael. »Wenn du herziehst, wird sich dein Golfspiel verbessern. Zweitens: Du würdest reicher.«
»Denkst du ernsthaft darüber nach?«, fragte Emma.
»Die ganze Zeit«, antwortete Sheppard.
»Oh«, sagte Emma, »es tut mir ja so leid, dass Marilyn dich nicht begleiten konnte. Und nun wird sie auch noch unsere große Party verpassen.«
Sheppard warf einen Blick zu Michael, und der sagte: »Halb so wild.«
»Für dich vielleicht«, entgegnete sie. »Du hast ja nicht die ganze Arbeit.«
Michael verdrehte die Augen. »Wir laden einmal pro Monat zu diesem Abend ein«, erklärte er, »Poker für die Nachwuchsärzte und deren Ehefrauen.«
»Du tust so, als wäre es den Frauen erlaubt mitzuspielen«, sagte Emma.
»Wäre es auch, wenn sie die Sache ernst nehmen und nicht die ganze Zeit dabei reden würden.«
»Das liegt nur daran, dass Poker so langweilig ist!«
Michael seufzte, beugte sich vor und drückte Sheppards Schulter. »Sam, falls du vorhast, dich während deiner knapp bemessenen Freizeit mit deiner Geliebten zu treffen, solltest du dich nicht irgendwelchen Förmlichkeiten verpflichtet fühlen.«
»Könnte ich sie mitbringen?«, fragte Sheppard.
Das war natürlich ein Witz, trotzdem wäre es doch allerliebst gewesen, hätte die Lösung so einfach sein können. Sheppard beschloss, dass ein Bad im Pool genau das Richtige wäre, um den Kopf freizubekommen, ein Bad im Pool und ein Nickerchen, und später würden er und Susan einen neuen Plan schmieden. Er zog seine Badehose an und betrat das Sprungbrett, und nach einem Kopfsprung zog er energisch ein paar Bahnen. Glücklicherweise hatte seine Kraft im Laufe der Jahre nicht nachgelassen, bloß gingen ihm leider die Worte seiner Frau – »Amüsier dich nicht zu gut« – und ihr wissender Gesichtsausdruck
Weitere Kostenlose Bücher