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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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»Gegen zehn Uhr an dem Morgen brachte man einen Jungen in den OP, der von einem Laster überrollt worden war.«
    »Er atmet nicht.«
    »Er wurde bewusstlos und hörte zu atmen auf, sobald wir ihn auf dem OP-Tisch hatten.«
    »Also öffnen Sie seinen Brustkorb.«
    »Ja.«
    »Und massieren sein Herz.«
    »Das stimmt.«
    »Wie fühlt ein Herz sich an?«
    »Wie ein Tennisball«, sagte Sheppard. »Härter, als Sie denken würden. Es springt immer in die ursprüngliche Form zurück, egal, wie fest man drückt.«
    »Interessant«, sagte Möbius.
    Sheppard zuckte mit den Achseln.
    »Aber der Junge stirbt.«
    »Ja.«
    »Und als Sie den Vater darüber informieren, beleidigt er Sie.«
    »Der Vater sagte zu mir, dass der Junge unmöglich tot sein könne, weil er sich kurz nach dem Unfall noch mit ihm unterhalten habe. Dass er bei vollem Bewusstsein gewesen sei und ich ihn ermordet haben müsse.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Ich klärte ihn über innere Blutungen auf. Dass sie heimlich und still morden. Dass ein Verletzter sich völlig normal verhält, bis die Organe plötzlich versagen. Und ich sagte ihm, dass es mir leidtue.«
    »Und dann?«
    »Nach meiner Schicht im Krankenhaus schob ich einen kurzen Besuch bei meinen Eltern ein.«
    »Und danach?«
    »Bin ich nach Hause gefahren. Ich habe das Bootshaus aufgeräumt. Für den nächsten Tag hatten wir die Assistenzärzte zum Wasserski eingeladen, deswegen habe ich den Außenborder überprüft. Ich wollte sichergehen, dass für den Ausflug genug Benzin im Tank ist. Ich habe die Schleppseile zusammengesucht, die Skier, die Rettungswesten. Und dann war es Zeit für einen Cocktail.«
    »Wie spät war es da?«
    »Etwa Viertel vor sieben. Wir sind für ein paar Drinks zu den Nachbarn rüber, Don und Nancy Ahern.«
    »Ich dachte, Sie hätten sie an jenem Abend zum Essen eingeladen?«
    »Das war so eine merkwürdige Angewohnheit von uns. Die Frauen sagten, das Chaos würde gleichmäßiger verteilt, wenn wir in einem Haus trinken und im anderen essen.«
    »Die Aherns lebten nebenan?«
    »Am Ende der Straße.«
    »Was haben Sie getrunken?«
    »Die Frauen Whisky Sour. Don und ich Martinis.«
    »Worum drehte sich die Unterhaltung?«
    »Ich erzählte Don von meinem Tag. Von dem Jungen, der gestorben war.«
    »Der Vorfall hat Sie bedrückt.«
    Im Wartezimmer war der Vater des Jungen zwei Schritte vor Sheppard zurückgewichen, hatte mit dem Finger auf ihn gezeigt und die anderen Patienten mit weit aufgerissenen Augen angesehen. Sie, hatte er gesagt. Sie haben ihn umgebracht, irgendwie. Als ich mit ihm herkam, haben wir uns unterhalten. Er saß im Auto neben mir. Es ging ihm gut. Sie wollten, dass mein Junge stirbt! Lassen Sie diesen Mann bloß nicht in die Nähe Ihrer Familie! Er ist ein Mörder, haben Sie verstanden? Er hat mein Kind ermordet!
    »Ja«, sagte Sheppard.
    »Was ist dann passiert?«
    »Marilyn ist rüber, um das Abendessen vorzubereiten.«
    »Wie lange sind Sie noch geblieben?«
    »Ein paar Minuten vielleicht. Dann wurde ich ins Krankenhaus gerufen.«
    »Warum?«
    »Um mir Röntgenbilder anzusehen. Ein Junge hatte sich das Bein gebrochen.«
    »Wie spät war es?«
    »Etwa halb neun.«
    »Sie kamen schnell zurück?«
    »Ich kam zurück, sobald ich fertig war«, sagte Sheppard.
    »Und dann haben Sie sofort gegessen?«
    »Nein, Marilyn hinkte ihrem Zeitplan hinterher. Don verfolgte im Radio ein Spiel der Indians, deswegen habe ich, bis die Frauen mit dem Kochen fertig waren, die Jungs mit in den Keller genommen, wo ich einen Sandsack aufgehängt hatte.«
    »Wo haben Sie gegessen?«
    »Auf der Veranda.«
    »Und die Kinder?«
    »In der Küche.«
    »Der Abend war schön.«
    »Wir haben einen atemberaubenden Sonnenuntergang gesehen.«
    »Marilyn hatte vorzüglich gekocht.«
    »Rollbraten, grüne Bohnen. Blaubeertorte.«
    »Und danach?«
    »Nach dem Essen haben wir uns das Feuerwerk angesehen. Es gab eine große Vorabendshow, weil der nächste Tag der vierte Juli war. Dann hat Don die Kinder mitgenommen und ins Bett gebracht.«
    »Wie spät war es da?«
    »Etwa halb elf.«
    »Kam er sofort zurück?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Die Frauen haben die Küche in Ordnung gebracht. Don hat sich das Ende des Indians-Spiels angehört. Ich habe mich ins Wohnzimmer gesetzt, um ein wenig auszuruhen.«
    »Und dann?«
    »Ich habe Chip geholfen, sein Modellflugzeug zu reparieren.«
    »Sie haben den Jungen länger aufbleiben lassen.«
    »Nein. Er kam im Schlafanzug die Treppe runter. Er liebte

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