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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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Kopf, als sie am Samstag auf dem Highway 1 unterwegs waren. Er und Susan brachen gegen vier Uhr nachmittags auf.
    Es waren mehr als zweieinhalb Stunden Fahrt bis La Jolla, aber das Wetter war phantastisch, der Nachmittag ungewöhnlich warm und der Himmel so klar wie Sheppards Verstand. Er war bereit, es ihr zu sagen. Was auch immer. Heute Abend. Morgen früh würde er nach Big Sur fahren, bis dahin musste ein Plan her. Gewiss, er hätte auch gleich mit ihr sprechen können, aber das Gefühl, eins zu sein mit dem unterseeischen Gurgeln des Motors, mit dem sanften Zerren der Kurven und mit den Senken, in denen einem der Magen hüpfte, mit dem entgegenkommenden Verkehr, der lautlos in Sichtweite kam und wieder verschwand, mit den pelzig grün bewachsenen Klippen, die sich neben der Straße erhoben und von hohen Kiefern gekrönt wurden – das Gefühl war zu angenehm, um es für eine Unterhaltung zu unterbrechen. »So sollte das Wetter immer sein«, sagte Susan. Er pflichtete ihr bei und berührte ihre Hand.
    Bis sie den Jachtclub erreichten, war eine Wolkenfront über dem spiegelglatten Ozean aufgezogen, der die letzten Sonnenstrahlen reflektierte. Erst später fiel Sheppard ein, wie lange sie nichts gegessen hatten. Beim Empfang wurden Berge von Horsd’œuvres serviert, dazu floss der Champagner in Strömen, Glas um Glas, und noch bevor er es gemerkt hatte, war er auf Gin umgestiegen. Zufälligerweise kannte Susan einige Hochzeitsgäste, die aus Cleveland angereist waren, und wich gleich nach der Ankunft von seiner Seite. Er wurde von einem Augenarzt aus San Francisco in eine längere Unterhaltung verwickelt, entschuldigte sich aber, als er die Regentropfen an der Fensterscheibe bemerkte. Er hatte das Wagenverdeck offen gelassen und eilte hinaus, um es zu schließen. Danach kniff er die Augen zu, blieb reglos stehen und holte tief Luft, lauschte den Masten der festgemachten Boote, die im Wind klapperten und klirrten. Die Tropfen kamen in Böen herunter, eigentlich war es mehr ein Sprühregen als ein echter Guss, aber es war kälter geworden, was ihm einen klaren Kopf bescherte, klar genug, um einzusehen, wie betrunken er war.
    Er ging wieder hinein, erschrak über den Lärm und die Hitze und hatte es plötzlich eilig, Susan zu finden. Er verspürte das brennende Verlangen, mit ihr allein zu sein, ihr alles zu sagen, was er zurückgehalten hatte, dass er sich endlich entschieden hatte, aber er konnte sie im Bankettsaal nirgends sehen. Erst als er den Barraum betrat, entdeckte er sie in der hintersten Ecke, wo sie lachend neben einem jungen Mann stand, das Kinn hochgereckt und ein Glas in der Hand. Der Mann lehnte seelenruhig und arrogant an der Wand und suhlte sich in ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit. Er hatte ebenso dunkles Haar und fein geschnittene Gesichtszüge wie sie und beugte sich nun zu ihrem Ohr hinunter, um ihr etwas über einen der Gäste zu erzählen, auf den er mit dem Finger zeigte, etwas, das sie auflachen und wie zur Zustimmung sein Handgelenk umfassen ließ. Die durchsichtige Blase der Intimität, die die beiden einschloss, ließ Sheppard abrupt stehen bleiben, und als Susan sich umdrehte und ihn entdeckte, blitzten ihre Augen. Vielleicht wäre er weniger eifersüchtig und wütend geworden, hätte sie ihm nicht im selben Augenblick wieder den Rücken zugekehrt, so als fände sie ihn vollkommen uninteressant.
    »Hallo, Sam.«
    »Susan.«
    Er sah den Fremden an, der seinen Blick erwiderte. »Ich bin Dr. Sheppard.«
    »Dr. Kessler.«
    »Mark ist ein Kollege aus dem Samaritan«, erklärte Susan.
    Sie schwiegen.
    »Kann ich dich bitte sprechen?«, fragte Sam, nahm sie beim Ellenbogen und zog sie weg. »Ich habe dich gesucht«, sagte er.
    »Nun, du hast mich gefunden.«
    Er hielt inne und betrachtete sie. Ihr Blick sank bis auf Halshöhe ab und stieg dann träge wieder in die Höhe.
    »Wir sollten besser gehen«, sagte er.
    »Ich gehe nirgendwohin.«
    »Nein?«
    »Nein, noch nicht. Ich amüsiere mich prächtig.«
    Sheppard warf einen Blick über ihre Schulter zu Dr. Kessler hinüber. »Vielleicht bist du auch bloß betrunken?«
    »Ach, wirklich? Vielen Dank für den Hinweis, und nun entschuldige mich bitte.«
    Sie drehte sich um, aber er hielt sie am Arm fest.
    »Lass mich los.«
    »Komm, wir gehen an die frische Luft.«
    »Ich will keine Luft, ich will weg. Von dir.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Du stehst als ein riesiges, peinliches Fragezeichen in meinem Leben.«
    »Susan …«
    »Selbst Mark hat mich

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