Mister Peanut
geht es?«
»Wissen Sie, ob er und seine Frau irgendwelche Eheprobleme hatten?«, fragte Hastroll.
»Wir stehen uns nicht so nah, dass er mir davon erzählt hätte.«
Hastroll sah sich in Cadys Büro um. Die Wände waren mit Postern von Marvel-Comic-Helden tapeziert, einige davon kannte er sogar (er hätte sie alle gekannt, wären er und Hannah nicht kinderlos gewesen): Spider-Man, Silver Surfer, den Hulk. Im Regal standen die Dungeons & Dragons-Bücher, die Dune-Reihe, der Herr der Ringe und ein Wolverine-Telefon in einem Glaskasten. Ein Laserschwert und ein gerahmtes, handsigniertes Foto von Cady und George Lucas; ein Straßenschild, das einen stilisierten Zauberer zeigte und den Schriftzug You SHALL NOT PASS . Auf einem Tisch standen vier Computermonitore. Auf dem ersten lief YouTube, auf dem zweiten ein Videospiel, der dritte war mit Zahlenreihen gefüllt, die an ein endloses Gedicht in Blankversen erinnerten, und der aktivierte Bildschirmschoner des letzten zeigte Fotos von Kindern – von Cadys Kindern, nahm Hastroll an, immerhin sah der kleine Junge, der eben ein- und ausgeblendet wurde, genauso aus wie der Firmenchef.
»Wenn Sie mich fragen«, sagte Cady, »hatte es nicht den Anschein, als gebe es Probleme. Abgesehen von Alice’ Gesundheit vielleicht.«
»Inwiefern?«
»Alice hat jahrelang mit ihrem Gewicht gekämpft. Und dann hatte sie es plötzlich unter Kontrolle. Aber das ist jetzt auch egal«, sagte Cady. »Nie im Leben hat David seine Frau umgebracht.«
»Gibt es hier irgendjemanden, der David nahesteht?«
»Detective, hören Sie, da bringt eine Frau sich um, und ihr Mann muss das Ganze mitansehen … wozu ihn noch weiter quälen?«
»Wenn Sie wollen, höre ich mich hier persönlich um.«
Cady schüttelte den Kopf. Sein E-Mail-Programm machte Pling . »Da ist Georgine«, sagte er, »Georgine Darcy, eine Nachwuchsdesignerin. Sie und David haben zusammen an ein paar größeren Projekten gearbeitet.«
Hastroll konnte auf den ersten Blick sehen, dass Darcy früher getanzt hatte, allein an ihrer Art, beim Gehen die Füße nach außen zu drehen. Sie war blond und hatte volle Lippen, eine Scarlett Johansson für Arme, dachte Hastroll. Dabei schien sie von einer Blase der Einsamkeit umgeben, von einer Distanziertheit, die vor ihr herschwappte, wenn sie auf einen Menschen zuging. Hastroll machte sich in Gedanken eine Notiz, den Nachbarn, Rand Harper, zur Gegenüberstellung zu bitten.
»Miss Darcy?«
Als Hastroll ihr seine Dienstmarke zeigte, wich alle Farbe aus ihrem Gesicht.
»Lassen Sie mich nachsehen, ob ein Besprechungsraum frei ist«, sagte sie und führte ihn anschließend mit gesenktem Blick durch den Flur. »Hier sind wir ungestört.« Sie schaltete die Deckenbelechtung ein und schloss die Tür, setzte sich, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu, wie Hastroll sich einen Stuhl heranzog. Er legte seinen Notizblock auf den Tisch und starrte sie an, bis sie die Augen niederschlug.
»Es geht um David, oder?«
»Mr. Cady hat mir erzählt, Sie und Mr. Pepin hätten regelmäßig zusammengearbeitet.«
»Das stimmt.«
»Würden Sie sagen, Sie standen sich nahe?«
Georgine drückte sich die Faust an die Lippen, bevor sie sich räusperte. »Das stimmt.«
Hastroll wartete. »War Ihr Verhältnis …«
»Ja.«
»Wie lange dauerte Ihre Affäre mit David?«
»Ungefähr ein Jahr«, sagte sie. »Wir haben es vor ein paar Monaten beendet.«
»In gegenseitigem Einvernehmen?«
Sie sah Hastroll gleichgültig an. » Er hat es beendet.«
»Warum?«
»Er sagte, es verwirre ihn.«
»Inwiefern?«
Darcy musste blinzeln. Es war der Schreck über die Wahrheit, dachte Hastroll, der sie jetzt gerade durchzuckte. »Er wollte sich über seine Gefühle für seine Frau klar werden. Sie hatte ihn für eine Weile verlassen und ist dann zurückgekommen, und kurz vorher hat er mir gesagt, er könne, solange wir uns sehen, nicht herausbekommen, ob er nur wegen seiner Probleme mit Alice mit mir zusammen sei oder weil es zwischen uns wirklich etwas gebe.«
»Und Sie waren damit einverstanden?«
Zwei kleine Tränen bildeten sich in Georgines Augen und tropften herunter. »Anscheinend habe ich bei diesen Geschichten nie die Wahl.« Sie presste sich die Zeigefinger gegen den Nasenrücken und wischte sich über die Augen. Dann, sie hatte genug geweint, räusperte sie sich.
»Hat er viel über Alice geredet?«
»Nein.«
»Aber er hat über sie geredet?«
»Sehr selten.«
»Sie sagen, er hätte von
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