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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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›Problemen‹ gesprochen. Wie würden Sie das Verhältnis der beiden beschreiben?«
    »Ganz ehrlich?«, fragte sie.
    »Ein Mensch ist gestorben.«
    »Ich glaube, er fühlte sich im Stich gelassen. Das war nicht schwer nachzuvollziehen. Sie machte eine Diät, zum x-ten Mal. Sie nahm ab, nahm wieder zu und fühlte sich scheiße. Und er war immer für sie da, jedes Mal, wieder und wieder. Irgendwann entschloss sie sich dann aber zu einem radikalen Schritt. Sie nahm dauerhaft ab und verwandelte sich in diesen komplett anderen Menschen. Ich glaube, er hatte Angst, er würde sich für sie als entbehrlich erweisen.«
    »Hat er gesagt, seine Frau habe ihn verlassen?«
    »Nein.«
    »Hat er gesagt, er fürchte, seine Frau werde ihn verlassen?«
    »Nein. Aber ich wusste, dass sie es vorhatte.«
    »Wie das?«
    »Um das zu verstehen, müssten Sie eine Frau sein.«
    »Erklären Sie es mir.«
    »Wir treffen Entscheidungen, lange bevor wir uns darüber im Klaren sind. Sie hatte sich längst entschieden, sie hatte ihre Entscheidung nur noch nicht in die Tat umgesetzt.«
    »Machen das nicht alle Menschen so?«
    »Eine Frau muss sich sicher fühlen, bevor sie den nächsten Schritt wagen kann. Für mich sah es so aus, als warte sie nur auf den richtigen Moment, um abzuspringen.«
    »Offenbar verstehe ich von Frauen recht wenig.«
    »Das habe ich mir gleich gedacht.«
    Hastroll nickte. Er schrieb Hannah auf seinen Notizblock. »Haben Sie mit Pepin darüber gesprochen?«
    »Worüber?«
    »Dass Sie dachten, seine Frau würde ihn verlassen.«
    »Ja.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagt, ich hätte keine Ahnung, wovon ich spreche.«
    »Hat er Ihnen jemals Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft gemacht?«
    »Er hat nie davon geredet, sich von Alice scheiden zu lassen, nein.«
    »Haben Sie Ihrerseits von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen?«
    »Manchmal.«
    »War er empfänglich dafür?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Wie haben Sie es aufgenommen, als David Schluss gemacht hat?«
    »Nicht gut. Anfangs.«
    »Haben Sie versucht, die Beziehung aufrechtzuerhalten?«
    »Für eine kurze Zeit. Aber dann habe ich es schnell eingesehen.«
    »Sie haben ihn nie belästigt? Haben nicht damit gedroht, ihm privat oder beruflich Ärger zu machen?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie noch, wann Sie Mr. Pepin zum letzten Mal privat angerufen haben?«
    »Ich habe David seit Monaten nicht angerufen.«
    Hastroll stand auf. »Hier ist meine Karte. Rufen Sie mich an, falls Ihnen noch etwas einfällt.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Detective«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Ich glaube nicht, dass er sie umgebracht hat.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er sie geliebt hat«, sagte sie. »Immerhin mehr als mich.«
     
    Hastroll gelangte zu der Einsicht, dass er sich Hannah gegenüber zu passiv verhielt. Er musste sie irgendwie in Zugzwang bringen. Er brauchte eine neue Strategie. Er beschloss, sie nicht länger zu bekochen.
    »Ward«, rief sie aus dem Schlafzimmer, »was gibt es zum Abendessen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er und vergrub den Kopf in der Zeitung. »Ich habe schon gegessen.«
    »Oh«, sagte sie. »Tja, macht nichts. Eigentlich habe ich gar keinen Hunger.«
    Hastroll ließ die Zeitung sinken und schmunzelte, bevor er weiterlas.
    Später an dem Abend konnte er, als er ins Bett stieg, Hannahs Magen knurren hören. »Du klingst hungrig«, sagte er.
    Aber sie antwortete nicht.
    Am nächsten Morgen machte er ihr kein Frühstück. Er kippte die Milch in den Ausguss, stopfte Eier, Brot, Dosensuppen und Gemüsekonserven, Cracker, Nudeln, Tomatensaucen und Hühnerbrühe – kurz gesagt, den gesamten Inhalt der Speisekammer – in zwei Müllbeutel, die er dann an die Wohnungstür stellte und auf dem Weg zur Arbeit mit nach draußen nahm. Um sicherzustellen, dass sie kein Essen bestellte, nahm er Kreditkarten und Geld aus ihrem Portemonnaie, sogar das Scheckheft, und steckte alles in seine Jackentasche. Als er ins Schlafzimmer kam, um ihr zum Abschied einen Kuss zu geben, runzelte Hannah leicht verstört die Stirn.
    »Nicht mal einen kleinen Happen?«, fragte sie.
    Seine Entschlossenheit geriet ins Wanken, aber er antwortete: »Tut mir leid, ich bin spät dran. Ich muss zur Wache.«
    »Oh«, sagte sie. »Okay.«
    Er warf einen letzten Blick in den Kühlschrank – leer! – und spürte sein Selbstvertrauen steigen. Es würde funktionieren, davon war er überzeugt! Er schulterte die beiden riesigen Müllsäcke (er fühlte sich wie ein krimineller Weihnachtsmann) und verließ die

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