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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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eben gefragt. Er hat gesagt: ›Mit wem bist du hier?‹ Und als ich es ihm erklärt habe, hat er gefragt, ob wir etwas miteinander hätten. Ich konnte ihm unmöglich die Wahrheit sagen, oder? Denn was ist mit uns? Was soll ich sagen? Was soll ich den Leuten erzählen, bei so einer Party?«
    »Sei nicht dumm.«
    »Du hast recht. Ich bin dumm. Ich bin die dumme Gans, die sich von dir vögeln lässt.«
    Er packte ihre Ellenbogen und zog sie an sich, bis seine Lippen fast ihr Ohr berührten. »Wenn du mich jemals wiedersehen willst«, flüsterte er, »kommst du jetzt sofort mit durch diese Tür. Hast du verstanden?«
    Sie schmunzelte, woraufhin er noch fester zudrückte.
    »Verstanden?«, wiederholte er, bevor er sie losließ.
    Sie untersuchte ihre Ellenbogen, die blassroten Druckstellen, die seine Finger hinterlassen hatten. Dann überzeugte sie sich davon, dass er es ernst meinte, verengte die Augen und fing zu lächeln an. »Du bist ein komischer Vogel«, sagte sie.
     
    Es war ein Fehler gewesen, sich für die Küstenstraße zu entscheiden, dachte Sheppard, nicht nur wegen des Wetters oder des schlechten Zustandes, in dem das Auto sich befand, sondern wegen der Zeit, die sie auf den zusätzlichen Kilometern verloren, wegen der Geschwindigkeitsbeschränkung, die die kurvenreiche Straße ihm auferlegte, und weil er und Susan Los Angeles viel früher hätten erreichen können, was bedeutet hätte, früher im Bett zu liegen und auszuschlafen, bevor er am nächsten Morgen mit Chappie nach Big Sur aufbrach, wo Marilyn in diesem Augenblick war. Es war ein Fehler gewesen und darüber hinaus, unter diesen Bedingungen, gefährlich. Einer von vielen Fehlern, dachte er, während sein verletzter Daumen so heftig pochte, dass er überzeugt war, die Wunde müsse genäht werden. Und wieder packte ihn die Panik, eine irrationale, namenlose Furcht davor, dass er den Abend nicht überleben würde; alle seine Fehler würden sich vereint gegen ihn wenden und seinen Tod erwirken, hier an Susans Seite, wo das Sterben einen Maximalschaden nach sich ziehen würde. Eine Krankheit hatte Symptome vorzuweisen, eine Infektion oder ein Unfall zog eine Diagnose nach sich, aber Fehler waren die Konsequenz von Entscheidungen, von ganzen Entscheidungsabfolgen, die sich bis an einen Anfangspunkt zurückverfolgen ließen. Es war ein Fehler, dachte Sheppard da, sich jemals auf Susan eingelassen zu haben und später zu glauben, die Frau, die er sich zur Mätresse genommen hatte, könnte ihm etwas bedeuten. Nein, schon die Umstände ihres Kennenlernens hatten ihre Zukunftsperspektiven stark eingeschränkt. Und doch brachte keine dieser Überlegungen ihn einer Lösung oder einem Heilmittel näher.
    Und mit plötzlicher Klarheit begriff er, wie seine Frau ihren letzten Satz gemeint hatte. Amüsier dich nicht zu gut. Sie wusste Bescheid. Sie hatte immer Bescheid gewusst. Er lächelte demütig. Seit der Minute, in der sie angekommen waren, und vermutlich schon lange davor, hatte sie gewusst, er würde sich mit Susan treffen. Sie hatte es gewusst und ihm von Anfang an vergeben; das war zum einen die Bedeutung ihres Satzes gewesen. Der andere Teil hieß: Sie wartete auf ihn. Sollte es das Aus bedeuten, würde sie sich nicht dagegen auflehnen. Sollte es sich nur um eine seiner Liebschaften handeln, würde sie es hinnehmen. Und währenddessen darauf warten, dass er sich wieder einkriegte. Er könnte sich von ihr trennen; er könnte sie in seine Arme schließen. Aber niemals würde sie den ersten Schritt zur Trennung machen. Sie würde warten. Sie liebte ihn, sie räumte ihnen als Paar eine Chance ein – so viel stand fest.
    Du lieber Gott, dachte Sheppard, bring mich nach Hause.
    »Halt an«, sagte Susan.
    »Warum?«, fragte er.
    »Mir ist eiskalt«, sagte sie. »Ich möchte, dass du das Verdeck schließt.«
    »Die Kälte hält mich wach.«
    »Halt sofort an, Sam, oder ich springe aus dem Auto, das schwöre ich bei Gott!«
    »Dann spring. Ist mir doch egal.«
    »Das stimmt. Es war dir immer egal.«
    »Heute Abend zumindest«, sagte er.
    »Nein, nicht nur heute Abend. Immer schon.«
    »Nach so einer Szene …«
    »Alles, was nicht deinen engstirnigen Vorstellungen entspricht, ist natürlich eine Szene. Aber das hier ist keine gottverdammte Szene. Das hier ist ernst.«
    Er streckte ihr seine rechte Hand entgegen und machte Bla Bla Bla mit den Fingern.
    »Du bist jämmerlich«, sagte sie, »jämmerlich und ein Feigling.«
    »Fahr zur Hölle.«
    »Du kannst zu

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