Mister Peanut
und ragten entgegen der Laufrichtung heraus wie Fahrradständer. Blut sickerte dem Hund aus Ohren und Schnauze, trotzdem schien er bei Bewusstsein. Als er Sheppard sah, den Menschen, das Herrchen, hob er winselnd den Kopf und zog unterwürfig die Vorderpfote ein.
»Braver Hund«, sagte er. »Braves Tier.«
Er tastete den Nacken ab: kein Halsband.
»Ich werde mich um dich kümmern«, sagte er und marschierte zum Auto zurück.
»Ist es eine Frau?«, fragte Susan, »oder ein Kind?«
Schweigend öffnete er den Kofferraum. Er packte den Montierhebel und stiefelte los. Susan folgte ihm, bis das Hundebein in Sicht kam und sie sich übergeben musste.
Sheppard kniete noch einmal neben dem Tier nieder.
Das, dachte er, war der Preis, das Ende der Kettenreaktion, die er in Gang gesetzt hatte, als er Susan vor drei Jahren begegnet war. Wenn er jetzt stark war, konnte er dem allem ein Ende setzen. Dann wäre der Hund das einzige Todesopfer, kein Omen für die folgenden.
Er berührte die Hundewange und spürte das warme Blut an seiner Hand. Das Tier versuchte winselnd, sich aufzurichten, bevor es sich zurücksinken ließ und erschlaffte. »Ruhig«, sagte er. Der Hund zog die Pfoten an, bis die Muskeln in der klaffenden Wunde zu zittern begannen, und starrte Sheppard direkt in die Augen. Und die Liebe in seinem Blick, flehentlich und passiv und absolut gehorsam, zeigte ihm noch einmal, was er angerichtet hatte.
Er stützte sich auf ein Knie, hielt den Hund mit sanftem Griff im Genick fest und hieb mit schnellen Schlägen auf den Schädel ein, er ließ brüllend die Schläge niederprasseln, bis das Eisen mit einem Klingelgeräusch auf den Asphalt traf, die Spitze abbrach und klirrend davonflog, bis Sheppard mit blutigem Schleim bedeckt war, bis der Hund kein Geräusch mehr von sich gab und Sheppard nichts mehr hörte außer seinen eigenen Atem. Zum ersten Mal, seit er denken konnte, hatte er das Gefühl, das Richtige getan zu haben.
Nur in den seltensten Fällen, dachte Richard Eberling, tritt ein, was man sich am sehnlichsten wünscht.
Heute hatte er noch vier Häuser zu putzen, und während er von Heim zu Heim zog, musste er wieder daran denken, wie er mit Marilyn auf der Veranda gesessen und seine Chance vertan hatte, und an ihr Angebot (»Sie können nach der Arbeit gern an unseren Strand, um zu baden und sich ein bisschen zu amüsieren«), und dann stellte er sich vor, der Mittwoch käme umso schneller, je fleißiger er arbeitete. Er erinnerte sich an seine Zeit im Waisenheim, wo er gelernt hatte, fünfzehn Stunden am Stück zu schlafen, wenn es sein musste. Aber an Schlaf war jetzt nicht zu denken. Er hatte Aufgaben zu erledigen. Immer wieder probte er in Gedanken den Tag mit Marilyn, und jede der zusammenphantasierten Versionen endete damit, dass er zu ihr ins Schlafzimmer hinaufging, immer wieder sagte er sich: Ich muss tapfer sein. Ich darf den Glauben nicht verlieren. Ich darf keine Sekunde lang zögern. Ich werde zu ihr unter das kühle Laken schlüpfen und ihr mein Geheimnis beichten.
Er wollte ihr ein Geschenk mitbringen. Er dachte, vielleicht wäre ein Buch genau das Richtige, Gedichte vielleicht, und bei seinem nächsten Termin bei den Newharts in Huntington Park sah er sich in der umfangreichen Bibliothek um, deren Zimmer auf den See hinausgingen (und die abzustauben höllisch viel Arbeit machte), er zog wahllos Bände von unbekannten Autoren aus dem Regal und blätterte darin herum in der Hoffnung, der Zufall möge ihm helfen, das Passende zu finden.
Der Venus sei gedankt, auch ich darf mich Meister nennen, Meister der Künste, darf ich sagen, versiert in den Regeln der Liebe.
Die Liebe ist zweifellos wild und wirft mich häufig ab, Und doch ist sie nur ein Jüngling, zart und leicht zu lenken.
Auch ich bin ein Jüngling, dachte Eberling erstaunt, zart und leicht zu lenken. Auch ihn hatte die Liebe schon einmal abgeworfen. Wäre er Arzt geworden, so wie Dr. Sheppard, wäre es vielleicht anders gekommen, und schlagartig fiel ihm ein, wie der Mann, als er ihn neulich begrüßt hatte, an ihm vorbeigerauscht war, so als wäre er unsichtbar. Oder beim Footballturnier der Highschool, als Dr. Sam aufs Feld geeilt war, um einem Jungen zu helfen, der sich am Knie verletzt hatte, und das junge Mädchen hinter Eberling seufzend zu seiner Freundin gesagt hatte: »Wenn ich so einen Doktor sehe, möchte ich krank sein«, woraufhin auch Eberling sich plötzlich krank gefühlt hatte. Er las noch weiter
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