Mister Perfekt
hatte, und ein erregender Kitzel durchlief ihn. Er fuhr mit den Händen an sich herab, was sie ihm streng verboten hatte, aber das Gefühl war so schön, dass er es manchmal trotzdem tat.
Nein. Das war ungezogen. Und wenn Mutter ihn bestraft hatte, dann nur, um ihm zu zeigen, wie ungezogen er gewesen war. Daran durfte er keinen Gefallen finden.
Dennoch war die Nacht kein völliger Fehlschlag gewesen. Er hatte einen neuen Lippenstift. Er nahm die Kappe ab und drehte den Boden, bis sich das vulgäre Ding nach oben schob. Der Stift war nicht so knallrot wie Marcis, sondern eher rosafarben, und gefiel ihm längst nicht so gut. Corin malte seine Lippen an, betrachtete finster sein Spiegelbild und wischte dann die Farbe angeekelt wieder ab.
Vielleicht hatte ja eine von den beiden anderen einen Lippenstift, der besser zu ihm passte.
Laurence Strawn, Geschäftsführer von Hammerstead Technology, war ein Mann mit herzhaftem Lachen und der Begabung, das große Ganze im Auge zu behalten. Einzelheiten waren nicht seine Stärke, doch das war auch nicht nötig.
Am Morgen hatte ihn ein gewisser Detective Donovan vom Polizeirevier in Warren angerufen. Detective Donovan hatte sehr überzeugend geklungen. Nein, sie hätten keinen Durchsuchungsbefehl für die Personalakten von Hammerstead, und sie würden es vorziehen, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen. Er bitte nur um Mithilfe bei der Suche nach einem Mörder, bevor der Mann ein weiteres Opfer fordern konnte, und sie hätten so eine Ahnung, dass er bei Hammerstead arbeiten könnte.
Warum das?, hatte Mr. Strawn gefragt, woraufhin der Detective von dem Anruf auf T.J. Yothers Handy erzählt hatte, dessen Nummer der Anrufer nur kennen konnte, wenn er Zugriff auf gewisse persönliche Informationen hatte. Da man ziemlich sicher sei, dass Marci Dean ihren Mörder gekannt hatte und dass derselbe Mann auch auf T.J.s Handy angerufen hatte, würde daraus folgen, dass sie ihn beide kannten, dass genau genommen alle vier Freundinnen ihn kannten.
Aufgrund dessen sei es sehr wahrscheinlich, dass er mit ihnen zusammen bei Hammerstead Technology arbeitete.
Mr. Strawns erster Gedanke war, dass die Presse auf keinen Fall Wind von dieser Sache bekommen durfte. Schließlich war er Geschäftsführer. Seine zweite, durchdachtere Reaktion war, dass er alles nur Mögliche unternehmen wollte, um diesen Wahnsinnigen davon abzuhalten, noch eine seiner Angestellten umzubringen.
»Und was soll ich dabei tun?«, fragte er.
»Wenn es nicht anders geht, würden wir in Ihre Firma kommen, um die Akten durchzugehen, aber es wäre uns lieber, wenn niemand erführe, dass wir daran arbeiten. Könnten Sie die Dateien zusammenstellen und als E-Mail an uns schicken?«
»Die Akten befinden sich auf einem separaten System, das nicht online ist. Ich werde sie für mein System auf eine CD kopieren lassen müssen, dann kann ich sie Ihnen als Anhang mailen. Wie lautet denn Ihre E-Mail-Adresse?«
Im Unterschied zu vielen Geschäftsführern oder Vorstandsvorsitzenden kannte Laurence Strawn sich mit Computern aus. Er hatte sich schlau machen müssen, um nachvollziehen zu können, was die Verrückten in den untersten zwei Etagen so trieben.
»T.J. Yother arbeitet in der Personalabteilung«, ergänzte er, während er die E-Mail-Adresse von Detective Donovan notierte, wofür er auf ein weiteres Talent zurückgriff, nämlich zwei Dinge gleichzeitig tun zu können.
»Sie soll das übernehmen. Auf diese Weise gibt es keine undichte Stelle.«
»Gute Idee«, bestätigte Sam. Nachdem dieses Problem so überraschend schnell gelöst war - irgendwie war ihm Laurence Strawn sympathisch -, wandte er seine Aufmerksamkeit dem teilweisen Schuhabdruck zu, den die Spurensicherungsbeamten in Jaines Bad vom Boden abgenommen hatten, wo der Dreckskerl in die Überreste ihrer Schminke gestiegen und dabei eine ziemlich deutliche Spur hinterlassen hatte. Er hoffte nur, dass sie ausreichen würde, um die Marke zu identifizieren.
Auch wenn der Schuhabdruck bei der Verhandlung gegen O.J.Simpson nicht gezählt hatte, wäre es bestimmt hilfreich, wenn sie nach der Festnahme dieses Typen beweisen könnten, dass er jenen Typ Schuhe besaß, von denen der Abdruck stammte, und zwar in der entsprechenden Größe. Noch besser wäre es, wenn sich in den Rillen winzige Schminke-Bröckchen finden würden.
Fast den ganzen Morgen hing er am Telefon. Wer wollte da behaupten, dass Detektivarbeit nicht gefährlich und aufregend sei?
Gestern
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