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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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drinnen. Das Wohnzimmer wurde von einem riesigen Flügel ausgefüllt wie eine Flasche von einem Buddelschiff, sodass Hastroll versucht war zu fragen, wie das Instrument hereingekommen sei. Bagdasarian kehrte ihm den Rücken zu und stand vor einem Kaminsims voller Bilder. Als Hastroll ihm auf die Schulter tippte, drehte Bagdasarian sich um und starrte ihn an, als hätte er ihn nie gesehen. Dann zeigte er auf das Foto einer Frau, die mindestens dreißig Jahre jünger war als er. Sie trug ein grünes Kleid und eine kleine schwarze Toque. Ihr Haar war liebesapfelrot. Das Foto war, Hastroll erkannte es an den Autos auf der Straße und der Skyline dahinter, Jahrzehnte alt.
    »Das Judif«, sagte er. Seine Aussprache klang verzerrt, die Silben gelähmt und deformiert.
    »Judith?«
    Der Mann lächelte ihn schief an. »Das meine Frau.« Er betrachtete das Foto und zeigte noch einmal, bevor er sich einen Finger an die Lippen legte. »Das Judif?«, fragte er.
    Hastroll ging hinaus und zog leise die Tür hinter sich zu.
     
    Hannah ließ sich von Hastroll füttern. Schließlich war sie nicht im Hungerstreik. Tatsächlich wurde sie, wenn er ihr das Abendessen auf einem Tablett servierte, so gesprächig wie zu ihren bes ten Zeiten. »Wie läuft’s auf dem Revier?«, fragte sie dann, oder: »Sieht wirklich heiß aus draußen«, oder: »Anscheinend hast du in letzter Zeit viel zu tun.« Sie klemmte sich die Serviette in den Slip und führte sich auf wie eine Frau, die nicht fünf Monate im Bett gelegen, sondern sich gerade von einer Krankheit erholt hatte, von einer Grippe beispielsweise, eine Frau, der es schon viel besser ging, danke, einen Tag noch, und sie wäre kräftig genug, um wieder zur Arbeit zu gehen.
    Hastroll stand daneben, erstaunt und überflüssig und auch ein wenig empört. Aber er sagte nichts. Er fragte sie, ob sie noch etwas bräuchte – »Ich habe alles«, antwortete sie –, und ging zurück in die Küche, da ihn kaum etwas mehr ärgerte als Leute, die im Bett aßen. Anschließend erledigte er den Abwasch, um nicht vom nächsten Schreckgespenst, einer verdreckten Küche, eingeholt zu werden. Nun, da er vor der vollen Spüle stand, fiel ihm ein, dass das Essen, das er heute Abend für sie gekocht hatte – Hähnchenbrust auf Couscous mit Zitronen-Butter-Sauce und glatter Petersilie –, in letzter Zeit zu seinem Lieblingsrezept avanciert war; und als er die gemeinsam verbrachten Jahre Revue passieren ließ, fiel ihm auf, dass man ihre Beziehung als ständig wechselnde Speisekarte sehen konnte, als bistro à deux , wobei Hastroll der Koch war und Hannah der einzige Gast. Hätte man ihn gebeten, ein letztes Menü zusammenzustellen, eines, das die Höhepunkte ihrer gemeinsamen Vergangenheit nacherzählte, Gang für Gang, vom Anfang bis heute, hätte das neue Leibgericht den Abschluss gebildet – im Anschluss an toskanische Brotsuppe mit Kohl und weißen Bohnen, die sättigend war und himmlisch billig; kalte Sesamnudeln mit gegrilltem Schweinebauch (aus Hastrolls chinesischer Phase), die morgens, mittags und abends gleichermaßen köstlich schmeckten, am besten jedoch nach dem Sex; Enchiladas mit Shrimps und schwarzen Bohnen, die traditionell zu ihrem Freitagabend gehörten, seit Hastroll sich mit Traditionen beschäftigt hatte; gedünstete Lachssteaks mit Zitrone, schwarzen Pfefferkörnern und einer Gurken-Joghurt-Sauce (seit sie mehr Geld zur Verfügung hatten, aßen sie öfter Fisch); und schließlich an seine Spinatfettuccine in einer Sauce aus Sahne, Mascarpone und einem Hauch Muskat, die zum Schluss mit einer Handvoll Parmesan verfeinert wurde, einfach zuzubereiten war und seinen leeren Bauch füllte; denn war es nicht, wo er und Hannah allein lebten, egal, wenn einer von ihnen fett wurde?
    Er ging wieder ins Schlafzimmer, um ihren Teller abzuräumen.
    »Haben wir irgendwas Süßes da?«, fragte sie.
    Hastroll blinzelte zweimal. »Du machst wohl Witze.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sprichst du von Blaubeertorte?«
    »Genau!«
    »Gestürzter Ananastarte?«
    »Das klingt köstlich, aber ein bisschen Eis würde mir schon reichen.«
    Hastroll rammte sich den Zeigefinger in die Brust. » Ich bin nicht fürs Dessert zuständig!« Dann zeigte er auf sie: » Du bist fürs Dessert zuständig!«
    Hannah strich die Bettdecke über ihren Beinen glatt und seufzte. »Du hast es immer noch nicht kapiert.«
     
    »David und ich sind Geschäftspartner«, sagte Frank Cady. »Wir haben diese Firma zusammen gegründet. Worum

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