Mister Perfekt
lange du willst.«
Sam nickte zustimmend. »Ich rufe an«, versprach er, bevor er ging.
Corin wiegte sich vor und zurück. Er konnte nicht schlafen, konnte nicht schlafen, konnte nicht schlafen. Er summte leise vor sich hin, so wie damals, als kleines Kind, doch das Zauberlied wirkte nicht. Wann hatte es wohl aufgehört zu wirken? Er wusste es nicht mehr.
Die Schlampe in Rot war tot. Mutter war sehr zufrieden. Vier minus zwei, das macht zwei.
Er fühlte sich gut. Zum ersten Mal in seinem Leben war Mutter sehr zufrieden mit ihm. Nichts, was er je zuvor getan hatte, war ihr gut genug gewesen, denn nie hatte sie über seinen alles entscheidenden Makel hinwegsehen können, auch wenn sie alles daran setzte, ihn zu einem perfekten Mann zu machen.
Diesmal aber machte er alles richtig; sie war sehr mit ihm zufrieden. Stück für Stück für Stück befreite er die Welt von diesen herumhurenden Schlampen. Nein. Das war ein Stück zu viel. Nummer drei hatte er noch nicht erledigt. Er hatte es versucht, aber die eine war nicht zu Hause gewesen.
Er erinnerte sich jedoch, sie bei der Beerdigung gesehen zu haben. Sie hatte gelacht. Oder war das die andere gewesen? Er fühlte sich verwirrt, weil die Gesichter in seiner Erinnerung verschwammen.
Bei einer Beerdigung durfte man doch nicht lachen. Das war infam den trauernden Angehörigen gegenüber.
Aber welche hatte da gelacht? Wieso wollte ihm das nicht einfallen?
Es war egal, dachte er bei sich und fühlte sich sofort besser.
Sie mussten beide sterben, darum machte es keinen Unterschied, welche von ihnen gelacht hatte oder welche »Ms. C.« war. Es machte keinen Unterschied, weil Mutter dann endlich - endlich - zufrieden wäre und ihm nie, nie wieder wehtun würde.
27
Den Kopf in die Hände gestützt, saß Sam am Montagmorgen im Polizeirevier von Warren und brütete zum x-ten Mal über den Hammerstead-Akten. Die Zentralcomputer hatten bei keinem der Namen etwas Brauchbares ausgespuckt, darum ackerten er und Bernsen die Akten einfach noch mal durch, in der Hoffnung auf irgendeinen Hinweis, bei dem es »Klick« machte und der ihnen den benötigten Anhaltspunkt liefern würde.
Irgendwo musste dieser Hinweis stecken; davon war Sam felsenfest überzeugt. Nur dass sie ihn noch nicht gefunden hatten. Er hatte den Verdacht, dass er schon darüber gestolpert war, denn in seiner Magengrube nagte ständig das Gefühl, etwas übersehen zu haben. Aber da war etwas, und früher oder später würde der Groschen fallen. Er hoffte nur, dass es eher früher geschah, am besten jetzt gleich.
Dieser Typ hasste Frauen. Folglich kam er bestimmt nicht mit ihnen aus und arbeitete nicht gern mit ihnen zusammen.
Vielleicht gab es in seiner Akte einen Hinweis auf eine Beschwerde bei der Geschäftsleitung, vielleicht sogar eine Anzeige wegen sexueller Belästigung. Eigentlich hätte ihnen so etwas schon beim ersten Überfliegen ins Auge springen müssen, doch vielleicht war die Beschwerde so formuliert, dass der Vorwurf nicht explizit ausgesprochen wurde.
Weder Jaine noch T.J. arbeiteten heute. Sie waren noch zusammen, allerdings waren sie von T.J.s Haus zu Shelley umgezogen, gemeinsam mit diesem kläffenden kleinen Cockerspaniel, der aus jedem Anlass anschlug, ob nun ein Vogel im Innenhof gelandet war oder sich jemand auf dem Bürgersteig näherte. Er hatte befürchtet, dass Jaine tagsüber bei sich zu Hause bleiben wollte, da am Samstag ihr neues Alarmsystem installiert worden war - unter den Adleraugen von Mrs. Kulavich, die ihre Aufsichtspflichten äußerst ernst nahm -, während sie bei Marcis Beerdigung gewesen waren. Ein Alarmsystem war eine feine Sache, aber ein zu allem entschlossener Mörder ließ sich davon nicht aufhalten.
Jaine hatte jedoch nicht allein bleiben wollen. Sie und T.J.klammerten sich fest aneinander, entsetzt und benommen darüber, was aus ihrem Freundinnenquartett geworden war.
Inzwischen zweifelte niemand mehr daran, dass die Liste diese Gewaltakte ausgelöst hatte, weshalb man für diesen Fall eine Sonderkommission aus sämtlichen Polizeistellen in der Gegend zusammengestellt hatte, da die Frauen alle in verschiedenen Bezirken wohnten.
Im ganzen Land wurde über die Verbrechen berichtet. »Wer mordet die Listen-Ladys?«, hatte ein Nachrichtensprecher gepredigt. »Ganz Detroit ist schockiert über den brutalen Mord an zwei der Frauen, die jene ebenso humorvolle wie umstrittene Liste über Mr. Perfekt zusammengestellt haben, die vor ein paar Wochen die ganze Nation
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