Mister Perfekt
sehr guter Tänzer, was man ihm nicht zutraute, weil er aussah, als würde er lieber tot umfallen als sich auf eine Tanzfläche wagen, ungefähr wie eine Kreuzung zwischen Lastwagenfahrer und Rocker. Was Small Talk anging, war er eine Niete, doch er verstand sich ganz eindeutig zu bewegen.
Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, sich allein ins Getümmel zu stürzen, doch die Vorstellung war wenig verlockend. Nach dem ganzen Heckmeck, das es die Woche über wegen dieser verdammten Liste gegeben hatte, fühlte sie sich ausgelaugt. Lieber schnappte sie sich ein Buch und entspannte. Vielleicht würde sie morgen wieder ausgehen.
Sie vermisste Brick. Jedenfalls vermisste sie seine Anwesenheit, auch wenn ihr der Rest weniger fehlte. Außer in der Kiste oder auf der Tanzfläche war er ein ziemlicher Langweiler. Entweder schlief er, oder er trank Bier, oder er schaute fern. Basta. Er war auch kein begnadeter Liebhaber, doch das machte er durch seinen Eifer wett. Er war nie zu müde und immer gewillt, alles auszuprobieren, was ihr in den Sinn kam.
Trotzdem war Brick ein weiterer Beweis dafür, dass sie in der Auswahl ihrer Männer keine glückliche Hand hatte. Wenigstens war sie inzwischen nicht mehr so blöd, sie zu heiraten. Dreimal reichte vollkommen, vielen Dank.
Jaine nörgelte herum, weil sie dreimal verlobt gewesen war, aber das war immer noch besser, als dreimal verheiratet gewesen zu sein. Außerdem hatte Jaine einfach noch keinen Mann getroffen, der es mit ihr aufnehmen konnte. Vielleicht würde ja dieser Bulle...
Ach Quatsch, wahrscheinlich nicht. Das Leben hatte Marci gelehrt, dass sich die Dinge selten nach Wunsch entwickelten. Auf jeder Straße gab es Schlaglöcher, und in jeder Software eine Macke.
Als die Türglocke anschlug, war es schon nach Mitternacht.
Marci klemmte ein Lesezeichen zwischen die Seiten, damit sie die Stelle wiederfand, und rappelte sich von dem Sofa hoch, auf dem sie gelegen hatte. Wer in aller Welt mochte das sein? Brick bestimmt nicht, der hatte einen Schlüssel.
Dabei fiel ihr ein: Sie musste die Schlösser auswechseln lassen. Sie war zu vorsichtig, um nur ihren Schlüssel zurückzuverlangen; er konnte sich leicht einen Nachschlüssel gemacht haben. Bislang hatte noch nichts darauf hingedeutet, dass er klaute, aber man wusste nie, wozu ein Mann fähig war, wenn er wütend auf eine Frau war.
Weil sie vorsichtig war, blickte sie erst durch den Spion. Sie zog die Stirn in Falten und trat zurück, um die Tür zu entriegeln und die Kette auszuhaken.
»Hey«, sagte sie im Öffnen. »Ist irgendwas?«
»Nein«, antwortete Corin und ließ den Hammer, den er gegen sein Bein gepresst hatte, auf ihren Kopf krachen.
17
Am Montag war neben dem Aufzug zu lesen:
UM BEFÖRDERT ZU WERDEN, GENÜGT ES NICHT, IDEEN ZU HABEN, MAN MUSS AUCH UNFÄHIG SEIN, SIE AUSZUDRÜCKEN.
Jaine kicherte immer noch, als die Aufzugtür aufglitt. Sie fühlte sich, als würde Champagner in ihren Adern prickeln, was direkt auf das von Sam erfüllte Wochenende zurückzuführen war. Sie war immer noch nicht von Sam erfüllt gewesen, dafür hatte sie aber heute Morgen mit der Anti-Baby-Pille angefangen.
Nicht dass sie ihm das verraten hätte. Die Frustration trieb sie noch in den Wahnsinn, doch die Vorfreude brachte ihre Welt zum Strahlen. Sie konnte sich nicht entsinnen, sich schon jemals so lebendig gefühlt zu haben, so als würde jede einzelne Zelle in ihrem Körper singen und jubilieren.
Derek Kellman trat gerade aus dem Aufzug, als sie einsteigen wollte.
»Hi, Kellman«, begrüßte sie ihn fröhlich. »Wie geht's so?«
Er wurde knallrot, und sein Adamsapfel ruckte in der Kehle auf und ab. »Äh - okay«, murmelte er mit eingezogenem Kopf und eilte davon.
Lächelnd schüttelte Jaine den Kopf und drückte auf den Knopf für den dritten Stock. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kellman den Mut aufbrachte, Marci in den Hintern zu kneifen; sie und jeder andere bei Hammerstead hätte einiges springen lassen, um das sehen zu dürfen.
Wie gewöhnlich war sie die Erste im Büro; montags, wenn die Wochenlöhne ausgezahlt wurden, fing sie lieber etwas früher an. Falls sie es schaffte, ihre Gedanken nicht allzu oft von der Arbeit abschweifen zu lassen, lag sie gut in der Zeit.
Vielleicht legte sich die Aufregung um die Liste ja allmählich.
Alle, die ein Interview gewollt hatten, hatten eines bekommen, nur das People Magazine nicht. Sie hatte am Morgen nicht ferngesehen, darum hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher